Japan Japanische Tristesse belastet die Börsen

Japans Wirtschaft kommt allen Bemühungen der Abe-Regierung zum Trotz nicht in Fahrt. Seit ihrem Hoch vom Dezember hat die Börse in Tokio fast 20 Prozent verloren. Die Aussichten sind weiter schlecht.

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Börse Tokyo. Quelle: dpa

Im Vorfeld der mit Spannung erwarteten US-Arbeitsmarktdaten haben die Anleger am europäischen Aktienmarkt den Rückzug angetreten. Zum Start in das neue Quartal gab der Dax am Freitag bis zu 1,8 Prozent auf 9781 Punkte ab, der EuroStoxx verlor rund zwei Prozent.

Auf die Stimmung am Gesamtmarkt drückten enttäuschende Konjunkturdaten aus Japan, die an der Börse in Tokio und anderen asiatischen Handelsplätzen für teils deutliche Verluste sorgten. Laut dem sogenannten Tankan-Bericht sank die Stimmung in der japanischen Industrie auf den schlechtesten Stand seit fast drei Jahren. Ökonomen hatten mit besseren Werten gerechnet.

"Japan bekommt seine Konjunktur einfach nicht zum Laufen, Agonie breitet sich in Nippons Wirtschaft aus", kommentierte Stratege Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. In Tokio schloss der 225 Werte umfassende Nikkei-Index 3,6 Prozent tiefer, der Topix-Index gab 3,4 Prozent ab.

Nach Angaben von Bloomberg ist das der stärkste Rückgang für asiatische Aktien seit sieben Wochen. Seit den Tiefständen im Februar hatten sich Aktien bereits kräftig erholt und waren überkauft. Ausländische Investoren hatten zwölf Wochen in Folge mehr japanische Aktien verkauft als gekauft.

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Japanische Staatsanleihen waren angesichts fallender Aktienmärkte gefragt, was die Kurse in die Höhe und die Renditen in den Keller schickte. Japanische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit werden inzwischen negativ verzinst – das heißt, Anleger legen noch Geld drauf, nur damit sie in Staatsanleihen investieren dürfen. Die Rendite 30-jähriger Staatsanleihen fiel mit nur noch 0,42 Prozent auf ein neues Rekordtief.

Der gestiegene Yen verschlechtert zudem die Aussichten für Japans Exportwirtschaft. Er stieg um 0,3 Prozent auf mehr als 112 Yen für einen US-Dollar. Sein Hoch erreichte der Yen mit einem Wechselkurs von mehr als 125 zwar schon im Sommer 2015, auf Sicht von drei Jahren aber hat der Yen noch immer 20 Prozent aufgewertet.

Die japanische Notenbank  sah sich nach der Aufwertung des Yen im Frühjahr und angesichts der bisherigen Wirkungslosigkeit der expansiven Regierungsprogramme zur Belebung der Konjunktur, den nach dem Premierminister benannten "Abenomics" gezwungen, negative Zinsen einzuführen.

Premierminister Shinzo Abe wies bereits am vergangenen Dienstag Spekulationen zurück, er würde ein neues, zusätzliches Ausgabenprogramm ankündigen. Der beste Weg, Japans Wirtschaft anzutreiben, wäre eine schnelle Verabschiedung des Staatshaushalts für das kommende Jahr, so Abe.

Druck auf die Börse in Tokio kommt auch aus China. Die Ratingagentur Standard&Poor’s senkte den Ausblick für China von stabil auf negativ. Die Stabilisierung der chinesischen Wirtschaft ginge langsamer vonstatten als erwartet, begründet S&P diesen Schritt.

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