Harry Assenmacher „Ein Investor muss genau hingucken“

Was der Gründer des Anbieters von Direktinvestments in Öko-Wälder vom neuen Kleinanlegerschutzgesetz hält und warum Großinvestoren bei ihm anklopfen.

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Harry Assenmacher, 61, gründete 1995 Forest Finance. Das Bonner Unternehmen hat für seine inzwischen 17.000 Kunden rund 100 Millionen Dollar in ökologische Aufforstungsprojekte investiert. Quelle: Presse

Sie haben Anfang des Jahres den Vertrieb ihrer Produkte eingestellt. Warum?

Der Gesetzgeber hat ungewöhnlich rasch auf die Prokon-Insolvenz reagiert. Binnen weniger Monate wurde das Kleinanlegerschutzgesetz (KSchG) verabschiedet. Seitdem dürfen nur Produkte vertrieben werden, die einen der neuen Gesetzgebung entsprechenden Verkaufsprospekt nachweisen können.

Das Gesetz kam nicht über Nacht?

Richtig, nur war der Gesetzestext nicht klar. Unsere Rechtsberater, alles erfahrene Kapitalmarktjuristen, waren noch bis Anfang 2016 sicher, dass unsere Produkte nicht unter das KSchG fallen.

Das sah die Bafin anders.

Maßgeblich ist der Wille des Gesetzgebers. Eine langwierige Diskussion, die de facto einen Rechtsstreit bedeutet hätte, wollten wir nicht führen. Ohnehin rechneten wir schon seit Jahren damit, dass Regulierungsvorschriften erlassen werden, die auch Prospekte für unsere Produkte verlangen. Wir haben sofort mit der Prospekterstellung begonnen. Währendessen haben wir den Vertrieb an Privatanleger natürlich eingestellt.

Ihr Wettbewerber Lignum ist darüber pleite gegangen. Investoren haben schätzungsweise 65 Millionen Euro im Wald versenkt.

Schon erstaunlich, wie schnell das passiert ist. Aber ich kann nicht beurteilen, welchen Einfluss die Gesetzgebung darauf hatte. Noch erstaunlicher ist, dass Anbieter aus dem Ausland ihre Produkte hierzulande weiter ohne Prospekt vertreiben können.

Sie vertreiben ihre Walddirektinvestments jetzt mit gebilligten Prospekten. Ist das ein Wettbewerbsvorteil?

Ja, das mag ein Vorteil sein. Die Prospekterstellung war aber auch ein hartes und teures Stück Arbeit. Über das Ziel, den Anleger besser und umfassender zu informieren, kann man diskutieren.

Was ist schlimm daran?

Im Prinzip nichts. Viele der nun geforderten Informationen haben wir unseren Kunden ohnehin immer schon gegeben. Wir veröffentlichen zum Beispiel seit Jahren eine testierte Bilanz. Jetzt ist vor allem die Aufbereitung der Information eine andere. Ähnlich wie bei Prospekten von geschlossenen Fonds führt das teilweise zu einer Überdosis an Informationen, zumal in einer juristischen Darstellungsform, wo ein Normalanleger kaum noch durchsteigt.

Aber Anleger sind jetzt besser geschützt.

Ich glaube nicht. Es war schon immer so, dass ein Anleger genau hingucken musste, bevor er sein Geld investiert. Er muss verstehen, was der Anbieter macht, welche Risiken bestehen. Daran hat sich durch die Neuregelung nichts geändert. Hinzugekommen aber sind jetzt Kosten, die jedes Jahr für die Billigung durch die Bafin anfallen.

Wie stark drückt das auf Ihre Rendite?

Die Erträge der Investoren sind davon nicht betroffen sind. Diese Kosten schmälern den Ertrag in der GmbH. Ohnehin lässt sich die Höhe des Ertrages nicht sicher quantifizieren. Wir haben es mit einem Naturprodukt zu tun. Da ist nicht alles planbar oder vorhersehbar. Wir versprechen deshalb ja auch keine punktgenaue Rendite, sondern reden von einer Bandbreite zwischen null und zehn Prozent.

Was Anleger bei Kakao-Investments beachten müssen

Aber Sie stellen Erträge von sechs Prozent in Aussicht? Daran werden Sie gemessen.

Das stimmt so nicht. Wir kommunizieren seit Jahren, gegen den Rat von Beratern für Verkaufsförderung, sehr transparent die Bandbreite von null bis zehn Prozent. Die Parameter für eine Prognose sind vielschichtig und können nicht mit Bestimmtheit vorhergesagt werden. Wir glauben, dass die Bandbreite von vier bis sieben Prozent am wahrscheinlichsten eintreffen wird.

