Hedgefonds Wenn Spekulanten dem Unternehmenswert schaden

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Ausgabenkürzung für ein kleines Kursfeuerwerk

Institutionelle Investoren, also Banken, Versicherungen, Pensionsfonds, Vermögensverwalter oder Hedgefonds, legen ein sehr unterschiedliches Anlageverhalten an den Tag. Besonders kurzfristig investieren Hedgefonds mit durchschnittlichen Haltedauern zwischen zwölf und 18 Monaten. Sie wollen mehr Rendite erzielen als der Gesamtmarkt und gehen daher höhere Risiken ein.

Dabei investieren sie nicht nur in Aktien, sondern in allen erdenklichen Anlageklassen, und setzen gern auch auf fallende Kurse. Sehr kurzfristig in ihren Aktieninvestments war jedoch laut Studie auch die Anlagegesellschaft der Universität von Chicago. Zu den längerfristig engagierten Anlegern gehört dagegen etwa Berkshire Hathaway, die Holding des US-Milliardärs Warren Buffett.

 

Das ökonomische Problem der kurzfristigen Gewinne liegt darin, wie sie entstehen. So streicht das Management eines neu in den Börsenindex aufgestiegenen Unternehmens gern die Ausgaben für Forschung und Entwicklung (F&E) zusammen, um die Gewinne vorübergehend aufzuplustern. Die überraschend höher ausfallenden Quartalsergebnisse sorgen für Applaus bei einigen Analysten, die nicht so genau hinschauen, und lassen die Kurse kurzfristig klettern.

Bei ihrer Analyse des Investitionsverhaltens haben sich die Forscher auf die F&E-Ausgaben konzentriert, weil diese direkt aus der Gewinn- und Verlustrechnung abzulesen sind. Investitionen in den Kapitalstock des Unternehmens, etwa neue Maschinen, Patente konnten sie dagegen nicht berücksichtigen, weil diese gewinnneutral gebucht werden.

Strohfeuer erlischt schnell

Daten zu den Haltedauern der Aktien konnten die Ökonomen bequem aus Datenbanken ziehen, denn in den USA müssen institutionelle Investoren ab einem Portfolio von 100 Millionen Dollar vierteljährlich ihre Investments an die Börsenaufsicht SEC melden. Wenn das durch die gesparten F&E-Kosten entfachte Strohfeuer erlischt, sinkt der Unternehmenswert schnell wieder, weil die verpassten Zukunftsinvestitionen offenbar werden. Ausbaden müssen das die Langfristanleger, denn die Spekulanten sind dann schon längst über alle Berge.

Auf den deutschen Aktienmarkt sind die Studienergebnisse laut Ökonom Sautner nicht ohne weiteres übertragbar. Börsennotierte Unternehmen hätten hierzulande häufig Großaktionäre und Ankerinvestoren an Bord, die langfristig orientiert seien.

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