Gross-Nachfolge Neuer Pimco-Chef kommt aus den eigenen Reihen

Starinvestor Gross verlässt Pimco, die Trennung verlief wohl alles andere als einvernehmlich. Die Allianz-Tochter hat schnell einen Nachfolger gefunden. Er kommt aus dem eigenen Haus, das gerade schwere Zeiten erlebt.

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Steigt bei Pimco auf den Chefsessel: Daniel Ivascyn. Quelle: Reuters

Newport Beach Nur Stunden nach dem überraschenden Abgang von Bill Gross bei der Allianz-Tochter Pimco hat die Fondsgesellschaft einen Nachfolger für den Starinvestor präsentiert. Neuer Investmentchef der Gruppe wird der bisherige Gross-Stellvertreter Daniel Ivascyn, wie Pimco am späten Freitagabend (Ortszeit) im kalifornischen Newport Beach mitteilte. Der wegen seiner jahrelangen Erfolge an den Anleihemärkten als „Bondkönig“ bekannte Gross geht zum Vermögensverwalter Janus Capital. Die Personalie hatte für heftige Reaktionen an den Märkten gesorgt.

Denn die Trennung von Pimco verlief wohl alles andere als einvernehmlich. In Finanzkreisen hieß es, Gross sei mit dem Wechsel zu Janus seiner Kündigung zuvorgekommen. Die Finanzmärkte reagierten am Freitag heftig auf die Personalie: Die Janus-Aktie hob ab, das Allianz-Papier rutschte kräftig ins Minus.

Mit dem Abgang spitzt sich die Lage bei Pimco weiter zu. Nach dem überraschenden Abgang von Gross' Kronprinzen Mohamed El-Erian zu Jahresbeginn kämpfte das Unternehmen zuletzt auch mit massiven Mittelabzügen. Nach 16 Monaten mit Abflüssen ist das Volumen des Flaggschifffonds „Pimco Total Return“ um etwa 70 Milliarden auf zuletzt 222 Milliarden Dollar geschrumpft.

Diese Woche wurde zudem noch bekannt, dass die US-Börsenaufsicht wegen des Verdachts auf geschönte Bilanzen ermittelt. Das Unternehmen soll die Renditen eines 3,6 Milliarden Dollar (2,8 Mrd Euro) schweren Indexfonds künstlich aufgebläht haben, berichtete das „Wall Street Journal“ am Mittwoch unter Berufung auf eingeweihte Kreise.

Der 70-jährige Gross, der bislang den weltweit größten Anleihefonds managte, tritt den Job bei Janus bereits am 29. September an und wird dort ein neu aufgelegtes Rentenportfolio verwalten. „Ich habe Janus wegen der langjährigen Beziehung zu CEO Dick Weil und meinem Respekt für ihn als nächstes Zuhause gewählt“, sagte Gross, der Pimco 1971 gegründet hat.

Die Pacific Investment Management Company oder kurz Pimco gehört seit 2000 zum deutschen Versicherer Allianz. Pimco verwaltete Ende Juni laut eigenen Angaben knapp zwei Billionen Dollar an Anlegergeldern und ist damit eine der treibenden Kräfte an den internationalen Finanzmärkten.

In einer Pressemitteilung erklärte Pimco zum Abschied von Gross: Im Laufe des Jahres sei immer klarer geworden, dass Gross und die restliche Führungsmannschaft „fundamentale Differenzen“ über den künftigen Kurs hätten.

Allianz-Vorstandschef Michael Diekmann erklärte: „Gemeinsam mit unseren Kollegen von Pimco zollen wir der Arbeit Respekt, die Bill Gross in den 43 Jahren seit Pimcos Gründung geleistet hat. Wir wünschen Bill viel Glück.“ Die im Januar eingeführte Management- und Investmentstruktur sowie die sorgfältige Nachfolgeplanung „geben uns volles Vertrauen in Pimcos Investment- und Unternehmensleitung“, so Diekmann weiter.

Der neue Chef-Anlagestratege Ivascyn arbeitet seit 1998 für Pimco. Mit ihm ernannte der Konzern einige weitere Manager für das Topmanagement. Pimco verfüge mit mehr als 240 Portfoliomanagern weltweit über ein großes Potenzial an Investmentexpertise, Ressourcen und Fähigkeiten, erklärte er laut einer Mitteilung. „Wir werden weiterhin unsere Fähigkeiten auf allen Bereichen ausbauen und fördern.“

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