Halbjahresbilanz Fonds-Favoriten aus Frankreich

Bis zu 22 Prozent Plus in sechs Monaten – mehr war im bisherigen Börsenjahr 2011 bei Aktienfonds nicht drin. Wer auf Anleihen- oder Mischfonds gesetzt hatte, liegt nur bei wenigen Fonds im Plus. Die Top-Fonds.

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Französische Fliegerstaffel Quelle: dpa

Das Börsenjahr 2011 hat es Anlegern bislang nicht leicht gemacht. Die Unruhen in Nordafrika und dem Nahen Osten mit dem  Bürgerkrieg in Libyen, die Atom-Katastrophe in Japan, sowie die Verschuldungskrise im Euroraum hielten und halten den Markt in Atem.  Die zweitweise hohe Inflationsangst und Preissteigerungen lassen Anleger zudem noch um die Werthaltigkeit ihrer Spargelder fürchten. Sowohl am Aktien- als auch am Anleihemarkt gab es keine leichten Gewinne einzufahren. Und die wenigsten Fondsmanager konnten in diesem Umfeld für ihre Anleger ein hohes Plus erzielen, das geht aus den Fonds-Performancedaten von Morningstar hervor. Der Datenanbieter hat für die WirtschaftsWoche die besten Aktien-, Anleihen- und Mischfonds der ersten sechs Monate des Jahres zusammengestellt. Hinzu kommen dann die Dreijahresergebnisse der Fonds, denn an ihnen zeigt sich, ob der Fondsmanager nur kurzfristig überzeugt, oder auch mittelfristig erfolgreich war.

Mit ABS wieder nach oben

Mit einem Aktienfonds für kleinere französische Titel erzielten Anleger das beste Ergebnis von 22 Prozent Plus, ein paar Deutschland-Portfolios stehen noch ganz gut da, mit Gesundheitsaktien sowie koreanischen Aktien konnten gewiefte Fondsmanager akzeptable Ergebnisse erzielen, ansonsten herrscht eher Flaute auf weiter Flur.  Bei den Rentenfonds hatten Anleger die größten Erfolge mit einem Zuwachs von 15 Prozent bei ausgefallenen Fondskonstruktionen (siehe Shortfacts). Der OP Cash Euro Plus von der Oppenheim KAG legte zwar dieses Jahr das beste Ergebnis hin, doch der vor allem auf strukturierte ABS-Papiere konzentrierte Fonds hat Anleger in der Finanzkrise mit hohen Verlusten geschockt und die noch lange nicht aufgeholt.  In den vergangenen fünf Jahren verloren Anleger, die vielfach in einen sicheren Geldmarktfonds investieren wollten,  jährlich im Schnitt sieben Prozent an Wert. Die Finanzkrise hat diesem Fonds so zugesetzt, dass ihm auch das diesjährige Plus kaum zu neuer Blüte verhilft.

Zunächst mit viel Vorschusslorbeeren ins Jahr gestartete Aktienfonds für Schwellenländer enttäuschten vielfach ebenso wie spezielle Branchenfonds für Minenaktien und Edelmetalle. Die Nahost-Unruhen zogen die auf Afrika und den Nahen Osten konzentrierten Fonds seit Jahresbeginn im Schnitt um 18 Prozent ins Minus. Erfolgreiche Vorjahresfonds wie die Türkei-Portfolios verloren im Schnitt seit dem Jahresstart 16 Prozent.

460 Prozent in sechs Monaten

Wenn die Favoriten straucheln, kommt die Chance der Außenseiter: Den auf französische Nebenwerte konzentrierten Nestor-France-Fonds hatten am Jahresanfang wohl nur die wenigsten Investoren auf dem Kaufzettel, aber er überstand die Stürme am Aktienmarkt am besten. Fondsmanager Dominique Catteaux läuft mit den kleinen Franzosen den Deutschland-Strategen den Rang ab– wieder mal. Denn Catteaux ist seit 1997 mit dem Fonds erfolgreich. 9,5 Prozent pro Jahr legte er  in den vergangenen zehn Jahren zu. Das kann von den Deutschlandfonds nur der Allianz RCM Nebenwerte mit Plus zehn Prozent pro Jahr toppen. In diesem Jahr war in dem Frankreich-Portfolio die Aktie des Auktionshauses Artprice.com der Star. Sie stieg um 460 Prozent, der Notebook-Produzent Archos stieg um 280 Prozent und der Telekommunikations-Dienstleisters Afone verdoppelte seinen Wert.

