Goldman Sachs und Morgan Stanley Die Tesla-Aktie und die verwirrenden Empfehlungen

Zweimal haben bereits Banken die Tesla-Aktie hochgestuft und in zeitlicher Nähe an Emissionen mit dem Papier Geld verdient. Das muss nichts Anrüchiges bedeuten, in jedem Falls ist es aber erklärungsbedürftig.

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Der Elektroauto-Hersteller ist an der Börse fast 30 Milliarden Dollar wert. Quelle: Reuters

New York Goldman-Sachs-Analyst Patrick Archambault hatte vergangene Woche in der Finanzbranche für Verwunderung gesorgt. Er hob das Anlageurteil für die Aktien von Tesla von „Halten“ auf „Kaufen“ an – und zwar am selben Tag, an dem bekannt wurde, dass sich sein Arbeitgeber Goldman Sachs Group zusammen mit Morgan Stanley um den Verkauf von 1,4 Milliarden Dollar an neuen Tesla-Titeln kümmern werde.

Archambaults Empfehlung, die nach Angaben der Bank unabhängig von der Konsortialabteilung erfolgte, ist überschattet von einer jahrelangen zuversichtlichen Einschätzung des Autobauers Tesla durch Adam Jonas, den führenden Autobranchen-Analysten bei Morgan Stanley.

Im August 2015, als das letzte Mal Tesla-Aktien verkauft wurden, hatte der Pkw-Hersteller Morgan Stanley als einen der leitenden Manager der 783 Millionen Dollar schweren Emission engagiert – wobei die Aktien bei 242 Dollar pro Stück gepreist wurden. Drei Tage danach hatte Jonas das Kursziel für den Titel von 280 Dollar auf 465 Dollar angehoben.

Jonas’ Begründung: Die selbstfahrenden Elektroautos von Tesla könnten ein Mitfahrgeschäft schaffen, welches das Unternehmen zu einem wichtigen Mitspieler der Branche machen würde.

Im Moment hat Tesla jedoch noch gar kein voll funktionstüchtiges selbstfahrendes Auto. Zudem wurde von dem Unternehmen nichts dazu gesagt, dass es in das Mitfahrgeschäft einsteigen wolle. Falls doch, muss Tesla es mit dem Google-Konzern aufnehmen, der sowohl an Uber Technologies Inc. beteiligt als auch im Bereich der fahrerlosen Technik aktiv ist.

Teslas Aktien stiegen um 7 Prozent auf 260,72 Dollar an den beiden Tagen nach der Veröffentlichung der Analyse von Jonas. Lauren Bellmare, eine Sprecherin von Morgan Stanley, wollte auf Nachfrage von Bloomberg keinen Kommentar abgeben.

Dem Wertpapierrecht zufolge muss eine Wand im übertragenen Sinn Analysten und Mitarbeiter der Konsortialabteilung innerhalb eines Unternehmens daran hindern, bei ihrer Arbeit Absprachen zu treffen. Mit Blick auf Archambault und Jonas gibt es keine Anzeichen dafür, dass Regeln nicht eingehalten wurden.


„Alle Standards eingehalten“

Die Aufsichtsbehörden fürchten, dass eine Zusammenarbeit dazu führt, dass die Analysten ihr Kursziel anheben, damit die Kollegen bei Sales einen höheren Preis für ihre Aktien erzielen können.

Oft jedoch streben beide Mitarbeiter-Gruppen schlichtweg danach, kurz nach der Veröffentlichung von Quartalszahlen an den Markt zu gehen. Und weil die eine Gruppe nicht weiß, was die andere macht, gibt es das Risiko von Zufällen.

„Wann immer man eine Bank sieht, die im Underwriting aktiv ist, und wenn man eine Reihe positiver Analysen sieht, tendieren die Leute dazu, Fragen zu stellen“, sagte Charles Elson, Direktor am John L. Weinberg Center for Corporate Governance, das Teil der University of Delaware ist. „Aber sie veröffentlichen all das, so liegt es beim Käufer, darauf zu achten.“

Leslie Shribman, eine Sprecherin von Goldman erklärte, die Bank haben alle Standards und Vorschriften mit Blick auf die Trennung von Analysen und Verkauf befolgt. Goldman ist der elfgrößte Aktionär von Tesla mit einer Beteiligung von rund zwei Prozent an dem Autobauer. Tesla-Sprecher reagierten nicht auf Nachfragen mit der Bitte um Stellungnahme.

Die beiden besten Tesla-Analysten von großen Banken, Colin Langan von der Schweizer UBS Group AG und Ryan Brinkman von JPMorgan Chase & Co., haben das Kursziel für die Aktie derzeit bei 160 Dollar beziehungsweise 185 Dollar gesetzt. Am Donnerstag ging die Tesla-Aktie an der Wall Street bei 225,12 Dollar aus dem Handel.

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