Kritik an der Führungsstruktur Wyser-Pratte attackiert Satellitenbauer OHB erneut

Der Investor Guy Wyser-Pratte hat den Satellitenbauer OHB erneut angegriffen. Besonders kritisiert er Vorstandschef Marco Fuchs und Aufsichtsratschefin und Gründerin Christa Fuchs.

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Der aktivistische Investor Guy Wyser-Pratte hat den Satellitenbauer OHB erneut angegriffen. Quelle: dpa

Der aktivistische Investor Guy Wyser-Pratte hat den Satellitenbauer OHB erneut angegriffen. Der WirtschaftsWoche sagte Wyser-Pratte: „OHB hat erstklassige Leute, aber sie haben nicht die Strukturen, um Geschäftschancen zu nutzen.“ Er halte etwa rund zwei Prozent der OHB-Aktien, bestätigte Wyser-Pratte dem Magazin, stehe aber in Kontakt mit anderen Aktionären: „Die rufen mich an“, sagte er.

Es könne nicht sein, dass „der Sohn an Mami berichtet“, sagte er, und verschärfte damit seine Kritik an der Corporate Governance bei OHB mit Vorstandschef Marco Fuchs und Aufsichtsratschefin und Gründerin Christa Fuchs. Erklären, wie deutsche Familienunternehmen funktionieren, müsse ihm niemand, sagte er. „Auch in den USA haben wir Familienunternehmen, und aus der Zeit in Augsburg bei Kuka weiß ich, wie deutsche Unternehmen funktionieren.“ Wer sich nicht an die Kapitalmarktregeln halte, dürfe eben nicht an die Börse gehen. Auch den Verweis auf das „duale System“ in Deutschland akzeptiere er nicht. „Wo sind denn die Vertreter der Arbeitnehmer im Aufsichtsrat?“ fragte er. Wyser-Pratte forderte auch, dass OHB, anstelle seiner „Abnick-Hauptversammlungen“ über operative und strategische Fragen mit Aktionären und Analysten sprechen solle.

„Wyser-Pratte hat erkannt, dass die Raumfahrt ein echter Wachstumsmarkt ist. Aber er verkennt, dass wir in einem hochregulierten Markt unterwegs sind, der nach ganz eigenen Regeln funktioniert,“ hatte OHB-Vorstandschef Marco Fuchs zuvor gegenüber dem Magazin erklärt. „Mir ist jedoch klar geworden, dass wir besser erklären müssen, warum und wie wir als Familienunternehmen organisiert sind“. OHB verwies darauf, dass Fuchs regelmäßig bei allen relevanten Kapitalmarkveranstaltungen persönlich mit Investoren rede. Exklusiv mit Wyser-Pratte sprechen will Fuchs aber nicht, „das wäre eine Bevorzugung gegenüber anderen Aktionären“. Im November trete Fuchs beim Eigenkapitalforum der Deutschen Börse in Frankfurt auf – da bliebe Zeit für Fragen.

Wyser-Pratte kritisierte eine 35-Millionen-Euro Strafzahlung, die die Europäische Weltraumagentur ESA gegen OHB wegen Verzögerungen beim Galileo-Satellitenprojekt verhängt habe. Zum Argument von OHB, die Summe sei verrechnet worden, kritisierte er: „Das waren dennoch 35 Millionen Dollar weniger für die Aktionäre.“

Die Übernahme des Raketenbauers Orbital ATK durch den Rüstungsriesen Northrop Grumman habe gezeigt , wie stark der Markt in Bewegung sei, so Wyser Pratte. Jetzt gehe es darum, Positionen zu besetzen. In einem dritten Brief an OHB, der der WirtschaftsWoche vorliegt, fordert er erneut eine Beteiligung am italienischen Satellitenbauer Avio Spa. „Diese kleine Gesellschaft hat eine Schlüsselfunktion dabei, kleiner Satelliten in die Umlaufbahn zu bringen. Wenn Airbus Safran Launchers (ASL) oder deren Mehrheitseigner Avio kontrollieren, wird es zum Nachteil von OHB ein Monopol im Launch-Sektor geben,“ warnte er. OHB Italien arbeite bereits mit der italienischen Weltraumagentur zusammen, so dass es wohl kaum politische Bedenken gegen eine „Blockade-Aktienposition von 20 bis 30 Prozent“ an Avio geben werde.

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