Kuka Roboter Was die China-Offerte für Anleger bedeutet

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Wächst Kuka nun in China?

Während die Mehrheit der Analysten den Übernahme-Kurs für sehr hoch hält, glaubt Holger Schmidt, Analyst bei Equinet, dass der Kurs der Kuka-Aktie noch weit über die gebotenen 115 Euro steigen dürfte.

Die Theorie hinter der optimistischen Prognose: Die Chinesen dürften laut Schmidt über kurz oder lang eine Komplettübernahme anstreben und müssten den bisherigen Großaktionär Voith mit einem entsprechenden Angebot überzeugen. Ein weiterer Grund für Optimismus: mit Midea könnte Kuka seine China-Strategie beschleunigen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist für den Roboterhersteller ein wichtiger Markt, weil dort der Automatisierungsgrad noch niedrig ist. Bis 2020 will Kuka in China eine Milliarde Umsatz erzielen.

von Melanie Bergermann, Martin Seiwert

Bisher gibt sich die Midea-Gruppe allerdings defensiv. Im Rahmen der Offerte heißt es, man wolle die Kontrolle über Kuka nicht übernehmen. Weder der Standort noch die Zahl der Mitarbeiter würden in Frage gestellt, Vorstand Till Reuter solle weiterhin freie Hand haben.

Bisher kein Gegenangebot erwartet

Vorerst dürfte es also auch auf die Reaktionen der anderen Großaktionäre Voith und Loh ankommen. Voith teilte zunächst mit, man gehe davon aus, dass die Midea-Gruppe ihre Pläne und Absichten erläutern werde. Mit einem Gegenangebot rechnen Analysten dagegen nicht, unter anderem aufgrund der hohen Bewertung des Kuka-Papiers.

Dabei galt auch Voith mit seinem Anteil von immerhin einem Viertel der Kuka-Papiere mal als Kandidat für eine Offerte. Allerdings sind die Heidenheimer mit hauseigenen Baustellen beschäftigt. Zuletzt reduzierte der Anlagenbauer durch den Verkauf seines Industrieservice-Geschäfts seine Mitarbeiterzahl um die Hälfte. Der Konzernumbau hinzu mehr digitalem Geschäft sorgte zuletzt für Verluste von 93 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2014/15.

