Die Deutsche Börse hat sich mitten in der Affäre um mögliche Insidergeschäfte des Vorstandschefs von ihrem obersten Risikomanager getrennt. Marcus Thompson, seit 17 Jahren bei dem Konzern und seit Herbst 2013 Risikochef des Börsenbetreibers, habe das Unternehmen "im besten Einvernehmen" verlassen, hieß es in einer internen Mitteilung, die Reuters am Montag vorlag. Nachfolger Thompsons ist bereits seit Anfang Juli Oliver Engels, der seit knapp drei Jahren für das Unternehmen arbeitet. Zuerst hatte das "Handelsblatt" über die Ablösung Thompsons berichtet.
Der Wechsel an der Spitze des Risikomanagements kommt zu einer für die Börse kritischen Zeit: Gegen Vorstandschef Carsten Kengeter wird wegen des Verdachts auf Insiderhandel sowohl von der Staatsanwaltschaft als auch den beiden Aufsichtsbehörden des Börsenbetreibers, der Bonner Finanzaufsicht BaFin und der hessischen Börsenaufsicht in Wiesbaden, ermittelt. Die Börse selbst sieht sich zudem dem Vorwurf ausgesetzt, das Unternehmen habe die Öffentlichkeit zu spät über die Ansicht informiert, die Londoner Börse LSE übernehmen zu wollen und damit gegen Veröffentlichungspflichten verstoßen.
Auch Aufsichtsratschef Joachim Faber, der bislang öffentlich hinter Kengeter steht, geriet zuletzt mehr und mehr Druck. Nach Medienberichten sucht er bereits einen Nachfolger für Kengeter. Anderen Berichten zufolge steht aber auch eine Verlängerung des Vertrages von Kengeter im Raum. Sollte dies nicht möglich sein, werde nach internen Kandidaten gesucht. Eine Option wäre der bisherige Vize Kengeters, Andreas Preuß. Laut "Handelsblatt" soll sein im Mai kommenden Jahres auslaufender Vertrag um ein Jahr verlängert werden. Ein Unternehmenssprecher wollte das nicht kommentieren. Auch Finanzchef Gregor Pottmeyer gilt als möglicher Nachfolgekandidat.