Insider-Verkäufe Wenn Konzern-Manager Aktien verkaufen

Die Börse hat die Verluste vom vorigen Sommer wettgemacht. Top-Manager haben die Gelegenheit offenbar genutzt, um sich in großem Stil von Aktien ihrer Unternehmen zu trennen. Ein Alarmsignal?

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Wolfgang Mayrhuber, Ex-Lufthansa-Chef und Aufsichtsratsmitglied bei Münchener Rück und Infineon Quelle: dapd

Selbstverständlich kaufen und verkaufen Manager die Aktien, die sie als Bestandteil ihrer Vergütung von den Unternehmen erhalten. Und sofern sie mit ihren Geschäften nicht gegen die Insider-Regeln verstoßen, - indem sie etwa bestimmte Fristen vor und nach kursrelevanten Ereignissen in ihrem Unternehmen einhalten - ist dagegen auch nichts einzuwenden. Und dennoch gelten die Aktiengeschäfte der Manager als bedeutsames Vorzeichen für die weitere Entwicklung der börsennotierten Gesellschaften. Schließlich kennt niemand die Geschäfte der Unternehmen besser als die Manager.

Dennoch besteht die Gefahr, die Aktiengeschäfte von Managern in ihrer Bedeutung zu überschätzen. Denn auch Manager sind vor der Unbill des Lebens nicht gefeit: Plötzlich entstehende hohe Ausgaben können einen Aktienverkauf notwendig machen. Oder Investitionen in größere private Projekte wie etwa Immobilienkäufe.

Dax-Manager verkaufen

Wie also ist es zu bewerten, wenn von allen Managern der Dax-30-Konzerne vier innerhalb einer Woche Kasse machen und ihre Aktien gegen Millionenbeträge eintauschen? So haben nach einer Berechnung des Forschungsinstituts für Asset Management Fifam zusammen mit Commerzbank Wealth Management vier Dax-Manager in jüngster der Zeit gemäß Veröffentlichungen im März dicke Aktienpakete gehandelt.

Als einziger von den vieren hat Münchener-Rück-Aufsichtsrat Wolfgang Mayrhuber Aktien gekauft.

Der ehemalige Lufthansa-Chef hat für etwas mehr als 70.000 Euro Aktien des Rückversicherers erworben. Vermutlich erschienen ihm die Papiere günstig, denn nach absehbar schwachen Zahlen infolge der zahlreichen großen Naturkatastrophen im Jahr 2011 hatte der Börsenkurs deutlich verloren. Andererseits ist die Aktie schon seit November wieder deutlich auf Erholungskurs und mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 auch das Gegenteil eines Schnäppchens. Da sich andererseits ein Katastrophenjahr wie 2011 dem Rückversicherungskonzern zufolge nur alle 50 Jahre wiederholt, sind die Aussichten für das Unternehmen - rein statistisch - tatsächlich gut. Mayrhubers Kauf steht also für Optimismus.

Wie viel Dividende die Konzerne zahlen
Dax-Werte Quelle: dapd
Adiddas Quelle: dapd
AllianzDer Versicherungsriese Allianz will an der Dividendenhöhe nicht rütteln und wie im Vorjahr 4,50 Euro je Aktie ausschütten. Angesichts der niedrigen Bewertungen der Finanzwerte an der Börse ist die Dividendenrendite relativ hoch: knapp 5,0 Prozent. Hauptversammlung ist am 9. Mai. 100 Prozent der Allianz-Aktien sind im Streubesitz. Auch hier hält die BlackRock Inc. mehr als fünf Prozent der Anteile. Zum aktuellen Kurs-Chart Quelle: dapd
BASFDer Chemiekonzern hat vom Aufschwung profitiert und will die Dividende von 2,20 Euro im Jahr 2011 in dieser Dividendensaison auf 2,50 Euro je Aktie erhöhen -das ist mehr als erwartet. Die Dividendenrendite läge dann bei 3,81Prozent (gemessen am Kurs vom 5.3.2012). Über den Dividendenvorschlag stimmen die Aktionäre am 27. April ab. BASF ist das DAX-30-Unternehmen mit dem zweithöchsten Privatanlegeranteil in Deutschland. Rund ein Viertel der Aktien sind in Privathand. Größter Einzelaktionär ist – richtig - BlackRock Inc. mit 5,35 Prozent.Zum aktuellen Kurs-Chart Quelle: dpa
Bayer Quelle: dpa
Beiersdorf Quelle: AP
BMW Quelle: dpa

Verglichen mit den Verkäufern im Dax ist die 70.000-Euro-Transaktion von Mayrhuber jedoch ein Klacks.

