New York/Istanbul Der jahrelange Wirtschaftsboom macht sich für die Türkei bezahlt: Mit Moody's bescheinigte die zweite große Ratingagentur dem aufstrebende Schwellenland eine solide Anlagebonität und nahm die Ramsch-Bewertung zurück. Die Zinsen für türkische Staatsanleihen fielen daraufhin am Freitag auf ein Rekordtief.
Moody's hob die Bonitätsnote für Staatsanleihen der Türkei um eine Stufe auf "Baa3" an, die damit als "durchschnittlich gute Anlage" durchgehen. Konkurrent Fitch hatte das schon im November 2012 getan. Damit werden die Schuldpapiere für viele institutionelle Investoren wie Pensionskassen interessant, die nur Wertpapiere mit einem "Investmentgrade"-Rating kaufen.
"Seit Anfang 2009 ist die Schuldenlast der Türkei um zehn Punkte auf verkraftbare 36 Prozent des Bruttoinlandsproduktes gefallen", konstatierten die Rating-Experten. "Moody's geht davon aus, dass dieser Rückgang sich in den kommenden Jahren fortsetzen wird." Der Ausblick sei stabil. Zum Vergleich: Deutschland sitzt auf einem Schuldenberg von mehr als 80 Prozent.
Die Türkei kann darauf hoffen, sich künftig billiger Geld am Kapitalmarkt zu leihen. Die Zinsen für zehnjährige Staatsanleihen fielen auf das Rekordtief von 4,64 Prozent. "Nach der Heraufstufung dürfte mehr Kapital ins Land fließen", sagten die Analysten der Finansbank voraus.
Die Türkei mit ihren 75 Millionen Einwohnern gehört zu den schnell wachsenden Schwellenländern. Das Bruttoinlandsprodukt kletterte 2011 um mehr als acht Prozent, 2012 waren es auch wegen der Schuldenkrise in Europa nur noch 2,2 Prozent. Um die Wirtschaft anzuschieben, hat die Zentralbank erst am Donnerstag ihren Leitzins von 5,0 auf 4,5 Prozent gesenkt. Die Weltbank erwartet für dieses und kommendes Jahr Wachstumsraten von mehr als vier Prozent.