Kurssturz bei Dow Jones und Dax Wie Anleger jetzt ihr Aktiendepot schützen

Nach dem Kurssturz bei Dow Jones, Dax & Co. fürchten Anleger weitere Verluste. Doch mit speziellen Finanzinstrumenten können sie sich dagegen wappnen.

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Dow Jones und Dax: Wie Anleger jetzt ihr Aktiendepot schützen Quelle: dpa

Frankfurt Nach dem Crash an der Wall Street flüchten Anleger auch aus deutschen Aktienwerten. Der Dax verzeichnete am Dienstag mit einem Einbruch von bis zu 3,6 Prozent auf 12.232 Punkte den größten Kurssturz seit eineinhalb Jahren. Es ist vor allem die Furcht vor aggressiveren Zinserhöhungen der US-Notenbank Fed, die Aktieninvestoren weltweit in Unruhe versetzt. „Von einer Panik sind die Anleger nicht weit entfernt", warnt Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus AxiTrader.

Der Volatilitätsindex VDax, der die Nervosität der Investoren am hiesigen Markt misst, schnellte um 24 Prozentpunkte in die Höhe. Und damit auf das höchste Niveau seit mehr als einem Jahr. Und obwohl der Dax bereits mehr als eintausend Punkte unter sein Allzeithoch vom Januar gesunken ist, geben Experten noch längst keine Entwarnung. Für Schnäppchenjäger sei es noch zu früh. In den kommenden Wochen drohen demnach weitere Rückschläge. Doch mit speziellen Finanzinstrumenten können Anleger ihr Depot gegen fortgesetzte Börsenschocks absichern.

Zu den gängigsten zählen Verkaufs-Optionsscheine, Puts genannt. Puts gewinnen an Wert, wenn die Aktie oder der Index, auf die sie sich beziehen, fällt - und umgekehrt. Der Kurs des Puts entwickelt sich dabei überproportional zur Aktie oder dem Index. So muss nur ein Bruchteil der abzusichernden Gesamtsumme in Puts fließen, um selbst Crashs zu neutralisieren. Die Kosten dafür ähneln einer Versicherungsprämie: Wenn nichts Schlimmes passiert, hat man umsonst bezahlt. Für die Puts bedeutet das: Entwickelt sich die Aktie stabil oder steigt ihre Notierung gar über ein bestimmtes Niveau, verfallen die Optionsscheine.

Wie aber findet man aus den Zehntausenden Puts, die von Investmentbanken angeboten werden, einen geeigneten? Erstens muss sich der Put auf die zu schützende Depotanlage beziehen. Um etwa Anteile an einem Dax-Indexfonds (ETF) zu sichern, kommen nur Puts infrage, deren Basiswert der Leitindex Dax ist.

Zum Zweiten sollte die Laufzeit möglichst exakt der gewünschten Absicherungszeit entsprechen. Um etwa die drohende Unsicherheit an den Börsen bis zur nächsten geldpolitischen Sitzung der Fed Ende März zu überbrücken, eignen sich Puts, die im Folgemonat auslaufen. Um maximalen Schutz zu gewährleisten, sollte der „Basispreis“ so hoch sein wie der aktuelle Aktien- oder Indexkurs. Wer sich also vor jeglichen Verlusten seines Dax-Fonds schützen will, greift derzeit zu Puts mit einem Basispreis von 12.450 Dax-Punkten.

