Kredite an Unternehmen Brexit bremst Erholung der Kreditvergabe aus

Der Brexit wird auch in Deutschland beim Verhalten der Unternehmer spürbar. Die Belebung der Kreditvergabe für Maschinen und Fabriken lässt länger auf sich warten als angenommen.

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Bei den Krediten für neue Ausrüstungen gab es Anzeichen für eine Belebung. Dann kam der Brexit. Quelle: dpa

Frankfurt Die Unternehmer und Selbstständigen finanzieren sich schon seit Monaten am liebsten aus der eigenen Liquidität, obwohl die Zinsen für Kredite so niedrig sind wie nie zuvor. Auch im ersten Quartal hielt die Kreditflaute an - und jetzt kommt auch noch der Brexit hinzu, die Abstimmung der Briten, die Europäische Union verlassen zu wollen.

„Das Brexit-Votum wird der wieder aufkeimenden Investitionsbereitschaft der deutschen Wirtschaft einen Dämpfer versetzen. Die Unternehmen dürften einen Teil ihrer bereits geplanten Investitionen auf Eis legen“, erwartet Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW Bankengruppe. Das belaste das Kreditneugeschäft – man werde trotz günstiger Finanzierungsbedingungen in den kommenden Monaten erst einmal keine Trendwende sehen, glaubt der Ökonom. Zeuner geht aber nur von „kurzfristigen Irritationen“ aus. Die in Sichtweite gekommene Rückkehr zu positiven Wachstumsraten im Kreditneugeschäft werde sich verzögern, aber nicht ausbleiben.

Das geschätzte Neugeschäft der Banken und Sparkassen in Deutschland mit Unternehmen und Selbstständigen blieb auch im ersten Quartal 2016 rückläufig, nachdem es schon im zweiten Halbjahr 2015 abgenommen hatte. Der aktuelle KfW-Kreditmarktausblick weist von Januar bis März ein Minus von 2,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal aus, das Abwärtstempo hat sich dabei aber stabilisiert.

Für das zweite und dritte Quartal sehen die KfW-Experten das Minus bei rund 1,5 Prozent. Die mit dem Brexit-Votum aufgekommene Unsicherheit über die künftigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen dies- und jenseits des Ärmelkanals sorgt dafür, dass sich die für die Jahresmitte erhoffte Belebung der Kreditvergabe an Unternehmen auf Ende 2016 verschieben wird.

An den Banken liegt es jedenfalls nicht, dass die Nachfrage nach neuen Darlehen hinkt. Zwar ist die vom Ifo-Institut berechnete Kredithürde für die gewerbliche Wirtschaft im Juni leicht auf 14,5 Prozent gestiegen – von 14,2 Prozent im Vormonat. Das ist der Anteil jener Firmen, die Probleme bei der Kreditvergabe melden. Aber mit diesem historisch niedrigen Wert bleibt der Zugang zu frischen Mitteln weiterhin unproblematisch. An diesem Umfeld dürfte sich laut Ifo auch in den nächsten Monaten nichts ändern. Und auch bei den Kreditkosten gibt es keine Anzeichen, dass die Unternehmern tiefer in die Tasche greifen müssen. Laut Barkow Consulting hatten die Konditionen noch kurz vor dem Brexit ein historisches Tief erreicht.

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