Legales Marihuana Gras-Aktien begeistern Investoren

Marihuana gibt es jetzt auch als Aktie – nach der Legalisierung in einigen Bundesstaaten der USA stürzen sich nun Investoren auf die Droge. Die Aktien können lukrativ sein, bergen aber auch Schattenseiten.

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Ein Cannabis-Züchter kontrolliert seine Plantage im US-Bundesstaat Colorado. Seit die Droge in Teilen der USA legalisiert wurde, brummt das Geschäft mit dem „Gras“. Quelle: dpa

Die Legalisierung von Marihuana hat in den USA einen wahren Kaufrausch ausgelöst. Investoren stürzen sich auf alles, was mit der Droge zu tun hat. Verkauf und Konsum des Rauschmittels aus medizinischen Gründen sind inzwischen in 22 Bundesstaaten, sowie dem District of Columbia erlaubt. In zwei Bundestaaten darf Marihuana zudem auch ohne medizinische Indikation genommen werden. Das hat Gründer und Investoren gleichermaßen auf den Plan gerufen. 

„Wir reden hier über eine 50 bis 100 Mrd. Dollar-Branche, die gerade erst in den Startlöchern steht“, sagte Mike „Zappy“ Zapolin vor kurzem bei einer Konferenz. Mit Zappy Inc. hat er ein Unternehmen geschaffen, das sich Profite von der steigenden Popularität des Rauschmittels erhofft.

Es gibt mindestens 130 börsengehandelte Unternehmen, die von sich behaupten, im Marihuana-Geschäft tätig zu sein. Die meisten dieser Aktien notieren allerdings unterhalb von fünf Dollar pro Stück. Damit fallen sie gemäß der Definition der amerikanischen Börsenaufsicht SEC in den Bereich der „Penny-Stocks“. Viele dieser Niedrigaktien sind im potenziell sehr lukrativen, aber auch risikoreichen Freiverkehr zu finden.

Brendan Kennedy, Vorstandschef bei Privateer Holdings, einem in die Marihuana-Branche investierenden Unternehmen, meidet diese Aktien. „Da steckt viel Schwindel und Scharlatanerie drin“, sagte er gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg. „Die meisten werden auf null zurückfallen.“

Hartgesottene Marihuana-Investoren lassen sich trotzdem nicht beirren. An einigen Tagen machen die Gras-Aktien 15 Prozent oder mehr des gesamten Handels mit Penny-Stocks aus, zeigen Daten der Handelsplattform OTC Markets. Zwischen September 2012 und dem 30. Mai dieses Jahres ist die Marktkapitalisierung dieser Aktien von 500 Millionen Dollar auf mehr als sieben Milliarden Dollar nach oben geschnellt.

Doch auch die Börsenaufsicht mahnt zur Vorsicht. Im vergangenen Jahr bildete die SEC eine Einsatzgruppe für Betrug mit Mikro-Aktien, deren Aufmerksamkeit schnell Marihuana-Firmen auf sich zogen. Ohne Namen zu nennen, empfahl die SEC im Mai, dass Investoren in jenem Bereich besser vorsichtig als gierig sein sollten.

„Betrüger nutzen oftmals die neuesten Entwicklungen, Technologien, Produkte oder Wachstumsbranchen aus – wie in diesem Fall Marihuana –, um Investoren mit dem Versprechen hoher Renditen anzulocken“, hieß es in einer Mitteilung der Behörde. Allein im laufenden Jahr hat die SEC bereits acht börsennotierte Marihuana-Firmen vom Handel ausgeschlossen.


Ausscheiden aus „persönlichen Gründen“

Im April wurde auch der Handel von Grow-Life Inc. für zwei Wochen ausgesetzt. Das defizitäre Unternehmen aus Kalifornien produziert Bewässerungssysteme und anderes Equipment für die Cannabiszucht zu Hause. Zuletzt machte es Schlagzeilen damit, dass es einen Großteil seines Managements austauschte. Nach eigenen Angaben war die SEC eingeschritten, weil Fragen „zur Genauigkeit und Angemessenheit von Informationen“ und der Verdacht „potenziell manipulativer Transaktionen“ aufgekommen seien. Sterling Scott, zur Zeit des SEC-Eingriffs Chef von Grow-Life, äußerte sich verblüfft über die Aussetzung. „Wir wissen nicht genau, welche Befürchtungen die SEC hatte“, sagte er.

Scott zog sich am 22. Mai aus „persönlichen Gründen“ vom Chefsessel der Firma zurück, hieß es damals in einer Mitteilung der Firma. Sechs Wochen zuvor, am 9. April, – dem Tag vor der Handelsaussetzung – hatte er Aktien von Grow-Life im Wert von 5,7 Millionen Dollar verkauft. Das belegen öffentlich zugängliche Unterlagen. Seine Frau hatte bereits einen Tag vorher, am 8. April, damit begonnen, Aktien im Wert von 7,8 Millionen Dollar abzustoßen.

Firmen aus dem Bereich der Penny-Stocks vermarkten ihre Titel oft über Pressemitteilungen und Analystenstudien, für die sie manchmal selbst bezahlen. Trader verbreiten die Papiere in Diskussionsgruppen und sorgen für Aufmerksamkeit. Nach Ansicht von Steve DeAngelo, dem Präsidenten der Arc-View Group, einem Club für Marihuana-Investoren, glauben Investoren so inbrünstig an den Marihuana-Boom, dass sie alles, was nach einer guten Nachricht aussieht, als Kaufsignal wahrnehmen. Er warnte: „Viele Klein-Investoren wollen das Wachstum der Marihuana-Industrie unterstützen und laufen Gefahr, möglicherweise nicht ungeschoren davon zu kommen.“

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