Jetzt gilt es noch, die richtige Menge an Puts zu ermitteln: Dazu wird der Gesamtwert der abzusichernden Portfolioposition durch den aktuellen Kurs der Aktie oder des Indizes geteilt und das Ergebnis mit dem Bezugsverhältnis des Puts multipliziert. Wer etwa Dax-Indexfonds (ETFs) im Wert von 10.000 Euro eine Zeit lang „hedgen“ will, muss bei aktuell rund 12.450 Zählern und dem üblichen Bezugsverhältnis von 100 zu eins also aufgerundet 81 Optionsscheine kaufen. Wer einen Schutz bis Mitte April wünscht, erwirbt 12.450er-Puts mit dieser Laufzeit. So ein Papier gibt es derzeit für 4,44 Euro (WKN: UW6XN6). Damit kostet der kurzfristige Vollkaskoschutz knapp 359,64 Euro - also etwa dreieinhalb Prozent der ETF-Position. Das ist der Preis dafür, dass Anleger mit geringem Kapitaleinsatz ihr Depot wetterfest machen können.


Wie Anleger Dax-Verluste in Depotgewinne ummünzen können

Vorsichtige Anleger, die ihr Depot nicht nur stabilisieren möchten, sondern an der Aktienschwäche sogar Geld verdienen wollen, können auf andere börsengehandelte Derivate setzen. Zum Beispiel so genannte Reverse-Bonuszertifikate. Im Gegensatz zu einer klassischen Portfolioabsicherung mit Optionsscheinen verlieren die Papiere im Zeitablauf nicht an Wert, wenn der befürchtete Börsensturz ausbleibt. Im Gegenteil: Anleger können sogar in seitwärtslaufenden oder leicht steigenden Märkten eine positive Rendite erzielen, sagt Nicolai Tietze, Derivateexperte bei der Deutschen Bank.

Um einen Gewinn über Reverse-Bonuszertifikate zu verbuchen, reicht es aus, wenn der Dax bis zum Laufzeitende bei dieser Form von Wertpapier kaum noch vom Fleck kommt. Je nach Ausgestaltung eines Reverse-Zertifikats kann der deutsche Schwergewichteindex sogar noch Hunderte Punkte zulegen, ohne dass die Investition zu einem Fiasko gerät.

Wer etwa auf eines der Zertifikate gesetzt hat, die im Handelsblatt vergangene Woche unmittelbar vor dem aktuellen Aktieneinbruch empfohlenen worden sind, darf sich mittlerweile bereits über ein sattes Plus von bis zu acht Prozent freuen (WKN: GD8D0A). Anleger, die jetzt noch dieses Reverse-Papier der US-Investmentbank Goldman Sachs auf den Dax kaufen, können damit bis zur Rückzahlung des Papiers durch die Emittentin im Dezember dieses Jahres einen zusätzliche Rendite von umgerechnet zehn Prozent per annum einstreichen. Die einzige Voraussetzung hierfür ist: Der bedeutendste deutsche Aktienindex darf bis dahin nie die Kursmarke von 14.200 Zählern erklimmen.

Die Aussichten dafür, dass solch eine Wette aufgeht, stehen nicht schlecht. Auch technische Analysten warnen vor weiteren Rückschlägen beim Dax – vor allem weil das Börsenbarometer zuletzt deutlich unter seine sogenannte „200-Tage-Linie“ gerutscht sei: „Damit gerät der bislang intakte mittelfristige Aufwärtstrend in Gefahr, die nächste Zone mit gesteigertem Kaufinteresse zeichnet sich dann erst um 11.860 im Chart ab“, prognostizieren etwa die Experten des Börsenstatistik-Magazins Indexradar.

Die vielbeachtete Chartlinie wird ermittelt, indem für jeden Tag der Durchschnitt der Schlusskurse der vergangenen 200 Handelstage berechnet wird und anschließend die einzelnen Durchschnittskurse miteinander verbunden werden. Der Indikator verläuft momentan bei knapp unter 12.800 Punkten. Erobert der Dax diese Marke nicht rasch zurück, droht ein langfristiger Trendwechsel am hiesigen Aktienmarkt Richtung Süden.

Doch wer die Funktionsweise von Puts und Reverse-Bonuszertifikaten kennt und mit ihren Risiken umzugehen weiß, kann mit diesen Absicherungsinstrumenten selbst herausfordernderen Börsenphasen wie derzeit gelassen entgegentreten.

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