Intelligent investieren

Crash-Angst ist der Feind der Börsengewinne

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Kühlen Kopf bewahren

Langfristig investiert bleiben, so werden Sie nun vielleicht denken, ist leichter gesagt als getan. Schließlich ereignen sich die starken Kurssteigerungen häufig in Krisenphasen: Also an den Tagen, in den Wochen und Monaten, in denen man als Investor Ängste durchsteht und lieber auf der Verkäuferseite stehen will.

Wer aber hohe Renditen erzielen will, für den heißt es: kühlen Kopf behalten, nicht dem Fluchtinstinkt nachgeben und mit der Herde laufen, sondern innehalten, gegen den Strom schwimmen. Der Drang zum Panikverkauf, die Angst vor dem Crash, das ist es, was Ihre Rendite im Aktienmarkt senkt – und Sie vielleicht sogar daran hindert, überhaupt in Aktien zu investieren. Die Crash-Angst ist in der Tat einer der größten Feinde für den Erfolg des langfristigen Investierens.

Die Fähigkeit vieler Investoren, in Zeiten, in denen die Kurse stark fallen, still zu halten und nicht zu verkaufen, wenn andere verkaufen, ist nicht nur aus psychologischen Gründen begrenzt. Viele große Investoren wie Versicherungen, Pensionsfonds und auch Aktienfonds unterliegen der staatlichen Regulierung. Sie erschwert es ihnen, langfristig orientiert zu agieren. Institutionelle Anleger müssen beispielsweise ihr Risiko nach der Volatilität, die sich aus vergangenen Kursschwankungen errechnet, steuern und begrenzen. Das führt zu absurden Anlageentscheidungen. Beispielsweise müssen sie verkaufen, wenn die Kurse bereits im Keller sind; und nicht selten wird der richtige Wiedereinstieg verpasst, und Rendite geht verloren.

Warum die guten Börsentage so wichtig sind
Langfristig verdaute der S&P 500 seine herben Rückschläge und übertraf die alten Hochs
An der Börse sind jederzeit Tageverluste möglich, Anleger müssen die besten Tage erwischen.
Wer die besten Tage an der Börse verpasst, kann das kaum je wieder aufholen.

Acht Jahre Hausse - drei Handlungsstrategien für Anleger

Was sollte der Anleger in der aktuellen Situation tun? Bereits seit März 2009, also seit mehr als acht Jahren – ist eine fulminante Hausse im Gange, die den S&P 500 von 676 auf mittlerweile 2.432 Punkte heraufgetrieben hat. Die Einschätzung, die Wahrscheinlichkeit für eine Kurskorrektur habe sich mittlerweile deutlich erhöht, ist nicht leicht von der Hand zu weisen. Wie also geht man als Anleger mit seinen Crash-Sorgen um? Auf drei grundsätzliche Handlungsprinzipien lässt sich hier verweisen.

Erstens: Spekulieren Sie nicht auf das Eintreffen eines Crash. Kaum jemand ist in der Lage, Ihnen systematisch-treffsicher das Auf und Ab der Märkte vorherzusagen - mir zumindest ist keiner bekannt. Befreien Sie sich von dieser gedanklichen Zwangsjacke.

Zweitens: Stellen Sie vielmehr sicher, dass Sie in „großartige Unternehmen“ investiert sind. Großartige Unternehmen sind solche, die auch in wirtschaftlich und finanziell schwierigen Phasen in der Lage sind, erfolgreich zu wirtschaften – die relativ unbeschadet durch Boom-und-Bust-Zyklen hindurchkommen. Großartige Unternehmen zeichnen sich vor allem dadurch aus, dass sie etwas können, was andere Unternehmen nicht können und dass sie sich einer preisunelastischen Nachfrage für ihre Produkte gegenübersehen. Dadurch sind sie in der Lage, dauerhaft eine hohe Verzinsung auf das eingesetzte Kapital zu erzielen und den Gewinn pro Aktie im Zeitablauf zu erhöhen.

Drittens: Achten sie penibel darauf, dass die Aktien, die sie kaufen wollen, nicht zu hoch bewertet sind - relativ zu dem Preis, zu dem die Papiere an der Börse zu haben sind. Ein Unternehmen kann noch so gut sein: Wenn es zu teuer gekauft wird, ist es keine gute Investition. Es geht also darum abzuschätzen, was der Wert der Aktie ist, die man zu kaufen beabsichtigt. Wer den Wert seiner Investments kennt, kann übrigens auch besser schlafen. Der Wert der Aktie ist dabei die Summe der abgezinsten künftigen Gewinne, die ein Unternehmen erzielt.

Wenn Sie nicht in der Lage sind, den Wert von Aktien mit hinreichender Genauigkeit zu bestimmen, sollten Sie entweder nicht investieren, oder aber Sie suchen die Zusammenarbeit mit Investoren, die dazu in der Lage sind. Gemeint sind Value Investoren. Sie konzentrieren sich darauf, großartige Unternehmen zu identifizieren, und sie investieren nur dann, wenn sie hinreichende Gewissheit haben, dass der Wert des Unternehmens höher ist als der Börsenkurs.

Das ist gerade für die Anleger von Interesse, die Crash-Sorgen haben. Zum einen mindert das Vorgehen der Value Investoren das Investitionsrisiko: Wenn zwischen dem Wert und dem Preis der Aktie eine hinreichender Abstand liegt, kommt der Investor in den Genuss einer „Sicherheitsmarge“. Sie schützt ihn vor Kapitalverlusten. Zum anderen trägt eine hohe Sicherheitsmarge dazu bei, die Investitionsrendite zu erhöhen. Auf diese Weise können Sie Ihre Crash-Sorgen – die ein Feind für Ihre Performance sind – in den Griff bekommen.

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