Italien Anleihe-Auktion treibt Mailänder Börse

Die Mailänder Aktienbörse ist nach der Anleihen-Auktion deutlich im Plus. Momentan spekulieren Finanzmärkte auf eine Mitte-Links-Regierung. Börsianer befürchten ein Comeback Berlusconis.

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Pier Luigi Bersani, Kandidat der sozialdemokratischen Partei liegt nach ersten Prognosen in Italien vorn. Quelle: AP/dpa

Rom Nach der erfolgreichen Auktion italienischer Anleihen hat die Aktienbörse in Mailand deutlich zugelegt. Sie notierte am Montag in der Spitze 1,8 Prozent höher nach zuvor gut ein Prozent. Auch der Dax gewann bis zu 2,2 Prozent auf 7831 Zähler und lag damit so hoch wie seit drei Wochen nicht mehr. Italien hat insgesamt 4,068 Milliarden Euro am Markt eingesammelt, die Zielspanne hatte zwischen 2,5 und 4,25 Milliarden Euro gelegen. Die noch laufenden Wahlen in Italien hätten zwar ihre Spuren hinterlassen, aber nur marginal, sagte Alberto Gallo, Analyst bei der RBS. Bei der Platzierung von zweijährigen Anleihen über 2,8 Milliarden Euro stieg die Rendite auf 1,68 Prozent von 1,43 bei der vorigen Emission im Januar.

Der wahre Test erfolge aber erst, wenn das Wahlergebnis klar sei und am Mittwoch Papiere mit einer Laufzeit von zehn Jahren verkauft würden, sagte ein Händler.

Gespannt warten Anleger derzeit auf die Schließung der Wahllokale am Nachmittag. Anleger fürchten, dass Italien unter einer neuen Regierung vom bisherigen Sparkurs Mario Montis ablassen könnte. Nach den jüngsten Umfragen, die vor zwei Wochen veröffentlicht wurden, hat das Mitte-Links-Bündnis unter Spitzenkandidat Pier Luigi Bersani gute Chancen, mit knappem Vorsprung stärkste politische Kraft zu werden.

Umfragen sahen die sozialdemokratisch orientierte Partei unter Spitzenkandidat Pier Luigi Bersani zuletzt knapp vorn. Sie steht für eine Fortsetzung der marktfreundlichen Sanierungspolitik des bisherigen Regierungschefs Mario Monti. In der Schlussphase des Wahlkampfs konnten jedoch das Protestbündnis des Komikers Beppe Grillo und das rechtskonservative Bündnis von Ex-Ministerpräsident Silvio Berlusconi mit europaskeptischen Tönen punkten. Der 76-jährige Medienzar Berlusconi hatte in einer Aufholjagd seinen Rückstand auf die PD zuletzt auf nur noch fünf Prozentpunkte verringert.

Die Finanzmärkte in dem unter der Schuldenkrise leidenden Landes zeigten sich am Montag robust. Sie gingen von einem Erfolg einer Mitte-Links-Koalition, möglicherweise unter Einschluss Montis aus.

Landesweit öffneten die Wahllokale am zweiten und letzten Tag der Abstimmung um 08.00 Uhr. Sie schließen um 15.00 Uhr. Unmittelbar danach werden die ersten Prognosen erwartet. Am ersten Wahltag am Sonntag lag die Wahlbeteiligung mit rund 54 Prozent unter der bei der letzten Wahl vor fünf Jahren (62,5 Prozent). Das endgültige Ergebnis dürfte erst am späten Abend oder frühen Dienstagmorgen feststehen. Insgesamt sind rund 47 Millionen Bürger wahlberechtigt.

Ein unklares Wahlergebnis dürfte die Bemühungen der Euro-Zone erschweren, die seit Jahren anhaltende Schuldenkrise zu bewältigen. Bei einem politischen Comeback Berlusconis befürchten Börsianer ein Abrücken des Landes vom bisherigen Sanierungskurs Italiens. Angesichts der niedrigen Wahlbeteiligung am ersten Tag und des regnerischen Wetters am Montag schlossen Analysten jedoch auf einen Erfolg der Mitte-Links-Parteien. Deren Wähler tendieren dazu, auf jeden Fall zur Wahl zu gehen, im Gegensatz zu rechten Wählern. Die Börse in Mailand legte knapp zwei Prozent zu.

Zusätzliche Komplikationen schafft das Wahlsystem, weil die Abgeordnetenkammer auf nationaler Ebene, der Senat aber in den Regionen gewählt wird. Daher kann es unterschiedliche Mehrheiten in beiden gleichberechtigten Häusern geben, die sich dann gegenseitig blockieren könnten. Insbesondere in der wohlhabenden Lombardei im Norden und auf Sizilien im Süden wurde mit einem äußerst knappen Ergebnis bei der Abstimmung zum Senat gerechnet.

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