Kurssturz an der Börse Für Anleger ist Cash jetzt König

Ein New Yorker Börsenhändler traut seinen Augen nicht: Heftige Kursverluste am Aktien- und Anleihenmarkt zur gleichen Zeit. Quelle: dpa

Montag war einer der schlechtesten Börsentage in Amerika, auch der Dax gibt am Dienstag deutlich nach. Wie Anleger Kursverluste abfedern.

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Seit dem 1. Oktober 1928 besteht der amerikanische Dow-Jones-Index aus 30 Werten. 22.731 Handelstage hat es seither gegeben. Der gestrige Montag war einer der hundert schlechtesten. Um 4,6 Prozent gab der US-Index nach (siehe Grafik). Auch im Dax bekommen Anleger die Aktienschwäche zu spüren. Der deutsche Leitindex ist heute erneut tiefrot.

Vor allem die zuletzt stark steigenden Zinsen bereiten Anlegern Sorgen. Die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen legte seit Jahresbeginn um 23 Basispunkte von 0,5 auf 0,7 Prozent zu. In den USA kletterte die Rendite zehnjähriger Staatsanleihen (Treasuries) gar um 27 Basispunkte auf 2,7 Prozent. Steigen die Renditen zu schnell, dämpft das die Konjunktur. Hohe Zinsen erschweren die Kreditaufnahme für Konsumenten und Unternehmen.

Dass aktuell Anleiherenditen steigen und gleichzeitig die Aktienkurse fallen, ist dennoch ungewöhnlich. In früheren Konjunkturzyklen stiegen Zinsen und Aktienkurse relativ parallel. Lief die Wirtschaft gut, machte sich das im Aktienmarkt durch steigende Kurse bemerkbar. Weil die Notenbanken mit höheren Zinsen gleichzeitig die durch den Aufschwung verursachte Inflation begrenzten und Anleger aus dem Anleihen- in den Aktienmarkt wechselten, legten die Anleiherenditen im Aufschwung zu. Spiegelbildlich dazu fielen die Anleihen im Kurs. Für Anleger hatte das den Effekt, dass die Kursgewinne am Aktienmarkt durch Kursrückgänge bei Anleihen gedämpft wurden.

Am „dunkelgrauen“ Montag erlebt die US-Börse einen handfesten Aktien-Crash. Für Präsident Donald Trump, der die bisherigen Rekordhochs stets als sein persönliches Verdienst verkaufte, droht eine bittere Lektion.

Doch seit der Finanzkrise scheint dieser Mechanismus aufgehoben. Denn während die Aktienkurse mit voranschreitendem Konjunkturzyklus immer weiter stiegen, hielten die Zentralbanken die Zinsen durch massive Käufe unten.

Statt zu steigen, wie in früheren Aufschwungphasen üblich, fielen die Renditen während der Aktienhausse. Lange wirkte das für Anleger vorteilhaft. Aktien und Anleihen legten parallel miteinander zu. Aktuell kehrt sich der Effekt ins Negative. Beide Anlageklassen fallen gleichzeitig.

Während der Dow Jones auf Sicht von einem Monat rund vier Prozent verlor, fielen auch zehnjährige US-Staatsanleihen im Kurs, um etwa zwei Prozent. In Deutschland sieht es ähnlich aus. Der Dax verlor sieben Prozent, zehnjährige Bundesanleihen circa 1,3 Prozent.

Für Anleger ist das eine denkbar ungünstige Konstellation. Verluste bei Aktien lassen sich so kaum durch steigende Anleihekurse ausgleichen. Wer in diesem Umfeld die kurzfristigen Verluste im Depot klein halten möchte, kann das daher am ehesten durch einen höheren Bargeld-Anteil erreichen.

Zeit zum Nachkaufen von Aktien ist es nach den schnellen, starken Kursverlusten der vergangenen Tage noch nicht. Als Alternative für vorsichtige Investoren bietet sich an, etwas Geld aus dem Aktien- in den Anleihemarkt umzuschichten. Dort sind für solide Industrieanleihen, etwa von Daimler, mit zehn Jahren Laufzeit dank des Zinsanstiegs inzwischen wieder 1,3 Prozent Rendite zu holen.

Zehnjährige Bundesanleihen bringen immerhin 0,7 Prozent. Vorausgesetzt, Anleger halten bis zum Laufzeitende durch.

Steigen die Zinsen weiter, werden auch diese Anleihen erst einmal im Kurs sinken. Im Falle eines crashartigen Aktienausverkaufs, wie es ihn gestern an der Wall Street gab, haben sich Anleihen aber als Absicherung bewährt.

Eine andere klassische Depotabsicherung, Gold, konnte von der Krise am Aktienmarkt jüngst hingegen kaum profitieren. Das spricht zwar dafür, dass die Verwerfungen am Aktienmarkt nicht Symptom einer Systemkrise sind, sondern lediglich eine Korrektur bedeuten.

Anlegern wird das aktuell aber nur ein schwacher Trost sein. Für langfristige Investoren gehört ein kleiner Anteil des Edelmetalls trotzdem weiterhin als Versicherung gegen systemische Risiken ins Depot.

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