Insider-Aktien Kaufen, wenn die Chefs zugreifen

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Vorsicht

Die besten Aktien-Käufe der Chefs
Bechtle Quelle: Screenshot
Fans von Borussia Dortmund schwenken Fahnen und Schals Quelle: REUTERS
Carrefour-Supermarkt in Bangkok Quelle: REUTERS
Douglas GruppeOb Süßwaren, Bekleidung, Schmuck oder Parfum: Die Douglas Gruppe macht sich nicht von einem Geschäft abhängig.BrancheHandelLandDeutschlandKurs¹27,49 €Insiderkäufe² (zu Kursen von/bis) 4 (27,30 € - 28,60 €)Volumen³1,83 Mio. €Börsenwert1091 Mio. €Kurs-Gewinn-Verhältnis 2012 (geschätzt)11,7Chance/Risiko5/3 ¹Stand: 10.11.2011 ²Anzahl der Käufe seit 1.7.2011 ³Volumen der Insiderkäufe im III. und IV. Quartal Quelle: 2 IQ Research; Bloomberg Quelle: Pressebild
Zementsäcke von HeidelbergCement Quelle: dapd
Lagerhalle mit Jungheinrich-Fahrzeugen Quelle: obs Jungheinrich AG
Mühlbauer AGDas Technologie-Unternehmen hat sich auf die Herstellung von Chipkarten und Ausweisen spezialisiert.BrancheTechnologieLandDeutschlandKurs¹23,90 €Insiderkäufe² (zu Kursen von/bis)13 (20,80 € - 25,49 €)Volumen³1,14 Mio. €Börsenwert151 Mio. €Kurs-Gewinn-Verhältnis 2012 (geschätzt)11,2Chance/Risiko9/7 ¹Stand: 10.11.2011 ²Anzahl der Käufe seit 1.7.2011 ³Volumen der Insiderkäufe im III. und IV. Quartal Quelle: 2 IQ Research; Bloomberg Quelle: Mühlbauer AG

Gerade weil die Insider im Allgemeinen zum Optimismus neigen, ist Vorsicht angebracht, wenn sie plötzlich scheinbar ohne Grund verkaufen. Besonders Verkäufe in einer Phase, in der bei den Unternehmen alles glatt zu laufen scheint, gelten professionellen Anlegern als Warnsignal. „Bei den Aktien, die wir im Fonds halten, achten wir genau darauf, ob sich Insider von größeren Beständen trennen“, sagt Fondsmanager Krahe, „alles andere wäre fahrlässig. Wenn ein Vorstand plötzlich massiv verkauft, müssen wir der Sache auf den Grund gehen.“

Im Juli, kurz vor dem Crash, hätte es eine Reihe solcher Warnhinweise gegeben: So verkaufte der Gründer des Internet-Dienstleisters United Internet, Ralph Dommermuth, Anfang Juli plötzlich Aktien seines Unternehmens für mehr als 28 Millionen Euro; kurz davor hatte der Kurs erstmals seit 2008 wieder das Vorkrisenniveau von knapp 15 Euro erreicht; nach Dommermuths Verkauf fiel die United-Internet-Aktei auf elf Euro. Axel Heitmann, Chef des Chemiekonzerns Lanxess, erwies den anderen Lanxess-Aktionären einen Bärendienst, als er im August Lanxess-Aktien im Wert von fast zehn Millionen Euro auf den Markt warf; in den Jahren davor hatte Heitmann immer wieder zugekauft, sodass der Verkauf hohe Wellen schlug – auch, nachdem Heitmann eine Erklärung nachreichte, er habe das Geld zur Tilgung eines privaten Kredits gebraucht.

Signifikant oder nicht?

Für private Anleger ist es wichtig, signifikante Insider-Deals von solchen ohne Aussagekraft über das Unternehmen zu trennen. Da auch Vorstände von der Signalwirkung der Insider-Deals wissen, werden die Geschäfte häufig zur Kurspflege eingesetzt. „Mehrere kleine Käufe durch verschiedene Vorstände und Aufsichtsräte im Wert von jeweils wenigen Tausend Euro sind meist wenig mehr als PR-Geklingel, das sehen wir häufig, nachdem der Kurs gelitten hat, etwa nach schwachen Zahlen“, sagt Krahe. Nimmt ein Insider hingegen gleich mehrere Millionen in die Hand, oder kaufen ein oder mehrere Vorstände stets unter einem bestimmten Niveau, wie beim Oberpfälzer Spezialmaschinenbauer Mühlbauer oder beim US-Medizintechniker Opko Health, ist das ein Indiz dafür, dass der Insider tatsächlich von einer Unterbewertung des Unternehmens überzeugt ist.

Auch das Volumen des Deals im Verhältnis zum Marktwert, zu den Volumina früherer Insider-Deals und zum restlichen Vermögen des Insiders ist wichtig. Wenn ein Jürgen Großmann als Vorstandsvorsitzender von RWE, der privat Milliardär ist, ein paar Hunderttausend Euro in RWE-Aktien investiert, muss das nicht unbedingt viel bedeuten; tut es der Chef eines schwäbischen Mittelständlers, der vielleicht nur 40 Millionen Börsenwert auf die Waage bringt, schon eher.

USA und IT

Zudem gibt es regionale und Branchenunterschiede. In den USA allgemein und weltweit in der IT-Branche ist es üblich, dass Vorstände einen Teil ihrer Bezüge in Aktien oder Optionen auf Aktien bekommen. „Dort ist es normal, dass die Vorstände stets einen Teil ihrer Aktien verkaufen“, sagt Hable. In den USA liegt das Verhältnis von Käufen zu Verkäufen deshalb durchschnittlich bei 1:10. „Daher war es für die US-Aktien schon ein außergewöhnliches Kaufsignal, als das Verhältnis im Spätsommer auf 1:1 fiel“, sagt Hable.

Jeder Fall ist anders, doch aus den Studien lassen sich Faustregeln ableiten:

  • Insiderkäufe bei kleinen Nebenwerten sind aussagefähiger als bei Blue Chips mit mehreren Milliarden Euro Börsenwert.
  • In Branchen, in denen die künftige Geschäftsentwicklung schwer planbar ist – wie Software oder Biotech – sagen Insider-Deals mehr aus als in Branchen mit stetiger Geschäftsentwicklung. Die Vermutung, dass ein Vorstand tatsächlich etwas weiß, was auf starke künftige Gewinnentwicklung hoffen lässt, ist hier plausibel.
  • Käufe von Vorständen sind oft aussagekräftiger als die von Aufsichtsräten, eine besonders gute Trefferquote haben Finanzvorstände.
  • Regelmäßige Käufe unter einer Kursschwelle sind besser als Einzelaktionen.

Selbstverständlich sollten Investoren vor einem Kauf nicht nur auf Insidergeschäfte, sondern auch auf Geschäftsperspektiven, Bewertung und Umsatz- und Gewinnentwicklung schauen. Bei den von der WirtschaftsWoche ausgewählten Papieren (siehe auch Bildergalerie) überzeugen fundamentale Daten und Insiderkäufe.

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