Christian Tourres, seit 2001 im Aufsichtsrat von Adidas, machte im März Aktien des Sportschuhriesen im Wert von knapp drei Millionen Euro zu Geld. Nach einem Blick auf den Kursverlauf der Aktie, scheint die Aktion richtig: Seit der Börsendelle vom vergangenen August kletterte die Adidas-Aktie recht zügig vom Tief bei 44 Euro auf ein neues Hoch bei 60 Euro Anfang März. Damit hatte das Papier auch die Börsenkorrektur vom Sommer mehr als wettgemacht. Seitdem zappelt der Kurs zwischen 56 und knapp 60 Euro - ohne klaren Trend. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15,7 ist sie auch nicht mehr billig. Um Kasse zu machen, hat der Wert das richtige Niveau erreicht.

Millionengeschäfte bei FMC und Henkel

Werk des Konsumgüterherstellers Henkel in Düsseldorf Quelle: dpa

Ben Lipps, langjähriger Vorstandschef von Fresenius Medical Care, trennte sich sogar von Aktien im Volumen von rund 3,7 Millionen Euro. Die Aktien hatten auf Jahressicht ihr Hoch im Februar mit einem Kurs von 57 Euro erreicht. Seitdem ging es mit dem Kurs wieder bergab. Gut möglich, dass die Verkäufe von Lipps ihren Anteil am Kursrückgang hatten. Er verkaufte seine knapp 71.000 Aktien am 6. März zu einem Kurs von 52,60 Euro. Der Zeitpunkt um Kasse zu machen, war jedenfalls gut gewählt. Zudem ist unwahrscheinlich, dass sich Lipps von all seinen Aktien getrennt hat. Schließlich ist er schon seit 1999 Vorstandschef von FMC und dürfte bis heute deutlich mehr Aktien erhalten haben.

Henkel-Erbe holt sich die Millionen

Den größten Aktienverkauf meldete Christoph Henkel. Er stieß Aktien des Konsumgüterkonzern im Wert von 5,25 Millionen Euro ab. Der Henkel-Erbe ist zugleich auch der größte Einzelaktionär. Gemessen an einem Börsenwert von derzeit mehr als 21 Milliarden Euro fallen die gut fünf Millionen für das Mitglied im Gesellschafterausschuss kaum ins Gewicht, der Aktienanteil von Henkel wird es verschmerzen.

Zudem war er im Sommer 2011 schon einmal durch einen Aktienverkäufe im Wert von mehr als fast elf Millionen Euro aufgefallen. Der Henkel-Erbe klebt sichtlich nicht an seinen Aktien. Sein Vermögen lässt er zudem von einem Family Office, also besonders diskreten professionellen Vermögensverwaltern verwalten und dementsprechend streuen. Es selbst tritt ansonsten auch als erfolgreicher Business Angel für junge Unternehmen auf. Es spricht also vieles dagegen, dass ein Aktienverkauf im großen Stil ein schlechtes Omen für die Henkel-Aktie ist. Dennoch ist auch hier der Zeitpunkt gut gewählt. Der Henkel-Kurs ist seit der Sommerkorrektur im Aufwärtstrend, vom Tief bei 36 Euro hat sich Aktie bis auf aktuell 55 Euro aufgeschwungen. Henkel hat die Aktien zu 52,50 Euro verkauft. Dem Kurs hat die Transaktion also nicht geschadet.

Betrachtet man jeden Fall einzeln für sich, bleibt unter dem Strich vom bösen Vorzeichen der Insider-Verkäufe nicht viel. Es sind vielmehr die Insider-Käufe wie von Mayrhuber, die Anlegern als Indikator für die Zuversicht der Manager dienen, als die Tatsache, dass auch Manager gern mal die Gelegenheit ergreifen, Gewinne zu realisieren. Das gilt zumindest für die Dax-Werte, die eine enorme Anzahl Aktien unter ihre Manager bringen und deren Transaktionen mit diesen Aktien dennoch kaum den Kurs der Börsenschwergewichte beeinflussen. Bei kleinen Titeln, die bei Managerverkäufen sofort Kursverluste verbuchen, ist jedoch Vorsicht geboten.

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