Insgesamt müssen wir damit rechnen, dass innerhalb der kommenden Jahre die Konjunkturdynamik nachlässt und die Industrieländer in eine Abschwungphase eintreten. Dies muss nicht zwingend mit einer Rezession enden. Mit Blick auf den Verlauf des aktuellen Aufschwungs kann es auch eine langgestreckte Periode mit sehr schwachem Wachstum und wieder steigender Arbeitslosigkeit sein. Auslöser des konjunkturellen Wendepunkts dürften – wie so oft – die Notenbanken sein. Anders als früher ist aber dafür gar kein Tritt auf die geldpolitische Bremse nötig, sondern schon etwas „Gas weg nehmen“ dürfte eine starke Wirkung haben, nachdem sich die Volkswirtschaften in der langen Phase extrem expansiver Notenbankpolitik an den Stimulus gewöhnt haben.
Welche Konsequenzen hat dieses Konjunkturbild? An den weltweiten Aktienmärkten könnte man auf Basis der fundamentalen Einschätzung und der vorherrschenden Notenbankpolitik noch für einige Zeit steigende Kurse erwarten. Aber der größte Teil der Aufwärtsbewegung dürfte in jedem Fall schon hinter uns liegen. Der Kursverfall der vergangenen Tage, der vor allem mit den Sorgen um eine harte Landung der chinesischen Wirtschaft zu tun hat, verdeutlicht diese Abwärtsrisiken. Wir gehen davon aus, dass Zinsen und Anleiherenditen in den nächsten Jahren nicht kräftig steigen.
Vielmehr ist wohl noch einige Jahre ein Umfeld mit niedrigen Zinsen zu erwarten. Dies würde die Banken und Sparer weiterhin belasten. Gleichzeitig dürfte im Bankensektor die Risikovorsorge wieder ansteigen, da die Ausfälle im Kreditgeschäft wieder zunehmen sollten. Auch der Bankensektor bliebe damit in einer schwierigen Situation. Dies ist sicherlich kein sehr günstiger Ausblick, jedoch könnte sich der weltwirtschaftliche Konjunkturzyklus nach dieser Abschwungphase wieder normalisieren, so dass die Weltwirtschaft dann endlich wieder in bekanntes Gewässer kommt, mit einer normalen zyklischen Bewegung.