Es gibt also selbst im vielgescholtenen Euroland Profiteure der Krise. Aber die sind vor allem in Nischen zu finden.

Das bisherige Plus beim deutschen Leitindex Dax von nur zwei Prozent ist demgegenüber sehr mager. Der beste Fonds für deutsche Standardwerte, der FPM Stockpicker Germany Large Cap holte ein Plus von 5,2 Prozent heraus. Besser lief es mit Nebenwerten für den Halbjahressieger Value Holdings Capital Partners mit einem Plus von 13,5 Prozent. Die Strategen der Gersthofener Fondsboutique setzen auf Nebenwerte wie Schaltbau Holding (Verkehrstechnik), SMT Scharf (Verkehrstechnik), GBK Beteiligungen (Unternehmenskäufe/-verkäufe) sowie Augusta Technologie (Sensoren, Bildverarbeitung). Da diese kleinen Nischenwerte vielfach sehr langfristig orientierte Anleger haben und nicht auf den Kurszetteln der Massen stehen, sind sie auch in Krisen nicht unbedingt von hohen Kursverlusten bedroht. In einem gut gemischten Depot ist ein solcher Nebenwertefonds eine attraktive Beimischung. 

Dividenden sind gefragt

Von Krise wollen viele noch nichts wissen. Christian Heger, Chief Investment Officer bei HSBC Global Asset Management (Deutschland), ist trotz schwächerer Wachstumsaussichten für die Wirtschaft für deutsche Aktien optimistisch:  Er prognostiziert den Dax bis zum Jahresende bei 7800 Punkten und den DJ Euro Stoxx 50 bei 3100 Punkten, das wäre ein Plus von elf Prozent beim deutschen Leitindex und von sieben Prozent beim Euroland-Index gegenüber den aktuellen Ständen.

Zuversichtlich macht ihn die „ungewöhnlich attraktive Bewertung der meisten Aktienmärkte mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von durchschnittlich unter zehn im DJ Euro Stoxx 50 und von rund elf im DAX. „Bei Aktien sollten Anleger auf eine vernünftige Bewertung und hohes Dividendenpotenzial setzen. Dieses sei vor allem im Energiebereich sowie im Verbrauchsgüter- und Telekomsektor zu finden“, so Philipp Bärtschi, Chefstratege der Schweizer Bank Sarasin & Cie. 

In Spezialitäten nur auf Raten einsteigen

Viele risikobereite Anleger sind auch in diesem Jahr wieder auf Spezialitäten am Anleihemarkt ausgewichen, die ihnen höhere Zinszahlungen aber auch Kursgewinne versprechen: Anleihen ausfallgefährdeter Schuldner (High-Yield-Bonds) sowie Schwellenländer-Anleihen zogen Milliardengelder an, weil es bei ihnen mehr Rendite gibt als bei den mager rentierenden Staatspapieren der vermeintlich noch finanzstärkeren Industrieländer. Und manche dieser Rentenspezialitäten sind auch die Topperformer im ersten Halbjahr. Lazard European High Yield konnte mit hochverzinsten Anleihen europäischer Unternehmen wie Fiat, HeidelbergCement sowie Allied Irish Bank knapp zehn Prozent zulegen, der Sparinvest High-Yield Value-Fonds schaffte fünf Prozent mit ausgewählten Papieren. Beide Fonds sind auch längerfristig erfolgreich gewesen und bekommen von den Morningstar-Analysten die zweitbeste Note von vier Sternen. Als Beimischung in einem Portfolio sind diese Fonds risikobereiten Anlegern zu empfehlen. Allerdings haben sie ihre beste Zeit jetzt hinter sich. Für einen Einstieg sollten Anleger einen Kursrücksetzer abwarten oder einen Einstieg auf Raten mittels monatlichem Sparplan wählen.

Viele sind überzeugt, dass sich die spekulativen Bereiche des Rentenmarktes weiterhin gut entwickeln, da Großanleger auf der Suche nach Extra-Renditen häufig bei Unternehmensanleihen sowie Schwellenländer-Anleihen landen. Andererseits ist viel spekulatives Geld in diese Bereiche geflossen.

