Hoeneß, Maschmeyer und Co. Was Sie von den Investments der Reichen lernen

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Susanne Klatten: Karbon hui, Windkraft pfui

Wie die Deutschen ihr Geld anlegen
Aktien waren 2012 der Renner an der Börse. Trotzdem griff gerade einmal jeder fünfte deutsche Anleger zu den Anteilsscheinen. Das ergab eine repräsentative Umfrage im Auftrag des Bankenverbandes, die das Anlageverhalten der Deutschen untersuchte. Handelsblatt Online zeigt, wo die Deutschen 2012 ihr Geld investierten und welche Anlageprodukte die Anleger dieses Jahr im Visier haben. Quelle: gms
Senioren sind Top-AnlegerDer Anteil der Deutschen, die 2012 einen nennenswerten Geldbetrag angelegt haben, steigt mit zunehmenden Alter erkennbar an. Im Gesamtdurschnitt gibt mit 54 Prozent etwas mehr als die Hälfe der Befragten an, über entsprechende Finanzanlagen zu verfügen. Unter den Frauen beträgt der Anteil 53 Prozent, unter den Männern 55 Prozent. Mit 47 Prozent bilden Anleger im Alter von 18 bis 39 Jahren die kleinste Anlegergruppe. Die größte Gruppe bilden mit 65 Prozent Anleger ab 60 Jahren. Quelle: gms
Freud und Leid bei den AnlegernTrotz eines weiteren Euro-Krisenjahr stieg der Dax 2012 auf ein neues Allzeithoch. Auf das gesamte Jahr hochrechnet legte der Leitindex um gut 30 Prozent zu. Knapp die Hälfte (48 Prozent ) der deutschen Anleger zeigte sich trotz der guten Kursentwicklung mit der Werteentwicklung ihrer Finanzanlage unzufrieden. Quelle: dpa
Festgeld und Tagesgeld besonders beliebtIm laufenden Jahr 2012 waren bei den deutschen Anlegern Festgeld und Tagesgeld die beliebtesten Anlageprodukte. Obwohl der Dax in diesem Jahr um rund 30 Prozent zulegte, rangieren börsennotierte Finanzprodukte erst deutlich danach. Gerade einmal jeder fünfte Deutsche investierte sein Geld in Aktien. Darauf folgten Immobilien mit knapp 17 Prozent. Das in der Krise besonders beliebte Anlageobjekt Gold, war mit gerade einmal neun Prozent ebenfalls auf den hinteren Plätzen. Quelle: gms
Frauen mögen Festgeld und meiden AktienWährend Frauen tendenziell stärker in Festgeld sowie Tagesgeld investiert sind, meiden sie Aktienanlagen noch in stärkerem Maße als Männer. Bei Fonds sind hingegen nur geringfügige, bei Immobilien, Gold und anderen Edelmetallen sogar überhaupt keine Unterschiede im Anlageverhalten von Männern und Frauen feststellbar. Quelle: dpa
Potenzial für Immobilien und GoldNeben Festgeld und Tagesgeld würden die Verbraucher 2013 auch stärker in Immobilien, Gold und andere Edelmetalle investieren, wenn sie einen größeren Geldbetrag dafür zur Verfügung hätten. Den größten Zuwachs im Vergleich zu 2012 erleben Immobilien. 46 Prozent aller deutschen Anleger würden sich ein Haus oder eine Wohnung anschaffen. 2012 investierten gerade einmal 17 Prozent in Immobilien. Auch die Krisenwährung Gold ist 2013 deutlich beliebter. Knapp 30 Prozent der deutschen Anleger würden sich größere Goldbestände zulegen. Quelle: obs
Geringe Risikobereitschaft bei der AnlageTrotz des derzeit allgemein niedrigen Zinsniveaus können sich nur neun Prozent der Anleger vorstellen, bei künftigen Finanzanlagen mit einer höheren Risikobereitschaft gegebenenfalls eine höhere Renditen zu erzielen. Mit 91 Prozent legt die Mehrheit der deutschen Sparer einen großen Wert auf Sicherheit. Quelle: gms

Während bei Solarwatt der Totalverlust droht, sind Gemalto und Heel, ein profitabler Hersteller homöopathischer Arzneien, die Gewinnposten in Quandts Bilanz. Der Kurs der französischen Gemalto, an der auch seine Schwester Susanne Klatten beteiligt ist, stieg allein in den vergangenen zwölf Monaten um über 45 Prozent.

