Auch Speicherhersteller wie Seagate oder SanDisk, deren Umsätze durch den Trend zum Cloud Computing (Software, die nicht mehr auf CD gespeichert und verkauft wird, sondern via Internet gemietet oder abonniert werden kann) zuletzt stark anstiegen, könnten zum Ziel von Übernahmen werden. Auch hier sind die Bewertungen derzeit günstig. SanDisk stellt vor allem Flash Memory her, ein Speicherprodukt auf Chipbasis, das herkömmlichen Festplatten weit überlegen ist: Flash-Speicher sind 100 Mal schneller als Platten. Sie werden vor allem in Smartphones und tragbaren Kleincomputern wie Tablets gebraucht. Aber auch in herkömmlichen Laptops und PCs verdrängt der Flash-Speicher zunehmend die alten Festplatten. SanDisk ist der größte reinrassige Flash-Memory-Hersteller der Welt, zu seinen Konkurrenten gehören Micron und Samsung. SanDisk-Chips finden sich unter anderem im iPhone: Apple verbaut derzeit 13 Prozent der SanDisk-Produktion und ist damit der größte Kunde.
Der König der Firmenkäufer in der Branche ist definitiv Larry Ellison, Chef des weltweit drittgrößten Softwarekonzerns Oracle. Allein in den vergangenen fünf Jahren kaufte Oracle 65 Firmen, darunter auch den Hardwarehersteller Sun.
Ellisons Einkaufsliste
Der härteste Konkurrent des Dax-Konzerns SAP im Markt für betriebliche Standardsoftware (Buchhaltung, Einkauf, Lager, Personal) hat aber vor allem im Bereich der Mietsoftware "schon fast alle Spezialhersteller gekauft, die nicht bei drei auf dem Baum waren und bei denen das Kartellrecht nicht im Wege stand", witzelt Software-Chefanalyst John Di Fucci von JP Morgan. "Nachdem SAP nun seit ein, zwei Jahren dasselbe tut und sich mit Milliardenübernahmen unter anderem Arriba und SuccessFactors einverleibte, gehen Ellison in der eigenen Branche die Übernahmeziele aus", sagt Di Fucci.
So dürfte sich der umtriebige Oracle-Chef, dessen Unternehmen auf mehr als 30 Milliarden Dollar an Cash-Reserven sitzt, bald in anderen Bereichen nach Kaufzielen umsehen. Dass Oracle von seiner seit Jahren, mehr oder weniger erfolgreichen, aggressiven Wachstumspolitik mittels Zukäufen abrückt, könne er sich jedenfalls nicht vorstellen, so Di Fucci. Erst Mitte März verkündete Ellison auf einer High-Tech-Konferenz in San Francisco: "Sie werden noch erleben, dass wir einen Chiphersteller kaufen." Als potenzielles Ziel gilt die Chipsparte von IBM. Aber auch kleinere Chiphersteller wie Maxim oder AMD könnte Ellison auf dem Kaufzettel haben.
Denkbar ist vieles
Konkret nannte der Milliardär schon NetApp, einen Hersteller von Speichersystemen für die Cloud, als mögliches Ziel: "60 Prozent ihres Geschäfts sind das Abspeichern von Daten aus Oracle-Datenbanken", so Ellison. "Das Geschäft hätten wir gerne selbst." Kein Wunder: NetApp arbeitet mit einer äußerst lukrativen Brutto-Gewinnmarge von mehr als 60 Prozent.
Auch EMC könnte zum Ziel für Ellisons Oracle werden: EMC wäre zwar mit einem geschätzten Kaufpreis von fast 40 Milliarden Dollar zunächst die deutlich größere (und kostspieligere) Lösung als NetApp, die nur knapp zehn Milliarden Dollar wert ist. Dafür könnte Oracle die 86-prozentige EMC-Tochter VM Ware weiterverkaufen, um den Deal zu finanzieren. Der Spezialist für Cloud-Software ist derzeit an der Börse rund 7,9 Milliarden Dollar wert und gilt als heiß begehrt, aber auch etwas teuer. "Denkbar ist derzeit aber vieles – die lukrativen Bewertungen und hohen Cash-Positionen machen viele Deals attraktiv", sagt Dreide.
Und die Bewertung von VMWare sinkt zurzeit rasant – trotz weiterhin boomender Geschäfte lassen die Anleger den kleineren Cloud-Spezialisten seit ein paar Wochen links liegen. Genau wie den großen Apfel.