Handelsblatt-Umfrage zum Bitcoin-Hype Mehrheit der Anleger sieht eine Blase

Eine Handelsblatt-Umfrage deckt auf, was Anleger vom Bitcoin-Hype halten. Das Ergebnis ist eindeutig: Die Mehrheit sieht eine Kursblase – hält die Kryptowährung aber für ein brauchbares Zahlungsmittel.

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Bitcoin-Hype: Mehrheit der Anleger sieht eine Kursblase Quelle: Reuters

Düsseldorf Seit Jahresbeginn hat der Bitcoin mehr als 1.600 Prozent an Wert zugelegt, notiert am Dienstag über 17.300 Dollar. Während früh investierte Anleger jubeln, sehen andere den Boom mit wachsender Skepsis. Wie groß die Angst vor einer Kursblase selbst bei neugierigen Beobachtern ist, zeigt eine neue Umfrage unter Handelsblatt-Lesern zum Kryptowährungs-Markt.

58 Prozent der über 3.700 Leser, die sich an der Online-Umfrage beteiligt haben, sehen in der Kursrally des Bitcoins demnach „eindeutig eine gefährliche Blase“. Jeder Fünfte nimmt eine moderatere Position ein: Der aktuelle Preis liege zu hoch, werde sich aber normalisieren, so die Überzeugung. Immerhin 10 Prozent der Umfrageteilnehmer sind überzeugte Bitcoin-Fans: Sie glauben, dass das Kursfeuerwerk dem tatsächlichen Wert der Währung entspricht. Weitere zehn Prozent trauen sich keine Einschätzung zu.

Trotz des kritischen Fazits zur Kursrally bestätigt die Handelsblatt-Umfrage: Die Zeiten, als der Bitcoin von Anlegern und Firmenlenkern vor allem belächelt wurde, sind vorbei. Knapp jeder fünfte Befragte ist laut eigener Angabe bereits in Bitcoins investiert. Und ganze 20 Prozent ziehen eine Anlage in Erwägung. Für 60 Prozent der Befragten kommt ein Bitcoin-Investment hingegen nach wie vor nicht in Frage.

Mit der Zulassung von Bitcoin-Futures durch die Chicagoer Optionsbörse in der Nacht zu Montag hat die weltweit wichtigste Kryptowährung ihren Durchbruch an den Finanzmärkten gefeiert. Die Teilnehmer der Handelsblatt-Umfrage haben Bitcoin-Futures zur Geldanlage aber noch nicht auf dem Schirm. Nur sieben Prozent können sich vorstellen, in Terminkontrakte auf den Bitcoin zu investieren. Hochspekulative Differenzkontrakte kommen nur für gut drei Prozent infrage. Immerhin 21 Prozent wünschen sich Bitcoin-Indexfonds (ETFs). Und mehr als die Hälfte will aktuell keine weiteren Bitcoin-Finanzprodukte.

Dass sich das schon bald ändern könnte, zeigt die Entwicklung an den wichtigsten Börsenplätzen. Lange hatten institutionelle Investoren den Handel mit Bitcoin und Co. auf Internetplattformen gescheut. Das ändert sich jetzt. „Mit den Futures fällt diese Hürde“, ist etwa Professor Gilbert Fridgen vom Fraunhofer-Institut für Angewandte Informationstechnik überzeugt. „Jede Barriere für den Markteintritt, die verschwindet, lässt weitere Investoren einsteigen.“ Die Nachfrage nach den Futures wie auch der Bitcoin-Kurs dürften damit weiter zulegen. „Das Thema bleibt aber spekulativ, der Kurs kann auch wieder einbrechen“, warnt er Anleger.

Den Aufstieg der Kryptowährung begleiten zahlreiche Kursabstürze. Das hindert Anleger nicht daran, sich mit Bitcoin und Co. zu beschäftigen. Wirklich durchdrungen haben viele Beobachter das Thema allerdings noch nicht, wie die Handelsblatt-Umfrage zeigt. So fühlen sich viele Anleger nicht richtig informiert: Nur rund 19 Prozent gaben an, die Bitcoin-Technologie und ihre Risiken zu verstehen. Über 43 Prozent kennen sich laut einiger Aussage nur „einigermaßen gut aus“. Knapp 38 Prozent sagen klar: „Ich weiß wenig oder gar nichts davon.“


Mehrheit sieht Bitcoin als Spekulations- und Notgeld

Einig mit den meisten Analysten sind sich die Umfrageteilnehmer bei der Zweckbestimmung von Bitcoin und Co.: Rund 65 Prozent sehen Kryptowährungen als geeignetes Zahlungsmittel – den bestehenden Problemen mit langsamen Transaktionen und fehlenden Annahmestellen zum Trotz. Knapp jeder zweite sieht Kryptowährungen außerdem als Spekulationsobjekt, geeignet zur kurzfristigen Geldanlage.

Als langfristige Geldanlage sowie als Wertspeicher geeignet sind die digitalen Münzen hingegen nur in den Augen von gut 15 sowie 20 Prozent der Befragten. Dafür sehen immerhin 26 Prozent Bitcoin und Co. als „Absicherung gegen Banken- und Finanzkrisen“ – also als eine Art Reservegeld für Notzeiten, etwa im Falle eines globalen Börsencrashs oder zahlreicher Bankpleiten.

Sorgen vor dem Einsatz von Kryptowährungen durch Hacker und Kriminelle haben auch die Teilnehmer der Handelsblatt-Umfrage. Ihre Reaktion fällt aber moderat aus. Nur knapp 16 Prozent können sich aufgrund der Missbrauchsgefahr ein Verbot von Bitcoin und Co. vorstellen. Knapp die Hälfte fordert: „Kryptowährungen sollten strikter reguliert werden, damit so etwas nicht mehr möglich ist.“ Und ganze 26 Prozent sieht keinerlei Handlungsbedarf bei den Aufsichtsbehörden. Manche Übel seien zu akzeptieren, schließlich überwögen die Vorteile der digitalen Münzen.

An der Handelsblatt-Umfrage haben Anfang Dezember 3.718 Internetnutzer teilgenommen. 77 Prozent sind berufstätig, von denen wiederum 63 Prozent eine Führungsposition in ihrer Organisation oder ihrem Unternehmen bekleiden.

Viele Teilnehmer kommen aus der Finanzindustrie und dem IT-Bereich, wo Kryptowährungen und die dahinterstehende Blockchain-Technologie schon seit längerem untersucht werden. Knapp ein Viertel der Teilnehmer arbeitet bei einer Bank oder Versicherung, über acht Prozent ist in der IT oder Elektroindustrie beschäftigt. Auch die Branchen Automobilbau, Handel und Telekommunikation sind stark vertreten.

Besonders Bitcoin-affin zeigten sich die junge sowie die ältere Anlegergeneration. Knapp 15 Prozent der Befragten ist laut eigener Aussage jünger als 30, ein Drittel ist über 60 Jahre alt.

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