Was Roboter schon heute alles können
Im Geschäft persönlich vom Roboter begrüßt zu werden - auch das kann bald für mehr Menschen Realität sein. „Pepper“ hat Knopfaugen, und er ist in astreinem Deutsch recht schonungslos: „Meiner bescheidenen Meinung nach ist dieses Modell nicht besonders schmeichelhaft für Ihre Figur. Dürfte ich Ihnen ein paar neu eingetroffene Modelle zeigen, die mir für Sie besonders gut gefallen?“ Eigene Infos werden per QR-Code auf dem Smartphone gespeichert, den der Roboter im Geschäft dann scannt. In Japan ist Pepper (von SoftBank) bereits aktiv. Quelle: dpa
„iPal“ ist ein künstlicher Freund und Spielgefährte. Der Roboter ist so groß wie ein sechsjähriges Kind. Er kann singen und tanzen, Geschichten vorlesen und spielen. Durch Gesichtserkennung und automatisches Lernen wird „iPal“ mit der Zeit immer schlauer. Er erinnert sich an Vorlieben und Interessen des Kindes. „iPal“ ist keine gefühllose Maschine“, behauptet John Ostrem vom Hersteller AvatarMind. „Er kann Emotionen erspüren und fühlt, wenn das Kind traurig ist.“ Der Roboter, der in rosa oder hellblau angeboten wird, übernimmt auch gleich ein paar vielleicht leidige Erziehungspflichten: Der eingebaute Wecker holt das Kind aus dem Schlaf. Die Wetter-App sagt ihm, was es anziehen soll, und eine Gesundheits-App erinnert ans Händewaschen. „iPal“ wurde vor allem für den chinesischen Markt entwickelt. Ostrem erläutert: „Dort gibt es in den Ein-Kind-Familien viele einsame Kinder, deren Eltern wenig Zeit haben und die einfach niemanden zum Spielen haben.“ Anfang 2016 soll es „iPal“ dort für etwa 1000 US-Dollar (knapp 900 Euro) geben. Quelle: dpa
Wer auf Reisen die Zahnbürste vergessen hat, kann sie bald von einer freundlichen Maschine aufs Zimmer gebracht bekommen. „Relay“, der Service-Roboter, wird in einigen US-Hotels im Silicon Valley getestet. Die Rezeptionistin legt Zahnbürste, Cola oder Sandwich in eine Box im Roboter, dann gibt sie die Zimmernummer des Gastes ein. „Relay“ kann sich selbst den Fahrstuhl rufen – auch wenn er noch ziemlich lange braucht, um wirklich einzusteigen. Er scannt vorher sehr ausgiebig seine gesamte Umgebung, um ja niemanden umzufahren. Vor der Zimmertür angekommen, ruft der Roboter auf dem Zimmertelefon an. Wenn der Hotelgast öffnet, signalisiert ihm „Relay“ per Touchscreen: Klappe öffnen, Zahnbürste rausnehmen, Klappe wieder schließen. „Das Hotel ist für uns erst der Anfang“, sagt Adrian Canoso vom Hersteller Savioke. „Wir wollen „Relay“ auch in Krankenhäuser, Altenheime und Restaurants bringen, einfach überall dahin, wo Menschen essen oder schlafen.“ Quelle: PR
„Budgee“ trägt die Einkäufe und rollt hinterher. Per Funksender in der Hand oder am Gürtel gesteuert, kann er bis zu 22 Kilogramm schleppen, so der US-Hersteller. Er folgt Herrchen oder Frauchen mit mehr als 6 Kilometern pro Stunde. Die Batterie hält angeblich zehn Stunden. „Budgee“ lässt sich zusammenklappen und im Kofferraum verstauen. Die ersten Vorbestellungen werden ausgeliefert, Stückpreis rund 1400 US-Dollar. Quelle: PR
Roboter können nicht nur Einkäufe schleppen, sondern auch für viele Menschen unliebsame Arbeiten im Haushalt abnehmen – und damit sind nicht nur die Staubsaug-Roboter gemeint. Der „PR2“ des Institute for Artificial Intelligence (IAI) der Universität Bremen kann auch in der Küche zur Hand gehen, zumindest in der Laborküche. Quelle: dpa
Ja, heutige Roboter können bereits feinmotorische Aufgaben übernehmen und etwa zuprosten, ohne dass das Sektglas zu Bruch geht. Das ist aber nicht die Besonderheit an diesem Bild. Der Arm rechts gehört Jordi Artigas, Wissenschaftler am Institut für Robotik und Mechatronik des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Oberpfaffenhofen bei München. Der Roboterarm wird von Sergei Wolkow gesteuert – und der war nicht in Oberpfaffenhofen, sondern auf der Internationalen Raumstation ISS, wie im Hintergrund auf dem Monitor schemenhaft zu erkennen ist. Der „Tele-Handshake“ war nach Angaben des DLR ein weltweit einzigartiges Experiment. Quelle: dpa
Solche Aufgaben, wie etwa dieses Zahnrad zu greifen und weiterzugeben, konnte der DLR-Roboter „Justin“ schon 2012. Dass er aus dem All gesteuert wird, ist jedoch neu und bislang einzigartig. Quelle: dpa

Skeptiker warnten Anleger allerdings davor, sich auf dem Angebot auszuruhen. In der jüngeren Vergangenheit seien vor allem in den USA einige Übernahmen durch chinesische Firmen geplatzt, auch im Fall Kuka müssten noch die entsprechenden Genehmigungen erteilt werden.

Für Anleger gilt also: Wer an rosige Zukunftschancen der Kuka-Roboter in China glaubt, muss sein Papier im Depot behalten. Alle anderen fahren sicherlich besser und vor allem risikoärmer, indem sie rechtzeitig Gewinne mitnehmen.

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