Goldpreis Preissturz bringt Goldproduzenten in Schieflage

Der Preisrutsch bei Gold hat nicht nur einige Spekulanten viel Geld gekostet. Seit dem Höhepunkt 2011 haben auch die Goldproduzenten massiv an Firmenwert verloren – es drohen Minenschließungen und Unternehmenspleiten.

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Bei Barrick (im Bild die Mine im chilenischen Pascua-Lama) lagen die kompletten Produktionskosten im ersten Quartal bei 972 Dollar je Unze. Quelle: Reuters

Melbourne/Toronto Auf Goldproduzenten, die von den Investoren in den vergangenen Jahren ohnehin gemieden wurden, kommen nach dem Preiseinbruch für das Edelmetall noch schwerere Zeiten zu. Sie werden wohl Minen schließen oder Unternehmen ganz dicht machen müssen, denn nach dem stärksten Goldpreisrutsch seit drei Jahrzehnten sind 15 Prozent der Konzerne unprofitabel.

Barrick Gold und Newmont Mining, die beiden größten Goldproduzenten der Welt, zählen zu den Unternehmen im FTSE Gold Mines Index, die insgesamt 169 Milliarden Dollar an Marktwert verloren haben, seit der Goldpreis 2011 seinen Höhepunkt erreichte. In Relation zum Preis für das Edelmetall sind die Aktien der Produzenten so günstig zu haben wie seit mindestens 20 Jahren nicht mehr.

Der Einbruch der Gold-Futures am 15. April auf 1.361,10 Dollar je Unze hat den Preis näher an die durchschnittlichen weltweiten Produktionskosten von 1.200 Dollar je Unze gebracht, sagt Nomura. Eine Studie von Macquarie kommt zu dem Schluss, dass bei den kanadischen Produzenten Semafo und Golden Star Resources bei einem Goldpreis auf dem Niveau die Gefahr von Minenschließungen oder einer „finanziellen Notlage” bestehe. Tansania, Afrikas viertgrößter Goldproduzent, hat bereits davon gewarnt, dass bei einer anhaltenden Talfahrt wohl Minen geschlossen werden müssten.

„Wer sich in den vergangenen drei bis vier Jahren nicht auf Effizienz und Kosten konzentriert hat, wird in diesem Umfeld scheitern”, erwartet Gavin Thomas, Konzernchef des Goldschürfers Kingsgate aus Sydney.

Zwar ist der Goldpreis vor 2013 zwölf Jahre in Folge gestiegen, den Bergbaukonzernen kam dies jedoch nicht zugute. Aktionäre haben angesichts hochschnellender Produktionskosten und verlustreicher Übernahmen das Vertrauen in die Branche verloren. Stattdessen haben sich Investoren börsengehandelten Fonds zugewandt, wie dem SPDR Gold Trust, die durch Gold unterlegt sind und die Preisbewegungen nachvollziehen.

Der FTSE Gold Index für 27 der weltgrößten Produzenten, hat vom 6. September 2011 bis zum Mittwoch 58 Prozent verloren. Indes hat der MSCI All Country World Index für 2.431 globale Konzerne im gleichen Zeitraum rund 22 Prozent gewonnen.


15 Prozent der Firmen sind bedroht

„Die Goldkonzerne haben mit dem Goldpreis seit mehr als 20 Jahren nicht Schritt halten können, weil sie den Aktionären heutzutage einfach so wenig Geld bringen wie zu den Zeiten, als der Preis bei 300 Dollar je Unze lag”, sagt Brenton Saunders, Vermögensverwalter bei Taurus Funds Management in Sydney.

Unternehmen, die von einem Geschäft abhängig sind und Produzenten aus Afrika, die bereits in den vergangenen zwölf Monaten unter den sich verschlechternden geopolitischen Risiken gelitten haben, werden mehr Schwierigkeiten haben, Gelder von Banken für ihre Projekte zu erhalten, sagt Tyler Broda, Gold- Analyst bei Nomura in London, im Telefoninterview am 16. April.

Beim gegenwärtigen Preis „dürfte etwa 15 Prozent der Goldschürfer nach unseren Berechnungen im Moment das Wasser bis zum Hals stehen”, schätzt Broda. Er hält es für möglich, dass der Preis für das Edelmetall in diesem Jahr sogar bis auf 1.000 Dollar je Unze fallen könnte.

Selbst wenn sich der Preis nicht erholt, bleiben einige Unternehmen auch weiterhin profitabel. So lagen beispielsweise bei Barrick die kompletten Produktionskosten, in denen alles von der Exploration bis hin zur Beseitigung von Schutt enthalten ist, im ersten Quartal bei 972 Dollar je Unze. Bei Newmont betrugen sie 1.192 Dollar.

Es besteht allerdings auch die Möglichkeit, dass der Preis wieder anzieht. Derzeit gehen 29 von Bloomberg befragte Analysten im Median davon aus, dass Gold am Kassamarkt in diesem Jahr durchschnittlich 1.717 Dollar kosten wird.

„Wir haben in der Vergangenheit Einbrüche wie diesen gesehen und es folgte immer eine Erholung”, sagt John Ing, CEO des Brokerhauses Maison Placements Canada in Toronto. „Es ist nicht anzunehmen, dass der aktuelle Preis auch der Preis im nächsten Jahr oder im übernächsten Jahr sein wird.”

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