Würde Voith eine Gegenoffensive starten wollen, müssten sie das Angebot der Chinesen wohl überbieten. Die finanziellen Mittel könnte Voith nach dem Verkauf der Industrieservice-Sparte vielleicht locker machen, doch Voith steckt selbst gerade mitten in einer Restrukturierung. Im vergangenen Jahr fiel ein Verlust von 93 Millionen Euro an, das Ergebnis aus dem operativen Geschäft ging um zwei Drittel auf 53 Millionen Euro zurück.
Bislang hat sich der Maschinenbauer noch nicht dazu geäußert, wie er mit den zu erwartenden Veränderungen im Aktionärskreis von Kuka umgehen will. Am attraktivsten wäre es womöglich, wenn Voith die Gelegenheit nutzt und seine Kuka-Aktien mit einem satten Gewinn verkauft.
Zwar heißt es im Umfeld von Midea, dass es neben dem öffentlichen und für alle Aktionäre geltenden Übernahmeangebot keine parallele Kaufverhandlungen mit den beiden Großaktionären geben werde. Mit einem höheren Preis für ihre Pakete können sie somit nicht rechnen. Doch selbst wenn Voith seine Papiere zu 115 Euro abgibt, dürften die Heidenheimer damit ihren Einsatz mehr als verdoppeln. Als Voith sich bei Kuka im Winter 2014 einkaufte, kostete eine Aktie an der Börse zwischen 50 und 58 Euro.
Für Friedhelm Loh wäre ein Verkauf an Midea ebenso attraktiv. Mit seinen zehn Prozent kann er alleine künftig ohnehin kaum Einfluss bei Kuka üben. Zudem hat Loh schon genug Baustellen: Sein größtes Unternehmen Rittal etwa hat seit zwei Jahren wirtschaftliche Probleme. Vier Standorte des Schaltschrankbauers sollen geschlossen werden. Zudem leidet der Stahlhändler Klöckner, bei dem Loh der größte Aktionär ist, unter der Stahlkrise.
115 Euro pro Aktie werden die Investoren auch womöglich so schnell nicht wieder für eine Kuka-Aktie bekommen. Der Kurs dürfte wieder deutlich nachgeben, sobald er nicht mehr durch Zukäufe aus China gestützt wird. Kuka gilt zwar als das deutsche Vorzeigeunternehmen, wenn es um die Digitalisierung und Automatisierung der Fertigung geht, kurz: um Industrie 4.0.
Das klingt innovativ, ist gut für das Image und den Börsenkurs. Vieles davon ist aber nur Schein. Die Innovationen mit denen Kuka hohe Margen verdient, stammen aus dem Geschäftsbereich Roboterbau. Dort blieben im ersten Quartal zehn Prozent des Umsatzes als Ergebnis vor Zinsen und Steuern hängen. Die Sparte trägt aber nur ein Drittel zum Umsatz bei. Die Marge im Anlagenbau ist deutlich geringer, die Lagerlogistik-Tochter Swisslog hat im ersten Quartal gar Verlust gemacht.