Gewinnchancen für Anleger Kaufen, was aus der Mode ist

Investmentfonds aus kriselnden Märkten wie Großbritannien verlieren derzeit massiv Geld. Mitunter ist die Panik aber übertrieben. Das bietet Anlegern jetzt besondere Chancen. Wo eine Wende möglich ist.

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Das sind die besten Investmentfonds
Offene Immobilienfonds
Die meisten offenen Immobilienfonds investieren in Bürogebäude, Shoppingcenter, Hotels oder auch Logistikhallen. Seltener kaufen sie mit dem Geld ihrer Anleger auch Mietwohnhäuser. Anders als bei Aktien- oder Rentenfonds müssen Anleger ihre Immobilienfondsanteile heute mindestens zwei Jahre lang halten – und zwölf Monate im voraus ankündigen, wenn man seine Anteile wieder zu Geld machen will. Quelle: Handelsblatt
Euro-Rentenfonds Quelle: Handelsblatt
Rentenfonds Euro Quelle: Handelsblatt
Rentenfonds international Quelle: dpa
Euro-Mischfonds Quelle: obs
Euro-Mischfonds Quelle: dpa

Der Brexit treibt Anleger massenhaft aus britischen Aktienfonds: Allein im Juni sank das investierte Geld um 3,5 Milliarden Pfund. Die Angst vor einer Rezession in Großbritannien ist groß.
Viele Anleger fühlen sich durch die Zinssenkung der Bank of England in ihrer Furcht bestätigt. Die Flucht aus den Fonds scheint übereilt zu sein, denn die britischen Aktien haben sich wieder erholt: Der Index FTSE 100 stieg seit dem Brexit-Beschluss vom 23. Juni um acht Prozent. Wie stark der EU-Ausstieg die britische Wirtschaft tatsächlich schwächen wird, ist derzeit noch nicht abzusehen.

Genau solche Ausnahmesituationen sind eine Chance für Anleger, die gegen den Strom schwimmen. Oft ist die Panik bei den in Fonds investierten Privatanlegern größer als an der Börse insgesamt. Meist liegt das daran, dass sie im Gegensatz zu den Profis sehr spät auf einen Trend aufgesprungen sind. Das Risiko, mit ihrem Investment unter den Einstiegskurs zu fallen, ist daher hoch. Entsprechend groß ist die Nervosität.

Die besten Fonds aus Kategorien mit hohen Vermögensverlusten und Turnaround-Potenzial

Fonds mit britischen Aktien sind nicht die einzigen, die deutlich an Anlegergeld verloren haben. Rund zehn Prozent von 360 Fondskategorien büßten in den vergangenen zwölf Monaten laut Börseninformationsdienst Thomson Reuters mindestens 30 Prozent ihres Vermögens ein.

Zu diesen zehn Prozent gehören auch Fonds mit Finanzwerten (minus 32 Prozent). Der Rückgang des Fondsvolumens wurde hier vor allem durch den Absturz der Bankaktien getrieben. Obwohl der Stresstest der europäischen Bankenaufsicht auf den ersten Blick positiv ausfiel, ist auch der Ausblick für die Kreditinstitute alles andere als rosig.

Kursentwicklung-der-Biogen-Aktie

Gegen den Trend investieren

Es gibt allerdings auch Fondskategorien, bei denen es gute Argumente gibt, gegen den Trend zu investieren. Das größte Potenzial haben derzeit Aktien aus Spanien, Südkorea, der Türkei und aus der Biotechbranche. Allen vier gemeinsam ist:

  • Die Aktienmärkte sind über zwölf Monate viel schlechter gelaufen als der globale Industrieländerindex MSCI Welt.
  • Der Börsenwert der im Index vertretenen Unternehmen ist im Vergleich zu den bilanzierten Vermögenswerten zum Vorjahr deutlich gesunken oder verharrt auf niedrigem Niveau nahe eins. Das kann ein Zeichen für eine Unterbewertung sein.
  • Die Fonds haben binnen zwölf Monaten mindestens 30 Prozent an Vermögen verloren. Gleichzeitig sind die Verluste der Vergleichsindizes geringer. Beispiel: Der türkische Aktienindex ISE verlor auf Jahressicht rund zwölf Prozent. Das Vermögen der Türkei-Fonds schrumpfte dagegen um 31 Prozent. Das spricht für eine Überreaktion.

