Hoeneß, Maschmeyer und Co. Was Sie von den Investments der Reichen lernen

Seite 5/6

Dietmar Hopp: desaströses Biotech-Investment

Dax-Sieger der vergangenen zehn Jahre
Adidas Quelle: dpa
Commerzbank Quelle: dapd
Continental Quelle: dpa
Deutsche Börse Quelle: dpa
ThyssenKrupp Quelle: dapd
Deutsche Börse Quelle: dapd
Volkswagen Quelle: dapd

Das Internet-Thema spielt auch SAP-Mitgründer Dietmar Hopp indirekt – über seinen Anteil an dem Softwarekonzern, ein zweifellos erfolgreiches Engagement. Sein aktives Engagement in Biotech-Unternehmen ist hingegen desaströs – und kein Anreiz für Anleger, sich hier an seine Fersen zu heften. Agennix (62 Prozent der Anteile) etwa ist nahezu ein Totalverlust für Hopp. Ab 2006 erwarb er in mehreren Tranchen zunächst die Mehrheit an der ehemaligen GPC Biotech, die im November 2009 mit der gleichnamigen US-Firma auf die heutige Agennix verschmolzen wurde. Damals hatte Hopp bereits mehr als 90 Prozent seines Einsatzes bei GPC verloren. Es wurde nicht besser. Seither hat Agennix noch einmal rund 90 Prozent ihres Börsenwertes eingebüßt.

Biotech-Aktien sind selbst für Großanleger, die immenses Branchenwissen einkaufen können, ein gefährliches Pflaster: Immer wieder stoppt die Entwicklung von mit großen Hoffnungen beladenen, neuen Krebsmedikamenten; erst bei GPC, dann bei Agennix; bei Wilex (32 Prozent) und Sygnis Pharma (55 Prozent) musste Hopp ähnliche Rückschläge wegestecken.

Dietmar Hopp
VehikelZiel (Aktie [Branche])Wertentwicklung (Prozent)¹Zeitraum Chance/Risiko
dievini, DH CapitalWilex (Biotech)

– 91 

11/2006 bis heute7/8
Hoffnungsvoll gestartet, dann Rückschläge bei Wirkstoffentwicklung; Einstieg drängt sich nicht auf.
DH Capital, dieviniSygnis Pharma (Biotech)

– 99 

7/2006 bis heute²8/9
Ex-Neuer-Markt-Senkrechtstarter musste zahlreiche Entwicklungsprojekte einstellen; Trendwende nicht in Sicht.
dievini, DH CapitalAgennix (Biotech)

– 99

2/2006 bis heute³8/9
Erfolgsaussichten bei neuen Medikamenten schwer abschätzbar; für Privatanleger kaum geeignet.
¹ zum Teil geschätzt; ² Einstieg in Vorgänger-Firma Lion; ³ Einstieg in GPC Biotech; Quelle: BaFin, Venture Capital Magazin, „Bild“, eigene Recherche 

Verluste in der ganzen Familie

Dietmar Hopps Söhne Daniel und Oliver sind ebenfalls als Investoren aktiv. Während Oliver an denselben Biotech-Unternehmen wie sein Vater beteiligt ist, hält Daniel Hopp seit 2011 knapp 19 Prozent an First Sensor, einem Hersteller optischer Sensoren. Die werden etwa bei Pkws zur Abstandsmessung eingebaut und in der Industrie zum Messen von Durchflussmengen, Drücken oder Füllständen eingesetzt. Der Markt hat Potenzial; First Sensor knabbert noch an den Kosten einer Übernahme, ist aber technologisch vorn. Zuletzt konnten die Berliner einige Großaufträge an Land ziehen.

Deutlich erfolgreicher als Familie Hopp agierte im Biotech-Sektor Roland Oetker, ein Neffe des Backpulver- und Pudding-Patriarchen Rudolf August Oetker. Er hält Anteile am Diabetes-Forscher Evotec und an 4SC. Letztere entwickelt Krebsmedikamente und Mittel gegen Autoimmunkrankheiten, forscht derzeit mit dem dänischen Konzern LEO Pharma an einer Therapie gegen entzündliche Hautkrankheiten. Bei Evotec stieg Oetker 1996 ein, drei Jahre vor dem Börsengang zum Höhepunkt des Aktienbooms. „Mit Evotec habe ich mal sehr viel Geld verdient“, sagt er.

Daniel Hopp
VehikelZiel (Aktie [Branche])Wertentwicklung (Prozent)¹Zeitraum Chance/Risiko
DAH Beteiligungs GmbH First Sensor

– 10 

11/2011 bis heute8/7
Sensortechnik ist aussichtsreich; Risiko: Größere Wettbewerber könnten billiger produzieren.
¹ zum Teil geschätzt; Quelle: BaFin, Venture Capital Magazin, „Bild“, eigene Recherche 

"Risikoreich, aber ethisch hochwertig"

Dass er damals nicht schnell alles verkaufte, dürfte er heute bereuen: Der Aktienkurs liegt derzeit bei etwa 2,40 Euro. 2000, kurz nach dem Börsengang, lag er mal bei über 100 Euro. Oetker hat nachgekauft und ist heute mit 15 Prozent größter Aktionär des TecDax-Unternehmens, mit Aktien im Wert von 43 Millionen Euro.

„Biotech ist risikoreich, aber ethisch hochwertig“, sagt Oetker. Jeder müsse sich selbst überlegen, ob er das Risiko tragen will. Langer Atem ist in jedem Fall gefragt. Bei 4SC ist Oetker seit zehn Jahren dabei, aktuell hält er rund drei Prozent. Seit dem IPO 2005 ist 4SC nicht profitabel, der Aktienkurs hat sich seitdem halbiert.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%