Hohe Renditen Reich werden mit Acker-Aktien

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Dänen in Osteuropa

Slowakei: First Farms

Wer eine halbe Autostunde nördlich von Bratislava, kurz vor der Kreisstadt Malacky, links abbiegt, den führt eine schmale Straße nach Plavecky Stvrtok, ein Dorf mit kaum 2500 Einwohnern. In einer verqualmten Kneipe neben dem Supermarkt sitzen die Männer schon morgens um elf vor ihrem Bier. Eine Schule gibt es, ein Postamt und eine hübsche, beige gestrichene Kirche, dann ist Plavecky Stvrtok auch schon fast zu Ende.

Der bedeutendste Arbeitgeber am Ort hat seine Betriebe etwa einen Kilometer nördlich des Dorfplatzes: Das dänische Unternehmen First Farms betreibt hier einen der größten Bauernhöfe der Slowakischen Republik. Fast 10.000 Hektar Land bewirtschaften die Dänen, rund 5000 Stück Vieh gehören zu den Höfen. Etwa 170 Mitarbeiter beschäftigt First Farms am Standort Plavecky Stvrtok.

In den Büros im ersten Stock stehen Kühe aus Porzellan. Männer in grünen Latzhosen sitzen vor Laptops. Hinter einer Glasscheibe brütet Vorstandschef Anders Norgaard über den Geschäftszahlen. Der Ex-Banker und Schweinezüchter ist erstmals seit Langem wieder guter Stimmung. Vergangene Woche präsentierte der Däne 1,5 Millionen Euro Gewinn vor Steuern. 2012 schrieb First Farms noch rote Zahlen. Relativ stabile Preis, eine bessere Ernte, vor allem mehr Effizienz bei der Milchproduktion hätten das Ergebnis verbessert.

„Wir arbeiten daran, noch effizienter zu werden“, sagt der Däne. Ein Traktor etwa, der in Deutschland im Schnitt 750 Stunden pro Jahr läuft, rollt bei First Farms in der Slowakei rund 2000 Stunden über die Felder. Verantwortlich für die Slowakei ist sein deutscher Vorstandskollege Lars Meyer, ein Landwirt aus der Nähe von Bremen, der zuvor Bauern in Osteuropa und Indien beraten hat.

Aktienkurs von First Farms

Um Risiken zu streuen, will First Farms in die Schweinezucht einsteigen. Bisher betreiben die Dänen ausschließlich Getreide- und Milchproduktion, die noch sehr personalintensiv ist. Was den slowakischen Arbeitern an Know-how fehlt, müssen die Eigner aus Dänemark über die Masse kompensieren. Ein Hof, der in Deutschland 50 Angestellte hat, muss in der Slowakei 150 Mitarbeiter haben. Mit vier Euro zahlt First Farms überdurchschnittlich hohe Löhne. Der Grund: In der Region herrscht Vollbeschäftigung. VW, BASF und Ikea haben große Betriebe. „Wir müssen den Leuten erklären, dass ein Job auf dem Bauernhof auch spannend sein kann“, sagt Norgaard.

First Farms ging 2006 an die Börse, steigerte den Aktienkurs kräftig und stürzte in der Finanzkrise dann ab. Im Dezember sammelte Norgaard mit einer Wandelanleihe umgerechnet 6,7 Millionen Euro ein. Mit dem Geld wollen die Dänen weitere 1300 Hektar in der Slowakei kaufen. Das Geschäftsmodell überzeugt, allerdings ist die in Stockholm gehandelte Aktie noch nicht liquide genug, das heißt es wechseln zu wenig Papiere den Besitzer.

- Black Earth Farming: Das 2005 von schwedischen Investoren gegründete Unternehmen besitzt 250.000 Hektar in Russland, davon werden derzeit 220.000 Hektar bewirtschaftet. Black Earth Farming baut Weizen an, aber auch Raps, Sonnenblumen, Kartoffeln und Zuckerrüben.

Bei den Schweden läuft es nicht rund: Das vierte Quartal schlossen sie wegen einbrechender Getreidepreise mit Verlust ab. Die von Black Earth Farming betriebenen Farmen sind noch nicht produktiv genug. Seit dem Börsengang im Dezember 2007 geht es für die Schweden fast ausschließlich abwärts. Derzeit notiert Black Earth Farming auf Pennystock-Niveau. Anleger sollten auf eine nachhaltige Wende warten.

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