Geldpolitische Unterstützung Draghis Politik stützt Peripherieländer

Notenbank-Chef, Mario Draghi, schiebt mit seiner Geldpolitik die Bonds der Peripherie-Länder weiter an. Einstige Schrottanleihen bringen wieder satte Gewinne. Doch die Arbeit der EZB ist noch nicht beendet.

  • Teilen per:
  • Teilen per:
Eine italienische Euro-Münze: Italienische Bonds verzeichneten den geringsten Anstieg seit drei Quartalen. Quelle: dpa

Pacific Investment Management und Deutsche Asset & Wealth Management setzen darauf, dass die von Mario Draghi am Donnerstag bekräftigte Geldpolitik die Staatsanleihen von Peripherieländern für den Rest des Jahres anschieben werden. Sie sind nicht die einzigen, die darauf spekulieren.

Irische und griechische Staatspapiere haben im zweiten Quartal andere europäische Bonds mit Gewinnen von 4,2 Prozent beziehungsweise 4 Prozent geschlagen, gefolgt von Italien mit einem Plus von 3,6 Prozent, wie aus den Bloomberg World Bond Indexes hervorgeht. Selbst deutsche Bundesanleihen, das Schlusslicht im Euroraum, fuhren einen Ertrag von 2,2 Prozent ein.

„Die Fundamentaldaten dieser Länder verbessern sich allmählich und wir glauben, dass es weiterhin geldpolitische Unterstützung von der Europäischen Zentralbank geben wird, sollte dies nötig sein“, sagte Claus Meyer-Cording, Fondsmanager bei Deutsche Asset in Frankfurt. „Bonds der Peripherieländer haben es bezüglich der Gewinne weit gebracht, aber wir sind weiterhin moderat übergewichtet“ bei diesen Papieren.

Griechische Bonds haben in den letzten fünf Quartalen zugelegt, jedoch war das Plus im vergangenen Vierteljahr das niedrigste. Der Renditeaufschlag der Papiere gegenüber Bundesanleihen ist im vergangenen Monat auf den geringsten Wert seit mehr als vier Jahren gesunken.

Italienische Bonds verzeichneten den geringsten Anstieg seit drei Quartalen. Portugiesische Anleihen kamen auf 2,7 Prozent verglichen mit 12,2 Prozent in den drei Monaten zuvor.

Das hält die beiden Vermögensverwaltungsgesellschaften, die insgesamt ein Kapital von mehr als 3,21 Billionen Dollar verwalten, nicht davon ab, an ihrer Übergewichtung für Bonds wie die aus Italien und Spanien festzuhalten.

Nachdem Anleiherenditen und Volatilität sich nahe Rekordtiefs befinden, sind Investoren auf der Suche nach höheren Renditen und kaufen auch risikoreichere Vermögenswerte, insbesondere von den am stärksten verschuldeten Euroraum- Ländern. Die Anleger sind an die Bond-, Devisen- und Derivatemärkte zurückgekehrt, nachdem die Schuldenkrise, die vor ein paar Jahren fast zum Auseinanderbrechen des Euros geführt hatte, nachlässt.


Die EZB hat im vergangenen Monat eine Reihe von Maßnahmen eingeführt

Hätten Anleger am 25. Juli 2012 italienische Staatsanleihen gekauft, hätten sie damit einen Gewinn von 32 Prozent erreicht, verglichen mit einem Verlust von 1,6 Prozent mit US- Staatsanleihen. Draghi bekräftigte am Donnerstag, dass er die Zinsen niedrig halten wird. Zudem versuchen die Währungshüter, die Wirtschaft der Region mit neuen Stützungsmaßnahmen anzukurbeln.

Angesichts einer schleppenden Konjunkturerholung und einer anhaltend niedrigen Inflation hat die EZB im vergangenen Monat eine Reihe von Maßnahmen eingeführt. So hat sie den Leitzins auf ein Rekordtief von 0,15 Prozent gesenkt, den Einlagensatz unter Null geführt und gezielte Kredite zur Ankurbelung der Kreditvergabe und des Wachstums angekündigt.

Da die Inflation den neunten Monat in Folge weniger als die Hälfte des EZB-Ziels von knapp 2 Prozent beträgt, hat Draghi die Investoren auf die Möglichkeit weiterer Maßnahmen vorbereitet, sollte die Gefahr einer negativen Preisspirale anhalten.

„Die Inflation ist noch immer sehr schwach und wir glauben, dass sie noch weiter sinken wird“, sagt Andrew Balls, stellvertretender Chief Investment Officer bei Pimco in London. „Es besteht die Möglichkeit, dass die EZB großvolumige Aktiva-Käufe vornimmt, die zu einer weiteren Verengung der Spreads führen würde. Zwar sind die Renditen niedrig, aber der Carry- Trade-Vorteil gegenüber den Bonds der Kernstaaten ist immer noch attraktiv.“

Pimco hat bei Staatsanleihen aus Italien, Spanien und Slowenien eine Übergewichten-Position. Balls sieht eine Wahrscheinlichkeit von 50 zu 50, dass die EZB ein Programm der quantitativen Lockerung einführen wird.

Zwar ist die Rendite von zehnjährigen portugiesischen Papieren am 10. Juni auf 3,23 Prozent gefallen, den tiefsten Stand seit September 2005, dennoch boten die Bonds zu Börsenschluss an dem Tag einen Renditeaufschlag von 193 Basispunkten gegenüber Bundesanleihen, verglichen mit durchschnittlich 22 Basispunkten in den drei Jahren vor Ausbruch der Schuldenkrise im Jahr 2009. Der Spread lag am Donnerstag bei 230 Basispunkten.

Rückenwind erhielten die Bonds der Peripherieländer auch von einem besseren Bonitätsausblick, so Rabobank International.

Die Wirtschaftsaussichten haben sich in den Ländern, die im Zentrum der Schuldenkrise standen, gebessert. Standard & Poor's hat im vergangenen Monat das Rating von Irland um eine Stufe auf „A-“ heraufgesetzt und dabei auf die anziehende Konjunktur verwiesen, die der Regierung bei der Senkung der Schulden helfen wird. Die Ratingagentur hat im Mai auch die Bonitätsnote für Spanien um eine Stufe auf „BBB“, die zweitniedrigste Investmentgrade-Note, erhöht. Fitch Ratings hat das langfristige Rating von Griechenland um eine Stufe auf „B“ heraufgesetzt, was aber immer noch fünf Stufen unter Investmentgrade liegt.

„Die sehr niedrigen Finanzierungskosten führen zu geringeren Bond-Emissionen”, sagt Lyn Graham-Taylor, Strategin für festverzinsliche Papiere bei Rabobank in London. „Das und die Erwartungen, dass die EZB mehr tun wird, hält die Dynamik einer Spread-Verringerung am Laufen.”

© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%