Auf ein Wirtschaftswunder dürfen die Japaner nicht hoffen. Doch was sich in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt derzeit tut, wirkt durchaus wie eine wundersame Genesung. Der Leitindex Topix hat sich in den vergangenen fünf Jahren mehr als verdoppelt. Treiber waren vor allem die starke US-Wirtschaft und der schwache Yen. Japanische Produkte werden für Käufer aus dem Ausland günstiger. Nach zwei Jahrzehnten Stagnation wächst die Wirtschaft nun. Von 2012 bis 2016 stieg das Bruttoinlandsprodukt je Einwohner im Schnitt um 1,3 Prozent, zeigen Daten der OECD. In den 15 Jahren zuvor legte es nur um 0,5 Prozent pro Jahr zu.
Weltweit streuende Aktienfonds decken den japanischen Markt nur unzureichend ab. Viele Fondsmanager scheinen dem Aufschwung nicht zu trauen. Gemessen an der Verteilung im MSCI-World-Index, der die Kursentwicklung der größten Konzerne weltweit abbildet, müssten japanische Aktien 8,5 Prozent Anteil haben. Bei den weltweit anlegenden Aktienfonds, die von den Analysten bei Morningstar beobachtet werden, entfielen zuletzt aber nur fünf Prozent des verwalteten Vermögens auf Japan.
Wer stärker vom Erfolg der Konzerne profitieren möchte, muss auf Einzelwerte setzen oder den gesamten japanischen Markt abdecken, mit börsengehandelten Indexfonds (ETFs), wie zum Beispiel dem währungsgesicherten ETF db x-trackers MSCI Japan (ISIN LU0659580079). Oder mit aktiv verwalteten Aktienfonds.
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„Dass Japan seit 2012 aus der Deflation herausgekommen ist, ist eine fantastische Verbesserung“, sagt Fondsmanager Archie Ciganer. Er steuert 535 Millionen Dollar im Fonds T. Rowe Price Japan (LU0230817339). „Die japanische Wirtschaft hat seit 1991 schwere Zeiten durchlaufen.“ Nun sehe es deutlich besser aus. Über fünf Jahre hat sein Fonds durchschnittlich 13 Prozent Zuwachs pro Jahr geschafft.
Dank des Aufschwungs hat Ciganer die Auswahl der Aktien für den Fonds umgestellt. „Als Deflation herrschte, war Wachstum bei grundlegenden Verbrauchsgütern wie Nahrungsmitteln oder Haushaltsprodukten praktisch unmöglich“, erklärt er. Jetzt wachsen die Konzerne wieder, beispielsweise Calbee, ein Produzent von Kartoffelchips und anderen Knabbereien.
Anleger können auch die geringe Arbeitslosigkeit nutzen, sie liegt in Japan unter drei Prozent. Davon profitieren Spezialisten für Personalrekrutierung und Stellenausschreibungen wie Recruit Holdings. Auch andere Firmen können ihre Stärken angesichts der guten Beschäftigungslage ausspielen, darunter die auf Automatisierung spezialisierten Unternehmen Keyence oder Hoshizaki.
Die genannten Aktien lassen sich auch an deutschen Börsenplätzen handeln. Günstig sind sie aber nicht. Die Aktien werden bereits mit dem 20- bis 30-Fachen des erwarteten Konzerngewinns bewertet.
Fondsmanager Masakazu Takeda vom Verwalter Hennessy Funds hält das für vertretbar. So hätten sich in den vergangenen fünf Jahren nicht nur die im Topix abgebildeten Aktienkurse verdoppelt, sondern auch die Gewinne der Unternehmen. Der Kursanstieg ist also von den Geschäftszahlen der Unternehmen gedeckt und nicht rein spekulativ getrieben.
Takeda geht trotzdem auf Nummer sicher: Er streut das Risiko und setzt auf japanische Unternehmen, die vom Wachstum im gesamten asiatischen Raum profitieren. Zum Beispiel Unicharm, der größte Produzent von Hygieneartikeln in Asien, der auf Windeln und Slipeinlagen spezialisiert ist. Das Unternehmen hat in Indien – wo 23-mal mehr Babys geboren werden als in Japan – einen Anteil von 30 Prozent am Windelmarkt, in Indonesien und Thailand sogar 60 Prozent.
Die alternde Gesellschaft Japans wiederum wird die Nachfrage nach Inkontinenzeinlagen wachsen lassen.
Derweil geben die aktiven Generationen dazwischen mehr Geld aus – keine Spur mehr von der Kaufzurückhaltung während der Deflation, als Konsumenten sich in der Hoffnung auf weiter fallende Preise zurückhielten. Takeda setzt auf den japanischen Sportschuhhersteller Asics. Ambitionierte Läufer sind markentreue Kunden und verschleißen pro Jahr mehrere Paar. Nach Japan, den USA und Europa erlebt nun auch China einen Laufboom: Laut Takeda ist der Absatz an Laufschuhen dort in den vergangenen Jahren jeweils um über 50 Prozent gestiegen.