Das sind Indizien, kein Beleg für einen möglichen Turnaround. Neben der Statistik sollten auch weitere Argumente für eine Wende sprechen.

Gute Geschäfte trotz politischem Chaos

Beispiel: Spaniens Unternehmen werden für das politische Chaos in Madrid und die europäische Bankenkrise in Sippenhaft genommen. Außerhalb des Finanzsektors brummt bei vielen spanischen Unternehmen jedoch das Geschäft.

So verdoppelte beispielsweise die Hotelkette Meliá im ersten Halbjahr den Gewinn gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Der Lohn war die Rückkehr in den Aktienindex Ibex. Auch beim Bekleidungskonzern Inditex läuft es rund: Statt des im ersten Quartal erwarteten Gewinns von 541 Millionen Euro, verdienten die Spanier 554 Millionen. Bekanntester Teil des spanischen Textilimperiums ist die Modekette Zara.

Trotz guter Unternehmenszahlen bewegt sich der Ibex nur zögerlich nach oben: plus sieben Prozent seit dem Brexit-Beschluss. Grund dafür ist der hohe Bankenanteil im Index. Bei einigen Banken knirscht es nach wie vor. So halbierte sich bei Santander der Gewinn im ersten Halbjahr, auch wegen Zahlungen an den EU-Abwicklungsfonds. „Wir gewichten daher Finanzwerte deutlich unter dem Indexanteil“, sagt Fabio Ricelli, Manager des Aktienfonds Fidelity Iberia. Er bevorzugt Unternehmen mit stabilerem Geschäft und wenig politischem Einfluss.

von Heike Schwerdtfeger, Sebastian Kirsch, Annina Reimann

So investierte Ricelli kürzlich in den Vergnügungspark-Betreiber Parques Reunidos, der im April an die Börse ging. 80 Prozent des Umsatzes macht das Unternehmen außerhalb Spaniens, zum Beispiel mit dem Movie Park Germany in Bottrop. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 18 für das kommende Jahr hält Ricelli für günstig.

Ebenfalls zu seinen Favoriten zählt das IT-Unternehmen Amadeus, das Software für die Reisebranche entwickelt. Amadeus hat im ersten Halbjahr seinen Gewinn um 18 Prozent gesteigert. Hauptwachstumstreiber ist das steigende Flugaufkommen in Asien. Von Januar bis Juni wurden über eine Amadeus-Plattform 17 Prozent mehr Flugtickets verkauft als im Vorjahreszeitraum.

Abwarten wegen politischer Risiken

Weniger gebucht wird derzeit das Reiseziel Türkei. Der gescheiterte Putsch Mitte Juli und die anschließenden Massenverhaftungen schreckten viele Touristen ab. Auch Fondsanleger flüchten: Das Vermögen von Portfolios mit türkischen Aktien schrumpfte auf Jahressicht um 31 Prozent.

Präsident Recep Tayyip Erdoğan hat angekündigt, auch in der Wirtschaft politische Gegner kaltzustellen. Kürzlich wurde einer Bank aus dem Firmengeflecht der Gülen-Bewegung die Lizenz entzogen. Gerade die staatlich regulierten Banken sind anfällig für politische Einflussnahme. Im türkischen Aktienindex sind unter den fünf größten Einzelwerten immerhin drei Banken.

Wertentwicklung-der-Inditex-Aktie

Das sind eigentlich keine guten Vorgaben für die türkische Börse. Dennoch hat der Aktienindex ISE schon die Hälfte der Verluste nach dem Putschversuch wieder wettgemacht (siehe Seite 83). Jede halbwegs gute Nachricht wird dankbar aufgenommen.

Der türkische Aktienmarkt hat großes Turnaround-Potenzial. Allerdings ist noch nicht abzusehen, wie stark der Staat in die Wirtschaft eingreift. Aufgrund der hohen Unsicherheit sollten Anleger zunächst abwarten.

