Kryptowährungen Bitcoin-Mining verbraucht bald mehr Strom als Argentinien

Der Boom des Bitcoins und anderer Kryptowährungen sorgt auch dafür, dass der Strombedarf für ihre Herstellung steigt. Profitieren könnten davon Anbieter erneuerbarer Energien. Doch es gibt einige Unwägbarkeiten.

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Um eine Einheit der Digtalwährung zu „schürfen“ werden enorme Strommengen verbraucht. Quelle: Reuters

New York/München Die weltweit zur Produktion von Kryptowährungen eingesetzten Computer könnten 2018 ähnlich viel Strom verbrauchen wie ganz Argentinien – und sich damit zu einem neuen Wachstumstreiber für die Anbieter von erneuerbaren Energien entwickeln. Die als Schürfen oder Mining bezeichnete Herstellung von Bitcoin und Co. benötigt eine hohe Rechenleistung. Diese könnte im laufenden Jahr bis zu 140 Terawattstunden Strom verbrauchen, was etwa 0,6 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs entspräche, schreibt Morgan Stanley in einer neuen Studie.

Die Zahl Es überträfe zudem den für 2025 erwartete Strombedarf von Elektrofahrzeugen. „Wenn Kryptowährungen weiter an Wert gewinnen, erwarten wir, dass der weltweite Energieverbrauch für das Schürfen steigt“, schreiben die Analysten der US-Bank.

Zwar seien 140 Terawattstunden Krypto-Strom zu wenig, um den Marktausblick für globale Energieversorger zu beeinflussen. Firmen aus den Bereichen Wind- und Solarstrom sowie Stromspeicherung könnten aber laut Morgan Stanley auf eine neue Wachstumsstory stoßen. Zu den möglicherweise profitierenden Unternehmen zählen die Analysten unter anderem NextEra Energy, Iberdrola und Enel. Andere potentielle Nutznießer seien große Ölfirmen, die in erneuerbare Energien investieren.

Ein besonders umtriebiger Anbieter ist Hydro-Quebec: Kanadas größter Stromversorger befindet sich in „sehr fortgeschrittenen“ Gesprächen mit mehr als 30 Produzenten von Kryptowährungen und rechnet noch in diesem Jahr mit entsprechenden Vereinbarungen, wie ein Unternehmenssprecher am Mittwoch gegenüber Bloomberg News erklärte. Hydro-Quebec schätzt, dass die Bitcoin-Schürfer innerhalb von vier Jahren etwa fünf Terawattstunden Strom pro Jahr aus dem Überschuss der Staudämme in der Region nachfragen könnten, etwa so viel wie 300.000 Haushalte in Quebec. Investitionen in das Stromnetz würden damit von den Kryptogeld-Produzenten bezahlt, sagte der Sprecher.

Wer Bitcoins durch komplexe Berechnungen auf seinen Computern herstellt, wird dafür in der Kryptowährung entlohnt.

Die Stromnachfrage für das Schürfen von Bitcoins ist bis Ende 2017 auf etwa 20,5 Terawattstunden pro Jahr angestiegen, berichten auf das Thema Energie spezialisierte Bloomberg-Analysten. Das entspricht mehr als der Hälfte der 38 Terawattstunden Strom, die jährlich von BHP Billiton, dem größten Bergbaukonzern der Welt, verbraucht werden.

In China verbrauchten Bitcoin-Schürfer demnach 15,4 Terawattstunden, was nur ein Bruchteil des gewaltigen Energiehungers des Landes ausmacht. Obwohl das Land die weltweit größte Ansammlung von Bitcoin-Farmen beherbergt, nutzten diese Bloomberg New Energy Finance zufolge nur 0,2 Prozent der jährlichen Stromproduktion vor Ort.

Wegen des niedrigen Lohnniveaus dürften solche als Bitcoin-Miner bezeichneten Firmen sich auf China sowie den Mittleren Westen der USA und den Pazifischen Nordwesten konzentrieren. Die Analysten von Morgan Stanley raten allerdings auch zur Vorsicht. „Es gibt zahlreiche Unwägbarkeiten, was bedeutet, dass der Energieverbrauch sowohl in die eine, als auch in die andere Richtung schwanken kann. Dies ist eindeutig keine exakte Wissenschaft.“

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