Johnson & Johnson greift nach Actelion Übernahmegerüchte heben Aktien auf Rekordhoch

Der US-Gesundheitskonzern Johnson & Johnson plant laut Insidern die Übernahme von Actelion. Die Spekulationen bringen Bewegung an die Börse: Die Aktie der Biotechfirma schoss zwölf Prozent nach oben – auf ein Rekordhoch.

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Die Übernahme-Spekulationen treiben die Aktien der Biotechfirma hoch. Quelle: Reuters

Zürich/Frankfurt Wiederaufgeflammte Übernahmespekulationen haben die Aktien der Schweizer Biotechnologiefirma Actelion auf ein Rekordhoch gehoben. Vertreter von Europas größtem Biotechunternehmen und des amerikanischen Pharma- und Konsumgüterkonzerns Johnson & Johnson hätten sich zu Gesprächen getroffen, sagte eine mit der Sache vertraute Person am Freitag zur Nachrichtenagentur Reuters. Sollte ein Deal zustande kommen, würde das die Serie von Großübernahmen in der Pharmabranche fortsetzen. Sie wird angetrieben vom Auslaufen viele Patente und hohen Kosten für Forschung und Entwicklung.

Actelion wollte sich nicht äußern, J&J war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Zuvor hatte die Finanznachrichtenagentur Bloomberg gemeldet, dass der US-Konzern an Actelion herangetreten sei. Die Verhandlungen befänden sich aber noch in einem frühen Stadium.

Die Actelion-Aktien schossen bei sehr hohen Umsätzen zwölf Prozent nach oben. Zum aktuellen Kurs von 177 Franken ist das Unternehmen an der Börse 19 Milliarden Franken (17,8 Milliarden Euro) wert. Vorübergehend kletterte der Kurs auf ein Rekordhoch von 187,70 Franken.

Die Firma mit Sitz in Allschwil nahe Basel gilt seit längerem als Übernahmekandidat. Interesse nachgesagt wurde schon dem US-Rivalen Amgen sowie den Pharmakonzernen Shire aus Großbritannien und Sanofi aus Frankreich. Auch J&J war bereits früher als Käufer im Gespräch. Im Jahr 2011 wehrte Actelion erfolgreich einen Versuch des Finanzinvestors Elliott ab, die Kontrolle zu übernehmen.

J&J würde mit einem Übernahmeangebot für Actelion wohl nicht lange ohne Konkurrenz bleiben. Am wahrscheinlichsten sei eine Offerte vom Pharmariesen Novartis, wie ein Investmentbanker zu Reuters sagte. Eine Novartis nahestehende Person erklärte dagegen, dass der Konzern von Actelions Forschungspipeline nicht sehr beeindruckt sei.

Auch Analyst Eric Le Berrigaud vom Broker Bryan Garnier rechnet damit, dass die großen Schweizer Arzneimittelhersteller ihren Hut in den Ring werfen würden: „Wir sollten dann viele andere Interessenten sehen. Das schließt mindestens einen der beiden großen Konzerne aus Basel ein“, erklärte er mit Blick auf Novartis und Roche. Analysten der Bank of America Merrill Lynch schätzen, dass ein Käufer mehr als 220 Franken je Actelion-Aktie auf den Tisch legen könnte. Bei Bryan Garnier geht man von bis zu 250 Franken aus.

Actelion wurde 1997 gegründet und ist seit 2000 an der Börse notiert. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Medikamente zur Behandlung von lebensbedrohlichem Bluthochdruck im Lungenkreislauf (PAH). Im Vorjahr stand bei zwei Milliarden Franken Umsatz unter dem Strich ein Gewinn von 552 Millionen Franken. Analysten trauen den beiden PAH-Arzneien Opsumit und Uptravi 2020 zusammen mehr als 4,6 Milliarden Franken Jahresumsatz zu. Firmenchef Jean-Paul Clozel, einer der Gründer, pocht bislang auf die Eigenständigkeit von Actelion.

Bei J&J reicht die Produktpalette von Medikamenten über Medizintechnik bis hin zu Pflegemitteln. Mit einem 70 Milliarden Dollar Umsatz ist der in New Jersey ansässige Konzern um ein vielfaches größer als Actelion. 2011 übernahmen die Amerikaner für 21 Milliarden Dollar das Schweizer Orthopädieunternehmen Synthes. Im September kündigte J&J an, das Augenheilkunde-Geschäft von Abbott Laboratories für 4,3 Milliarden Dollar zu kaufen.

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