Immobilien Mehr Beton für die Börse

Der Immobilienvermögensverwalter Corestate startet erfolgreich am Aktienmarkt. Gute Voraussetzungen für das Debüt von Officefirst, Bürotochter der IVG. Der Börsengang soll der zweitgrößte in diesem Jahr werden.

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Bürohochhaus in Düsseldorf: Am diesem Montag begann zudem die Zeichnungsfrist für den Büroimmobilienkonzern Officefirst. Quelle: dpa

München Übernahmen und Fusionen haben die Liste der börsennotierten deutschen Immobiliengesellschaften in den vergangenen zwei Jahren verkürzt. Nun wird die Liste wieder länger. Am Montag startete Corestate mit 17,40 Euro an der Frankfurter Börse. Die Käufer zahlten 40 Cent mehr als die Großinvestoren, die zuvor im Rahmen eines Private Placements Aktien für rund 43 Millionen Euro zeichneten. Die Marktkapitalisierung beträgt nun knapp 220 Millionen Euro. Größter Aktionär bleibt Gründer Ralph Winter mit einem Anteil von rund 66 Prozent.

Am diesem Montag begann zudem die Zeichnungsfrist für den Büroimmobilienkonzern Officefirst. Die Tochter der vor drei Jahren pleitegegangenen IVG will knapp 900 Millionen Euro erlösen. Officefirst-Aktien werden bis 13. Oktober zu je 21 bis 23 Euro angeboten. Es soll das zweitgrößte Börsendebüt des Jahres werden.

Corestate ist dagegen ein klassischer Nebenwert. Die Aktionäre werden nicht wie bei Officefirst und Wohnimmobilienschwergewichten wie etwa Vonovia an den Überschüssen aus der Vermietung von Büros und Wohnungen verdienen, sondern an den Gebührenüberschüsse, die Corestate aus der Verwaltung von Immobilienportfolios für Dritte erwirtschaftet.

Kein neues, aber ein seltenes Konzept, dass weitgehend dem der seit zehn Jahren börsennotierten Patrizia entspricht. Allerdings spielt Patrizia in einer anderen Liga. Die Augsburger haben ihr Geschäft auf Europa ausgedehnt, während bei Corestate 90 Prozent des verwalteten Vermögens von 5,6 Milliarden Euro auf Deutschland entfällt. Außerdem managt Patrizia rund drei Mal so viel Vermögen.

Beide Gesellschaften halten Immobilien nicht im eigenen Bestand, sondern kaufen, verwalten und verkaufen Gebäude für andere und kassieren Gebühren für Ankauf, Verwaltung und Verkauf, wobei sie an den Veräußerungsgewinnen in der Regel überproportional beteiligt werden. Sie treten nur als Co-Investoren auf. Corestate sei im Schnitt etwa zu zehn Prozent an den Portfolios beteilig, die die Gesellschaft für einzelne sehr reiche Privatpersonen und wohlhabende Familien aufbaut, sagte Sascha M. Wilhelm, CEO der Corestate Capital Holding, dem Handelsblatt auf der Immobilienmesse Expo Real in München.

„Wir werden künftig klassische Immobilienanlageprodukte für institutionelle Investoren auflegen“, kündigte Wilhelm an. Die Luxemburger wollen also in den Markt mit Versicherern und Altersvorsorgeeinrichtungen, in dem Patrizia bereits groß ist.

War Corestate bisher darauf ausgerichtet Portfolios durch Einzelkäufe schnell aufzubauen und wieder zu verkaufen, wird das Geschäft dadurch langfristiger. Der Anteil der Gebühren aus der langfristigen Verwaltung wird zunehmen. Damit werden die Einnahmen ein Stück weit von den Auf und Abs auf dem Immobilieninvestmentmarkt abgekoppelt.

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