Investor Relations Die Kursmacher der Konzerne

Seite 3/6

SAP schlägt den DAX, Amerikaner halten die meisten Aktien

Die Strategien der IR-Truppen sind unterschiedlich, je nach Lage des Unternehmens und Zielen des Vorstands. Wer Cash auf der Bank hat und Dividendenfonds ansprechen will, erhöht seine Ausschüttung. Um sich vor feindlichen Übernahmen zu schützen, sucht man Ankeraktionäre. Wer Umsatz und Liquidität im Aktienhandel erhöhen muss, versucht bei kurzfristig orientierten Hedgefonds sein Glück. Und um mehr Aktionäre in Amerika zu erreichen, schickt man seine Vorstände in den USA auf Termine.

Um den Aktienkauf für US-Investoren zu erleichtern, ist die SAP-Aktie an der New York Stock Exchange gelistet. Harte US-Regulierung und hohe Kosten haben etwa Allianz, Bayer und die Telekom dazu gebracht, ihr US-Listing wieder einzustellen. Für SAP, sagt Gruber, sind US-Investoren wichtig. Die USA sind der weltgrößte Absatzmarkt für IT. Fast jede vierte SAP-Aktie im Streubesitz gehört heute einem Anleger in Nordamerika.

Anleger bei der Stange halten

Vollends steuern kann den Aktienkurs selbst der beste IR-Manager nicht. Und es ist der Vorstand, der die Richtung vorgibt. So wie Ende Mai im Speisesaal eines Frankfurter Luxushotels, wo der Vorstandschef eines Dax-Konzerns mit seinem IR-Boss dinierte. Gemeinsam planten sie das nächste Investorentreffen, bei dem das Dax-Schwergewicht Gastgeber sein wird. Wie soll die Präsentation aussehen? Welche Themen adressiert man schwerpunktmäßig? Der IR-Chef müsse das Wachstum in einem bestimmten Bereich in den Vordergrund stellen, forderte der Konzernlenker. Alles andere sei zwar interessant, bringe Investoren aber kaum dazu, die Aktie zu kaufen, resümierte der Entscheider – schüttete den letzten Schluck Kaffee herunter und machte sich auf den Weg zum nächsten Investorentermin.

Auch Gruber bekommt Vorgaben von Hagemann Snabe und Co-Chef Bill McDermott: Er soll für SAP verstärkt Investoren in Asien und wachstumsorientierte Anleger gewinnen. In Asien und Australien verdoppelt SAP in diesem Jahr die Zahl der Investorenreisen („Road Shows“) von zwei auf vier. „Unternehmen organisieren so viele Einzelgespräche zwischen Management und Investoren wie nie zuvor“, sagt Kelly von Extel.

Um Anleger bei der Stange zu halten, sprachen Gruber und sein Team 2010 bei mehr als 500 Terminen mit institutionellen Anlegern und Finanzanalysten, 160 Mal hatte Gruber einen SAP-Vorstand im Schlepptau. 70-Stunden-Wochen sind eher die Regel als die Ausnahme. Jede Woche ist Gruber, der seit 1998 für die SAP-IR arbeitet, auf Geschäftsreise. Klar, dass man da permanent „noch etwas gejetlagged“ ist, wie er lachend sagt. Kaum war jetzt die Hauptversammlung in Mannheim geschafft, machte Gruber sich schon wieder auf in Richtung Frankfurt – Investoren treffen, die SAP-Strategie verteidigen, Wachstum predigen.

Inhalt
Artikel auf einer Seite lesen
© Handelsblatt GmbH – Alle Rechte vorbehalten. Nutzungsrechte erwerben?
Zur Startseite
-0%1%2%3%4%5%6%7%8%9%10%11%12%13%14%15%16%17%18%19%20%21%22%23%24%25%26%27%28%29%30%31%32%33%34%35%36%37%38%39%40%41%42%43%44%45%46%47%48%49%50%51%52%53%54%55%56%57%58%59%60%61%62%63%64%65%66%67%68%69%70%71%72%73%74%75%76%77%78%79%80%81%82%83%84%85%86%87%88%89%90%91%92%93%94%95%96%97%98%99%100%