Kein Brexit, kein Trump, kein Zinsanstieg Die Dax-Strategie der Optimisten

An den Aktienmärkten beginnt das große Zittern. Die politische Großwetterlage drückt aufs Gemüt. Doch wer die Nerven behält, wird belohnt, meint ein Vermögensmanager. Die Dax-Prognose für Optimisten kann sich sehen lassen.

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Vorbereitungen für den Geburtstag der Queen: Fondsmanager von Candriam ist optimistisch, dass Großbritannien in der EU bleibt. Quelle: AFP

Frankfurt Getreu dem Motto „Irgendwas ist immer“ finden Börsianer stets ein neues Weltuntergangsszenario, an dem sie sich abarbeiten können. Ganz oben auf der Liste der potenziellen Großgefahren steht gegenwärtig der mögliche Ausstieg der Briten aus der EU. Am 23. Juni werden deshalb nicht nur Finanzexperten den Atem anhalten.

Doch auch danach wird keine Ruhe eintreten. Schließlich folgen im Herbst die US-Präsidentschaftswahlen mit dem Wall-Street-Schreck Donald Trump; 2017 wählt dann Deutschland einen neuen Bundestag - und nicht vergessen wird auch der Problem-Dauerbrenner Flüchtlingskrise. Zugegeben, das alles kann böse enden. Was aber passiert, wenn alles gut wird?

Stefan Keller, Spezialist für Vermögensmanagement bei der Fondsgesellschaft Candriam, gehört zum Lager der wenigen Optimisten. „Ohne Zweifel sind die politischen Risiken in den letzten Monaten gestiegen und werden uns auch noch im Verlauf der nächsten 18 Monate begleiten. Allerdings haben wir auch den Eindruck, dass die Ängste bei vielen Marktteilnehmern und Kommentatoren dazu führen, dass sie die wirtschaftliche Entwicklung zu negativ sehen“, erklärt der Anlageexperte gegenüber dem Handelsblatt. Insgesamt schätze er den Ausblick als „moderat positiv“ ein. Verglichen mit dem heutigen Konsens bei den Analysten erscheine er dadurch wohl als „optimistisch“.

Trotz aller politischen Unsicherheiten sehen die Candriam-Manager in den kommenden Monaten eine Wertsteigerung bei den Aktien in der Eurozone von etwas über zehn Prozent. „Für den Dax entspricht dies einem Niveau von rund 11.300 Punkten, also einem Stand, den der Index im November 2015 erreicht hatte“, ergänzt Keller.

Candriam erstelle eine systematische Analyse des Konjunkturzyklus, bewerte die verschiedenen Anlageklassen auf Basis der historischen Entwicklungen und der Erwartungen für die nächsten zwölf bis 24 Monate und versuche, die aktuellen politischen Risiken einzuschätzen.


Welche Anlageklassen die Optimisten bevorzugen

Sollte es beim Referendum in Großbritannien doch zu einem Brexit kommen, würde die Börsenwelt jedenfalls nicht untergehen, meinen die Candriam-Fondsexperten. Sie rechnen in einem Worst-Case-Szenario mit einem Einbruch der europäischen Aktien - ohne London - von rund 20 Prozent. Zum Vergleich: Die Euro-Krise verursachte ein Minus von 17 Prozent, der Zusammenbruch von Lehman kostete 22 Prozent und auf den Terroranschlag auf das World Trade Center reagierten die europäischen Titel mit einem Abschlag von durchschnittlich 16 Prozent.

Die Analysten der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) gehen davon aus, dass der Dax bei einem Brexit auf bis zu 9.000 Punkte abrutschen könnte. Allerdings geben sie indirekt auch Entwarnung: „Wir gehen weiterhin mit einer Wahrscheinlichkeit
von 60 Prozent von einem britischen EU-Verbleib aus.“

Die Optimisten bei Candriam bevorzugen derzeit Aktien gegenüber Rentenpapieren, und bei den Dividendentiteln werden Europa und die Schwellenländer bevorzugt. Bei britischen Aktien ist man zurückhaltend, denn diese hätten bereits überdurchschnittlich von einer - mit der Unsicherheit des EU-Referendums verbundenen - Abwertung des britischen Pfunds profitiert.

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