"Viele Produkte und Berater werden verschwinden"

Wald ist eine langfristige Anlage, schon richtig. Aber Sie sind jetzt seit gut 20 Jahren am Markt. Investoren der ersten Stunde erhalten seit etwa zehn Jahren Ausschüttungen und deren Laufzeitende naht. Wie sieht die Zwischenbilanz aus?

Richtig ist, dass viele unserer Kunden Ausschüttungen erhalten haben. Sei es aus dem Verkauf von Holz, Kakao, von Biomasse oder CO2-Zertifikaten. Von diesen Zahlungen kann aber noch kein durchschnittlicher Ertrag für die Projekte abgeleitet werden, weil die großen Ernten und Ernteerträge erst zum Abschluss der Laufzeit kommen. Erst dann können wir unsere Annahmen beweisen. Bisher haben die Teilauszahlungen im Bereich unserer Ankündigungen gelegen.

Gar zehn Prozent sollten einst drin sein mit ihrem Produkt Woodstock-Invest. Dabei kaufen Investoren einen Hektar Land in Panama, das grundbuchlich eingetragen wird und von Forest Finance für 25 Jahre bewirtschaftet wird. 2005 gab es den Hektar noch für gut 20 000 Euro, ein paar Jahre später aber für über 30 000 Euro. Wie erklärt sich der Preisanstieg?

Damals waren wir für das Forstunternehmen in Panama ein Vertriebspartner und das Produkt, dessen Kalkulation wir nicht verantworteten, kostete laut Broschüre 25 000 Dollar, was damals im Schnitt gut 20 000 Euro waren. 2008 haben wir den Forstpartner übernommen und dann auch Produkt und Preis geändert. Wir haben das Forstkonzept überarbeitet und über die Jahre den Preis schrittweise hochgesetzt. Wir mussten die gestiegenen Landkosten berücksichtigen, viel stärker ins Gewicht aber fielen die überbordenden Administrationskosten für eine Grundbucheintragung in Panama. 2014 mussten unsere Kunden für diese Option 9000 Euro zahlen.

Jetzt bieten Sie das Produkt nicht mehr an. Warum?

Wir bieten es weiterhin an – aber als Pachtmodell und unter anderem Namen. Gemäß der gesetzlichen Vorgaben zu Vermögensanlagen gab es keine Unterscheidung zu unserem Produkt WaldSparBuch. Unsere Kunden können nun im Rahmen des WaldSparBuchs auch Flächen ab einem Hektar pachten.

Wird sich der Markt bereinigen?

Davon gehe ich aus. Die Anpassungen haben auch für Vermittler gravierende Folgen. Sie dürfen Produkte ohne Prospekt nicht mehr vermitteln und selbst jene mit genehmigtem Prospekt dürfen nur von Beratern vermittelt werden, die eine offizielle Qualifikation nachweisen können. Wer dagegen verstößt, kommt sofort in Berührung mit möglichen Haftungsfragen. Viele Produkte und Berater werden verschwinden.

Finanzvertriebe müssen sich also neue Produkte suchen?

Wir erleben gerade einen echten Boom von qualifizierten Vertrieben, die auf der Suche nach KSchG konformen Produkten sind. Die rennen uns die Bude ein, um den Bereich der Walddirektinvestments in ihr Portfolio aufzunehmen.

Erweitern Sie Ihre Produktpalette?

Auf der Produktebene sind wir mit Wald und Kakao gut aufgestellt. Da haben wir jahrelange praktische Erfahrung. Da wird es kurzfristig keine Veränderungen geben. Wir sind allerdings in der Wertschöpfungskette weiter. Wir produzieren nicht nur Kakao und Rundholz, sondern auch Schokolade und Halbfertigprodukte aus Holz.

Was kommt davon beim Anleger an?

Für unsere Produkte und Versuche kaufen wir den Investoren die Rohstoffe zu marktüblichen Preisen ab. Jeder Ertrag für verkaufte Rohstoffe, an wen auch immer veräußert, kommt direkt allen Kunden zugute.

Stiftungen, Family Offices und professionellen Vermögensverwalter drängt es zunehmend in Sachanlagen, auch in ihre Forste in Panama, Peru, Kolumbien und Vietnam?

Wald ist für Institutionelle ein Thema. Wir sind in Gesprächen mit institutionellen Investoren und gehen davon aus, dass es in Kürze zu Abschlüssen kommt. Wir haben eine Größe und ein Qualitätsniveau erreicht, das einer Due Diligence solcher Investoren standhält. Auch Nachhaltigkeit steht für viele Investoren inzwischen ganz weit oben. Unsere Expertise im Bereich des nachhaltigen Kakaoanbaus kommt dazu. Weltweit entsteht ein riesiger Bedarf an Qualitätsprodukten. Unsere Flächen sind mittlerweile voll in Produktion und wir ernten und verarbeiten jedes Jahr eigenen Kakao. Da können wir reale Ergebnisse vorweisen und haben den Projektionsbereich längst verlassen.

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