Südkorea ist zwar politisch stabil, dennoch kommt der Aktienmarkt nicht von der Stelle. Derzeit hat sich der Index Kospi etwa auf dem Niveau von März 2012 eingependelt. Zum Vergleich: Der MSCI World legte im gleichen Zeitraum rund 80 Prozent zu. Auf den ersten Blick klingt das ernüchternd. Südkoreanische Aktien sind jedoch wieder günstig: für das Zwölffache des Gewinns statt des 20-Fachen wie 2012. Hauptgrund für den Bewertungsabschlag ist die abflauende Konjunktur Chinas, des wichtigsten Handelspartners Südkoreas.

Unternehmen mit hohem Exportanteil bleiben unattraktiv

Allerdings sind nicht alle Branchen attraktiv. Bei Unternehmen mit hohem Exportanteil ist weiterhin Skepsis angebracht, etwa im Schiffbau. So verlor Daewoo in den vergangenen drei Monaten rund zwölf Prozent.

Der Pessimismus beim Export überdeckt jedoch die Chancen im Inland. So dürfte die Binnennachfrage dieses Jahr um 3,8 Prozent wachsen. Der Aktienfonds Invesco Korean Equity hat sich richtig aufgestellt. „Wir setzen verstärkt auf Basiskonsumwerte“, sagt Fondsmanager Simon Jeong. Dazu zählen etwa der Nahrungsmittelkonzern Dongsuh und der Möbelhändler Hanssem.

Auch einigen Aktien des Gesundheitssektors traut Jeong mehr zu als dem koreanischen Markt insgesamt. Derzeit hält er unter anderem den Pharmahersteller Hanmi Science, der Diabetesmedikamente entwickelt. Vor allem in China wächst der Bedarf: Bis 2030 soll die Zahl der Diabetespatienten von 100 auf 150 Millionen wachsen.

Anleger auf der Suche nach den globalen Champions müssen mehr als nur die Bilanz des Unternehmens studieren, denn ohne die richtige Firmenkultur wird der Schritt hin zum Global Player nicht gelingen.
von Markus Elsässer

Kursplus dank Übernahmefantasie

Nicht Fehlschläge bei Medikamenten haben der Biotechbranche zugesetzt. Es war viel mehr der mangelnde Glaube der Anleger, dass der Biotechboom weitergehen wird. Immerhin hat sich der Nasdaq Biotech von Januar 2012 bis zum Rekordhoch im September 2015 vervierfacht. Danach haben viele Fondsanleger Gewinne mitgenommen. Der Nasdaq Biotech ist seit dem Höchststand bis zum Februar dieses Jahres um rund 40 Prozent gefallen.

Seit Ende Juni geht es wieder bergauf — dank verbesserter Unternehmenszahlen. Zuletzt meldete etwa Amgen bessere Quartalsergebnisse als erwartet. Für das Gesamtjahr schraubten die Amerikaner ihre Umsatz- und Gewinnprognosen nach oben. Auch Celgene und Alexion, beide Index-Schwergewichte, sind dieses Jahr über Plan.

Die Bundesregierung will die betrugsanfällige Besteuerung von Investmentfonds reformieren und an die Rechtsprechung in der EU anpassen. Das Kabinett will dazu einen Entwurf verabschieden.

Anleger profitieren vom Biotechcomeback am besten über börsennotierte Indexfonds auf den Nasdaq Biotech. Die Index-Aktien machen zwischen 80 und 90 Prozent des Portfolios aktiv gemanagter Biotechfonds aus. Ein Mehrertrag der Fonds nach Kosten ist so kaum möglich.

Für weitere Biotechkursfantasie sorgen mögliche Übernahmen. So prüfen die beiden Pharmariesen Merck & Co und Allergan eine Übernahme von Biogen. Anleger sind euphorisch: Biogens Kurs legte im Juli rund ein Drittel zu (siehe Grafik).

Für Allergan hat der Brexit keine Folgen. Das Unternehmen sitzt im steuergünstigen Dublin. Nur ein Prozent des Umsatzes stammt aus Großbritannien. Beste Voraussetzungen für einen Turnaround.

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