Während die Mehrheit der Analysten den Übernahme-Kurs für sehr hoch hält, glaubt Holger Schmidt, Analyst bei Equinet, dass der Kurs der Kuka-Aktie noch weit über die gebotenen 115 Euro steigen dürfte.
Die Theorie hinter der optimistischen Prognose: Die Chinesen dürften laut Schmidt über kurz oder lang eine Komplettübernahme anstreben und müssten den bisherigen Großaktionär Voith mit einem entsprechenden Angebot überzeugen. Ein weiterer Grund für Optimismus: mit Midea könnte Kuka seine China-Strategie beschleunigen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ist für den Roboterhersteller ein wichtiger Markt, weil dort der Automatisierungsgrad noch niedrig ist. Bis 2020 will Kuka in China eine Milliarde Umsatz erzielen.
Bisher gibt sich die Midea-Gruppe allerdings defensiv. Im Rahmen der Offerte heißt es, man wolle die Kontrolle über Kuka nicht übernehmen. Weder der Standort noch die Zahl der Mitarbeiter würden in Frage gestellt, Vorstand Till Reuter solle weiterhin freie Hand haben.
Bisher kein Gegenangebot erwartet
Vorerst dürfte es also auch auf die Reaktionen der anderen Großaktionäre Voith und Loh ankommen. Voith teilte zunächst mit, man gehe davon aus, dass die Midea-Gruppe ihre Pläne und Absichten erläutern werde. Mit einem Gegenangebot rechnen Analysten dagegen nicht, unter anderem aufgrund der hohen Bewertung des Kuka-Papiers.
Dabei galt auch Voith mit seinem Anteil von immerhin einem Viertel der Kuka-Papiere mal als Kandidat für eine Offerte. Allerdings sind die Heidenheimer mit hauseigenen Baustellen beschäftigt. Zuletzt reduzierte der Anlagenbauer durch den Verkauf seines Industrieservice-Geschäfts seine Mitarbeiterzahl um die Hälfte. Der Konzernumbau hinzu mehr digitalem Geschäft sorgte zuletzt für Verluste von 93 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2014/15.
Skeptiker warnten Anleger allerdings davor, sich auf dem Angebot auszuruhen. In der jüngeren Vergangenheit seien vor allem in den USA einige Übernahmen durch chinesische Firmen geplatzt, auch im Fall Kuka müssten noch die entsprechenden Genehmigungen erteilt werden.
Für Anleger gilt also: Wer an rosige Zukunftschancen der Kuka-Roboter in China glaubt, muss sein Papier im Depot behalten. Alle anderen fahren sicherlich besser und vor allem risikoärmer, indem sie rechtzeitig Gewinne mitnehmen.