Kapitalabflüsse Schwacher Euro vertreibt Investoren

Investoren ziehen eine rekordhohe Summe aus der Euro-Zone ab. Das ist der Preis für den schwachen Euro und die Geldpolitik der EZB. Experten mahnen, dass die Zentralbank einen Ausverkauf riskiert.

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Neubau der Europäischen Zentralbank in Frankfurt: Hoher Kapitalabfluss. Quelle: dpa

Frankfurt Investoren haben in den sechs Monaten bis Ende August eine rekordhohe Summe aus festverzinslichen Anlagen im Euroraum abgezogen. Die Kapitalabflüsse bis Ende August beliefen sich auf insgesamt 187,7 Milliarden Euro – ein Volumen, das seit der Einführung der europäischen Gemeinschaftswährung 1999 noch nie verzeichnet wurde.

Im gleichen Zeitraum ist der Euro deutlich gefallen. In diesem Jahr hat die Gemeinschaftswährung bereits 7,5 Prozent gegenüber dem Dollar verloren und lag am Dienstag bei 1,2695 Dollar.

Für den Präsidenten der Europäischen Zentralbank kann ein schwächerer Euro helfen, die Konjunktur in der Region anzuschieben und die Deflation abzuwenden, weil die Exporte wettbewerbsfähiger werden. Strategen warnen allerdings vor der Gefahr, dass die Volkswirtschaft des Euroraums untergraben werden könnte, wenn die Euro-Abflüsse zu stark werden.

„Die Nachfrage ausländischer und inländischer Investoren ist gleichermaßen negativ gewesen, und mit Blick voraus werden das signifikante Faktoren sein, um den Euro schwächen“, sagte Phyllis Papadavid, leitende globale Währungsstrategin bei BNP Paribas in London. Der Euro werde eine der schwächsten Entwicklungen unter den G10-Staaten aufweisen.

BNP Paribas sieht die Entwicklung für den Euro pessimistischer als andere Auguren und sagt einen Rutsch um 7,1 Prozent auf 1,18 Dollar bis Ende 2015 voraus. Der Medianwert in Prognosen, die Bloomberg zusammengestellt hat, liegt bei 1,20 Dollar.

Draghi steuerte die Flucht aus Euroraum-Anleihen mit Maßnahmen wie Zinssenkungen, die dazu beitrugen die Renditen der Staatsanleihen von Deutschland bis Spanien auf Allzeittiefs zu drücken. Er ermutigte Investoren, auf ausländische Anlagen umzusteigen mit seinem Plan, die Bilanzsumme der EZB um eine Billion Euro auszuweiten und durch die Einführung von negativen Zinsen auf Einlagen von Banken bei der Zentralbank.

Zur Vorsicht mahnt Neil Jones, Leiter Hedge-Fund Sales bei der Mizuho Bank: „Zurzeit gibt es den Vorteil einer schwächeren Währung. Aber wenn die Abflüsse anhalten, kann es zu einem Problem werden, wenn es zu einem kleinen Ausverkauf kommt.“

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