Kein Crash nach Trump-Wahlsieg Anleger, hört nicht auf die Analysten!

Beim Thema Donald Trump haben die Prognostiker der Banken mit ihren Vorhersagen zu den Aktienmärkten ebenso falsch gelegen wie die Umfrageinstitute. Schuld daran sind auch die immer nervöseren Investoren. Ein Kommentar.

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Von einem Trump-Schock war an den Märkten nicht viel zu spüren. Quelle: Reuters

In den 48 Stunden seit der Schließung der US-Wahllokale sind die globalen Aktienmärkte Achterbahn gefahren: Je mehr sich ein Wahlsieg Donald Trumps abzeichnete, desto mehr waren die Kurse in Asien in der Nacht zum Mittwoch ins Minus gestürzt. Wie von den Analysten vorhergesagt, zeichnete sich für den Mittwoch selbst auch ein Ausverkauf an den US-Börsen ab.

Doch es passierte bekanntlich – das genaue Gegenteil. Die Kurse an der Wall Street sind in den vergangenen beiden Tagen nach oben geschossen. So stieg der US-Leitindex Dow Jones am Donnerstag um 1,2 Prozent auf ein neues Rekordhoch von 18808 Punkten.

Der von Börsenprofis vorhergesagte Crash ist somit definitiv ausgeblieben. Dabei hatte eine illustre Runde von Bankanalysten, Wirtschaftsprofessoren und Investmentspezialisten wie der Allianz-Berater Mohamed El-Erian einen veritablen Absturz in Aussicht gestellt, sollte der angebliche Börsenschreck Trump das Rennen um das Weiße Haus für sich entscheiden.

Barclays beispielsweise hatte einen Verfall der amerikanischen Aktienkurse um bis zu 13 Prozent prognostiziert, sollte Trump den Kampf ums Oval Office für sich entscheiden.

Damit haben die Analysten ebenso versagt wie die Zunft der Umfrageinstitute, die fast alle einen klaren Sieg der demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton prophezeit hatten. Mit derart unzuverlässigen und nur auf Horrorszenarien setzenden Prognosen haben die Analysten ihrer eigenen Branche keinen Gefallen getan. Das Vertrauen in ihre Expertise ist schwer beschädigt.

Zugegebenermaßen wird ihr Geschäft in Zeiten der von billigem Zentralbankgeld aufgepumpten Finanzmärkte ein immer schwierigeres. Die Investoren sind ultranervös und reagieren oft auf jede kleine Nachricht allzu kurzfristig mit großvolumigen Käufen oder Verkäufen. Die Notenbanken haben die Anleger zu manisch-depressiven Patienten gemacht, die mit ihren Stimmungsschwankungen die Kurse abwechselnd nach oben treiben, um sie kurz danach wieder abstürzen zu lassen.

In diesem Fall war es vor allem die Rede von Trump mitten in der Wahlnacht, mit der er die Angst der Märkte in Euphorie verwandelt hat. Seine von den Marktteilnehmern verhasste protektionistische Agenda, die Mauer an der Grenze zu Mexiko, die scharfe Rhetorik gegen Einwanderer – all das wurde mit keinem Wort erwähnt. Stattdessen stellte ein präsidial wirkender Trump ein gigantisches Investitionsprogramm in Straßen, Schulen, Schienen und andere Infrastruktur in Aussicht, und zeigte sich seinen Gegnern und dem ganzen Land gegenüber versöhnlich.

Das reichte offenbar aus, um die Investoren in einer mitunter bewundernswerten Naivität sämtliche außenpolitische Risiken einer Präsidentschaft Trumps ausblenden und allein auf ein Anziehen des Wirtschaftswachstums setzen zu lassen.

Eine Stimmung, die solange anhalten wird, bis der bald-Präsident Trump den ersten außenpolitischen Fauxpas begehen wird – und damit die Märkte wieder in Depressionen stürzen wird.

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