Während bei Solarwatt der Totalverlust droht, sind Gemalto und Heel, ein profitabler Hersteller homöopathischer Arzneien, die Gewinnposten in Quandts Bilanz. Der Kurs der französischen Gemalto, an der auch seine Schwester Susanne Klatten beteiligt ist, stieg allein in den vergangenen zwölf Monaten um über 45 Prozent.
Susanne Klatten hält außer BMW über die Vehikel SKion und Momentum Beteiligungen 20 Prozent an dem Windkraftanlagenbauer Nordex sowie knapp 28 Prozent am Karbonhersteller SGL Carbon. Der ist einen zweiten Blick wert: SGL Carbon ist neben einem US- und einem japanischen Konkurrenten weltweit der einzige Produzent nennenswerter Mengen industriell verwertbaren Karbons. Diesem wird von Materialkundlern und Ingenieuren eine glänzende Zukunft geweissagt: Wegen seiner Leichtigkeit bei hoher Zug- und Bruchfestigkeit gilt es als Baumaterial der Zukunft.
Masterplan erkennbar
Alles, was leicht und stabil sein soll, könnte bald zu hohen Anteilen aus Karbon bestehen: Karosserie- und Fahrwerkteile spritsparender Autos, Flugzeuge und Windrad-Rotorenblätter. So wird hinter Klattens drei Beteiligungen BMW und Nordex (Karbonabnehmer) sowie SGL (-hersteller) eine Strategie erkennbar: Der Zugang zum Werkstoff soll für die Firmen in Klattens Portfolio bezahlbar bleiben. Weitere 16 Prozent an SGL hält BMW; Klatten besitzt zusammen mit ihrem Bruder Stefan Quandt und ihrer Mutter Johanna Quandt rund 50 Prozent an dem Autobauer, sitzt dort im Aufsichtsrat. Mögliches Kalkül: Via BMW steigert Klatten ihren Einfluss bei SGL.
Besäße sie selbst die BMW-Anteile an SGL, müsste sie den anderen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Dagegen dürfte vor allem BMW-Konkurrent VW etwas haben, der 8,2 Prozent an SGL hält; der Maschinenbauer Voith hält neun Prozent.
Susanne Klatten | ||||
Vehikel | Ziel (Aktie [Branche]) | Wertentwicklung (Prozent)¹ | Zeitraum | Chance/ Risiko |
Skion | SGL Carbon (Karbon) | + 93 | 3/2009 bis heute | 8/6 |
Aktie nicht billig, aber langfristig als Karbon-Wette interessant; drin bleiben, an schwachen Tagen kaufen. | ||||
Skion, Ventus, Momentum | Nordex (Windenergie) | – 61 | 10/2008 bis heute | 7/6 |
Großaufträge haben den Kurs getrieben; Nordex braucht jedoch starke Partner, ist allein auf Dauer zu klein. | ||||
¹ zum Teil geschätzt; Quelle: BaFin, Venture Capital Magazin, „Bild“, eigene Recherche |
Klatten-Strategie mit langem Atem
Privatanleger mit langem Atem können die Klatten-Strategie nachbilden. Die SGL-Aktie ist zwar nicht billig, sie ist aber mehr als eine vage Wette auf die Zukunft: Dass sich Karbon durchsetzt, ist wahrscheinlich. Das zyklische Geschäft mit der Stahlindustrie (SGL erzielt den Großteil seiner Umsätze und Gewinne noch mit Grafitelektroden für Hochöfen, wenngleich die Karbonsparte schnell wächst) verhagelt aber von Zeit zu Zeit die Ergebnisse; Schwankungen müssen Anleger also aushalten.
Wie wohlhabende Deutsche ihr Geld anlegen
Befragt wurden 20 Vermögensverwalter und Privatbanken zur Geldanlage in Privatdepots mit mehr als 1 Mio. Euro liquidem Vermögen.
2012; Quelle: Datamonitor
des liquiden Vermögens fließen in Geldmarktfonds.
packen wohlhabende Deutsche in geschlossene Immobilienfonds.
des liquiden Privatvermögens der reichen Deutschen ist in ausländischen Staatsanleihen angelegt.
ihres liquiden Vermögens legen wohlhabende Deutsche in sonstigen Anlageformen an.
des liquiden Privatvermögens der Reichen in Deutschland liegen klassisch auf dem Tages- oder Festgeldkonto.
des liquiden Privatvermögens wohlhabender Deutscher sind in deutschen Staatsanleihen angelegt.
des liquiden Privatvermögens investieren die Reichen in Deutschland in Immobilien.
des liquiden Privatvermögens Wohlhabender fließen in Aktien.
und damit den größten Anteil ihres liquiden Privatmögens packen reiche Deutsche in Unternehmensanleihen.
Zu den schillerndsten deutschen Multimillionären gehört Carsten Maschmeyer; „Selfmade: erfolg/reich/leben“ lautet wenig bescheiden der Titel seiner Autobiografie. Der Ex-Großaktionär des Strukturvertriebs AWD verkaufte 2007 seine rund 30 Prozent am AWD für 300 Millionen Euro an den Versicherungskonzern Swiss Life. Der hatte für den AWD rund eine Milliarde Euro hingeblättert, musste aber bald fast 600 Millionen Euro darauf abschreiben.