Susanne Klatten hält außer BMW über die Vehikel SKion und Momentum Beteiligungen 20 Prozent an dem Windkraftanlagenbauer Nordex sowie knapp 28 Prozent am Karbonhersteller SGL Carbon. Der ist einen zweiten Blick wert: SGL Carbon ist neben einem US- und einem japanischen Konkurrenten weltweit der einzige Produzent nennenswerter Mengen industriell verwertbaren Karbons. Diesem wird von Materialkundlern und Ingenieuren eine glänzende Zukunft geweissagt: Wegen seiner Leichtigkeit bei hoher Zug- und Bruchfestigkeit gilt es als Baumaterial der Zukunft.

Masterplan erkennbar

Alles, was leicht und stabil sein soll, könnte bald zu hohen Anteilen aus Karbon bestehen: Karosserie- und Fahrwerkteile spritsparender Autos, Flugzeuge und Windrad-Rotorenblätter. So wird hinter Klattens drei Beteiligungen BMW und Nordex (Karbonabnehmer) sowie SGL (-hersteller) eine Strategie erkennbar: Der Zugang zum Werkstoff soll für die Firmen in Klattens Portfolio bezahlbar bleiben. Weitere 16 Prozent an SGL hält BMW; Klatten besitzt zusammen mit ihrem Bruder Stefan Quandt und ihrer Mutter Johanna Quandt rund 50 Prozent an dem Autobauer, sitzt dort im Aufsichtsrat. Mögliches Kalkül: Via BMW steigert Klatten ihren Einfluss bei SGL.

Besäße sie selbst die BMW-Anteile an SGL, müsste sie den anderen Aktionären ein Übernahmeangebot machen. Dagegen dürfte vor allem BMW-Konkurrent VW etwas haben, der 8,2 Prozent an SGL hält; der Maschinenbauer Voith hält neun Prozent.

Susanne Klatten
VehikelZiel (Aktie [Branche])Wertentwicklung  (Prozent)¹Zeitraum Chance/ Risiko
SkionSGL Carbon (Karbon)

+ 93

3/2009 bis heute8/6
Aktie nicht billig, aber langfristig als Karbon-Wette interessant; drin bleiben, an schwachen Tagen kaufen.
Skion, Ventus, Momentum Nordex (Windenergie)

– 61

10/2008 bis heute7/6
Großaufträge haben den Kurs getrieben; Nordex braucht jedoch starke Partner, ist allein auf Dauer zu klein.
¹ zum Teil geschätzt; Quelle: BaFin, Venture Capital Magazin, „Bild“, eigene Recherche 

Klatten-Strategie mit langem Atem

Privatanleger mit langem Atem können die Klatten-Strategie nachbilden. Die SGL-Aktie ist zwar nicht billig, sie ist aber mehr als eine vage Wette auf die Zukunft: Dass sich Karbon durchsetzt, ist wahrscheinlich. Das zyklische Geschäft mit der Stahlindustrie (SGL erzielt den Großteil seiner Umsätze und Gewinne noch mit Grafitelektroden für Hochöfen, wenngleich die Karbonsparte schnell wächst) verhagelt aber von Zeit zu Zeit die Ergebnisse; Schwankungen müssen Anleger also aushalten.

Wie wohlhabende Deutsche ihr Geld anlegen

Zu den schillerndsten deutschen Multimillionären gehört Carsten Maschmeyer; „Selfmade: erfolg/reich/leben“ lautet wenig bescheiden der Titel seiner Autobiografie. Der Ex-Großaktionär des Strukturvertriebs AWD verkaufte 2007 seine rund 30 Prozent am AWD für 300 Millionen Euro an den Versicherungskonzern Swiss Life. Der hatte für den AWD rund eine Milliarde Euro hingeblättert, musste aber bald fast 600 Millionen Euro darauf abschreiben.

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