Goldpreis unter Druck Warum Investoren ihr Gold verkaufen

Der Goldpreis ist von seinem Rekordhoch weit entfernt und erlebt die längste Talfahrt seit 15 Jahren. Analysten sehen mehrere Gründe für den Preisverfall und haben auch den „größten Feind“ des Goldes gefunden.

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1000 Gramm schwere Goldbarren. Der Goldpreis fällt seit fünf Monaten. Quelle: dpa

Frankfurt Auf dem Höhepunkt der Finanz- und Schuldenkrise rissen sich die Anleger noch um Gold - der ältesten Währung der Welt. Doch obwohl die Krisen weiter schwelen, rückt das Rekordhoch von 1920 Dollar je Feinunze aus dem September 2011 dieser Tage in immer weiterer Ferne. Eine Feinunze des Edelmetalls kostet derzeit etwas weniger als 1600 Dollar. Und viele Experten senken seit Wochen ihre Prognosen für die weitere Preisentwicklung.

Als Begründung geben sie die Erholung der US-Konjunktur und eine Beruhigung der Schuldenkrise in der Euro-Zone an. Das politische Patt in Rom, das an anderen Märkten den Investoren zeitweise den Nerv raubte, oder das Scheitern der Haushaltsverhandlungen in den USA ließ die Goldinvestoren kalt. Die jüngsten Ereignisse hätten allenfalls die Talfahrt etwas gebremst, erläutern Rohstoff-Händler.

Den Trend geändert hätten sie bislang nicht, was an den Abflüssen aus dem New Yorker SPDR Gold Trust - dem größten börsennotierten ETF-Fonds der Welt - abzulesen ist. Er verzeichnete im Februar den größten Rückgang seit 2004.

Der Goldpreis selbst ist in den vergangenen fünf Monaten gefallen. Das ist der längste Abwärtstrend seit Anfang 1997. Allein im Februar sank der Preis um rund fünf Prozent.

Sollten langfristig orientierte ETF-Investoren tatsächlich ihre Bestände reduzieren, könnte dies für all jene ein Problem werden, die auf steigende Goldnotierungen im Stil der letzten zehn Jahre setzen, erklärt Daniel Brebner, Analyst bei der Deutschen Bank in London. Immerhin zählt zu denen, die zuletzt ihre Anteile am SPDR-Fund senkten, kein Geringerer als die US-Investorenlegende George Soros. Im vierten Quartal 2012 trennte er sich von mehr als der Hälfte seiner SPDR-Anteile. Nachdem Soros 2011 die Goldpreisentwicklung als „die ultimative Blase“ beschrieben hatte, überraschte das zwar wenige Börsianer. Doch verstimmte es viele, wenn sich ein Mann mit dem Ruf von Soros abwendet.

Hinter den börsennotierten Indexfonds (ETF) stehen nicht weniger als 2265 Tonnen Gold - mehr als Japan, Russland und die EZB zusammen eingebunkert haben. Sollte das alles gleichzeitig auf den Markt kommen, würde der Goldpreis kollabieren. Doch damit rechnen die Analysten nicht. Die Goldkäufe der Zentralbanken dürften die potenziellen ETF-Verkäufe kompensieren, erklären die Experten der DZ Bank und der LBBW. Viele Notenbanken - vor allem aus den Schwellenländern - nutzten Gold zur Diversifizierung ihrer Währungsreserven. Die DZ Bank rechnet vor, dass die Zentralbanken 2012 mit 535 Tonnen Gold soviel wie seit 1964 nicht mehr gekauft haben.


Der größte „Feind“ des Goldes

Der größte „Feind“ des Goldes - so geht aus den Kurzstudien der Experten hervor - ist der Zins, der zugleich seit Jahren des Goldes bester Freund war. Sollten die Notenbanken weltweit von ihrer Nullzinspolitik abrücken, würde Gold aus zwei Gründen verlieren: Zum einen wäre das Edelmetall als Inflationsschutz - höhere Zinsen schützen vor dem Anstieg der Verbraucherpreise - nicht mehr gefragt. Zum anderen könnten die Anleger wieder höhere Renditen einheimsen - ohne dafür auf Risiko gehen zu müssen. Doch damit rechnet vorläufig kaum jemand.

Gerade das Anwerfen der Notenpresse vor allem in den USA hatte seit 2008 dem gelben Metall - es notierte Ende 2007 noch unter 900 Dollar - ein nicht geahntes Comeback als alternative Währung beschert. Doch die Abhängigkeit bröckelt inzwischen einseitig. So fällt der Goldpreis jedes Mal, wenn Zweifel an der US-Geldpolitik aufkommen.

Doch umgekehrt geht die Rechnung kaum mehr auf. So macht das Scheitern der US-Haushaltsverhandlungen Ende Februar eine Verlangsamung des US-Wachstums wahrscheinlicher und damit ein vorzeitiges Ende der ultralockeren Geldpolitik der US-Notenbank unwahrscheinlicher. Goldinvestoren lockte das aber kaum mehr an. Sollte sich die Erholung der US-Konjunktur aber intensiver fortsetzen als bisher veranschlagt und die Fed den Geldfluss drosseln, könnte der Goldpreis bis auf 1300 Dollar abstürzen, fürchtet die DZ Bank.

Doch erwarten die Experten auf dem aktuellen Niveau allmählich eine Bodenbildung. Erst 2014 dürfte es mit dem Goldpreis wieder nach unten gehen, vermuten sie. Ihre Kollegen von Goldman Sachs senkten für das nächste Jahr denn schon mal ihre Prognose auf 1450 Dollar von bisher 1750 Dollar.

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