Hahn zu bei der US-Notenbank

Deshalb bereitet das Ende des Anleihekaufprogramms Quantitative Easing 2 (QE2) der US-Notenbank manchen Anlegern Sorgen. Trotz des rechtzeitig angekündigten Ausklangs erwarten Experten, dass die Kurse von US-Anleihen fallen werden. Und die Aktienmärkte werden nicht verschont, Rohstoffe und spezielle Anleihenbereiche könnte es ebenso treffen, wenn nicht mehr so viel billiges Geld am Markt zur Verfügung steht.

„Alles in allem wird sich das Ende von QE2 negativ auf Aktien, leicht förderlich aber auf den US-Dollar, auswirken", glaubt Ed Fitzpatrick, Fondmanager im US-Anleihen-Team beim britischen Fondshaus Schroders. Fitzpatrick geht aber davon aus, dass die Kurse diesen Auslaufeffekt bereits einpreisen.

Das US-Wachstum wird seiner Meinung nach unterdurchschnittlich bleiben und die Inflation nicht anheizen. „Vor allem Unternehmensanleihen entwickeln sich gut, wenn Wachstum und Inflation unter dem Durchschnitt liegen. Aktien haben mit Gegenwind zu kämpfen, weil wir auch einen Anstieg der Kursschwankungen am Markt erwarten“, so Fitzpatrick.

Er geht davon aus, dass es kein weiters Programm zur Konjunkturunterstützung in den USA geben werde, denn dafür fehlten die Voraussetzungen. Die US-Notenbank warte vielleicht sogar darauf, dass jetzt die hohen Rohstoffpreise fallen könnten.  

Dem Boom nachlaufen?

Letztlich ist für Anleger, die nicht ständig nach einzelnen Boomländern oder -Branchen suchen wollen, die Mischung ihres Depots entscheidend. Arndt H. Stiegeler, Mitglied im Vorstand des Financial Planning Standards Board Deutschland,  warnt davor, aufgrund ständig neuer Krisenmeldungen das Depot ständig umzuschichten. „Das ist selten mit Erfolg, aber oft mit anfallenden Gebühren und Provisionen verbunden. Zudem ist die Gefahr groß, im Portfolio einen Risikoposten durch einen anderen auszutauschen.“

Wer sich um Inflation sorge, solle in seinem Anlagemix auf jeden Fall reale Werte wie Immobilien, Aktien und Aktienfonds berücksichtigen. Auch Rohstoffe und Edelmetalle können bei entsprechender Risikoneigung und sorgfältiger Auswahl wichtige Komponenten des Depots sein“, so Stiegeler.

Kaldemorgen mischt mit

Wer die Auswahl inflationssicherer Anlageformen einem Mischfondsmanager überlassen will, wird häufig enttäuscht sein vom Ergebnis. Obwohl die Experten die Freiheit haben zwischen Aktien und Anleihen zu wählen, brachten nur wenige überzeugende Resultate. Beim Multiadvisor Sicav Esprit sind es vor allem deutsche Nebenwerte, die das Portfolio mit zehn Prozent nach vorne brachten und auch der Deutsche Aktien Total Return mit 6,4 Prozent Plus ist eher ein deutscher Aktienfonds als ein Mischfonds. Vermögensverwalter Albrecht von Witzleben setzt allerdings auch auf Unternehmensanleihen, wenn er sie im Vergleich zu den Aktien eines Unternehmens für lukativ hält.

Im zweiten Halbjahr geht auch ein bekanntes Gesicht mit ins Rennen um die besten Mischungen: Klaus Kaldemorgen, Vorzeigefondsmanager der Deutsche-Bank-Tochter DWS,  hat mit dem Mischportfolio DWS Concept Kaldemorgen einen neuen Fonds bekommen, der die Aktienexpertise des Managers mit Absicherungsstrategien verbinden soll. Dass wird Anleger kaum an die Spitze von Fondsvergleichen katapultieren, aber im besten Fall vor bösen Reinfällen schützen. Die kann sich Kaldemorgen kaum leisten, denn der Fonds trägt seinen Namen und im Fondsvermögen von 14 Millionen Euro steckt auch sein Geld.

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