Investmentfonds Rendite aus dem Supercomputer

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Rendite aus dem Supercomputer

Handeln, bis die Datenleitungen glühen, ist aber nicht die Sache von Investmentfonds, die an Privatanleger verkauft werden. Sie halten ihre Papiere anders als die schnellen Hochfrequenzhändler gewöhnlich über Nacht und meist sogar Monate oder Jahre. Steins Computermodell identifiziert nur einmal monatlich Kauf- und Verkaufsaufträge. Andere werfen ihre Rechner nur wöchentlich an, um das Portfolio zu adjustieren. Dann rechnet der Computer nach Schema F. Wiederholt sich die Geschichte nicht nach dem ihm bekannten Muster, reagiert er falsch. Das passierte vielen Computer-Fonds in der Finanzkrise: Sie kauften unterbewertete Aktien, waren dadurch aber stark in konjunkturabhängigen Titeln und Finanzwerten engagiert, die hohe Kursverluste bescherten. Einer der ältesten computergesteuerten Fonds, der Lingohr-Systematic-LBB-Invest, halbierte im Jahr 2008 seinen Wert nahezu. Aber der Erkrather Vermögensverwalter Frank Lingohr hielt an der Strategie fest – und das Portfolio erholte sich tatsächlich. Der Fonds, der im Oktober 15 Jahre alt wird, erzielte seit 1996 gute 244 Prozent Plus (8,7 Prozent pro Jahr). Der Aktienindex MSCI Welt schaffte dagegen nur 4,5 Prozent jährlich.

Trendlos ins Minus

Dass klare Trends am Aktienmarkt fehlen, setzt derzeit Fonds zu, die diesen Trends folgen sollen. Nur wenn ihre Programme deutliche Signale bekommen, können sie sich für den Ein- oder Ausstieg entscheiden. „Viele Trends sind derzeit zu schwach. Mal akzeptieren Anleger das Risiko am Aktienmarkt, und er steigt, dann gibt es wieder politische Diskussionen um Griechenland, und der Markt dreht sehr schnell“, sagt Markus Sievers, Chef des Hedgefondsvermittlers Apano, der nach Algorithmen gesteuerte Produkte des -weltgrößten Hedgefondsmanagers Man Group anbietet. In diesem Jahr liegt deren größter Fonds, der Man AHL Diversified, zwölf Prozent im Minus. Für ihn durchsuchen Computer rund um die Uhr an den Terminbörsen 300 verschiedene Anlagekategorien bei Aktien, Anleihen, Rohstoffen und Währungen. Die Programme sollen steigende und fallende Kurstrends identifizieren und wetten dann auf diese durch Kauf oder Verkauf von Futures. Weil Aktien und Währungen zurzeit viele widersprüchliche Signale liefern, liegt das System zu oft schief. Computer sind eben längst nicht immer die besseren Fondsmanager.

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