Leitindizes im Vergleich Deutschland ist gut, Kanada ist besser

Dax und S&P 500 haben keine Chance gegen den kanadischen Leitindex. Dieser hat seit Jahresanfang dreimal stärker zugelegt. Verantwortlich für den Anstieg ist das Comeback einiger Schwergewichte.

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Bulle und Bär vor einer steigenden Dax-Kurve. Kanadas Börse schlägt den Rest der Welt - und gilt als sicherster Anlageort der Welt. Quelle: dpa

Toronto/Berlin Nach einem außergewöhnlich erfolgreichen Jahr 2013 sehen die Erträge an den weltweiten Aktienmärkten in diesem Jahr eher mau aus - außer in Kanada.

Der Standard & Poor's/TSX Composite Index in Kanada hat seit Jahresbeginn acht Prozent zugelegt - rund dreimal so viel wie der Standard & Poor's 500 Index in den USA oder der Dax in Frankfurt, obwohl er sich gerade auf Rekordniveau bewegt. An den asiatischen Märkten überwiegen sogar Verluste.

Seit einem Tief im Juni 2013 ist der kanadische Leitindex um 24 Prozent hochgeschnellt. Im Verlauf der vergangenen zehn Monate ging es konstant aufwärts - das ist die längste Gewinnserie seit drei Jahrzehnten. Bereinigt um die Volatilität nimmt das Börsenbarometer Rang eins unter den zehn weltgrößten Aktienmärkten über zwölf Monate ein, wie aus dem Bloomberg Riskless Return Ranking hervorgeht.

Ölproduzenten und Bergbaukonzerne führten die Gewinnerliste an, nachdem der Erdgaspreis auf den höchsten Stand seit fast sechs Jahren kletterte, Gold sich erholte und ein Bieterkampf um Osisko Mining Spekulationen anfachte, dass es zu weiteren Übernahmen bei Metallproduzenten kommen könnte. Das wirtschaftliche Wachstum in Europa und den USA wird ausreichen, um die Rohstoffpreise trotz einer Abschwächung in China zu unterstützen, erwartet Stephen Lingard, ein Fondsmanager bei Franklin Resources in Toronto.

„Es fühlt sich nicht so an als wäre viel passiert, aber auf einmal stellt man fest, dass das Portfolio um fünf bis sechs Prozent zugelegt hat - und das ist nicht schlecht”, sagt Greg Eckel, ein Fondsmanager bei Morgan Meighen & Associates in Toronto. „Es geht langsam aber sicher aufwärts, wir fühlen uns hier also wohl.”

Das Wachstum der Weltwirtschaft wird den kanadischen Leitindex dabei unterstützen, seine Gewinne von einem Sechs-Jahres-Hoch weiter auszubauen, sagt Lingard von Franklin Resources. Von Bloomberg befragte Volkswirte gehen davon aus, dass die Weltwirtschaft in diesem Jahr um 2,8 Prozent wachsen wird und 2015 um 3,1 Prozent. Das wäre der stärkste Zuwachs seit fünf Jahren.


„Bis auf den Boden geprügelt“

„Ich würde keine Wetten gegen Kanada abschließen”, sagte Lingard im Interview mit Bloomberg am 9. Mai. Franklin Resources verwaltet 887 Milliarden Dollar. „Wir kommen wieder zu etwas normaleren Wachstumstrends in den Vereinigten Staaten zurück und das wird anderen Märkten Auftrieb geben, definitiv Kanada.”

Die Aktienkurse der Rohstoffproduzenten, die im Verlauf der vergangenen drei Jahre 50 Prozent an Wert verloren hatten, erholen sich mittlerweile und haben in diesem Jahr bereits 8,3 Prozent zugelegt. Die Branche verzeichnet den dritthöchsten Gewinn im S&P/TSX-Index, hinter den Energieaktien, die im Schnitt zwölf Prozent gewonnen haben.

Titel von Osisko haben sich 2014 um rund 72 Prozent verteuert, nachdem sich Agnico Eagle Mines und Yamana Gold auf den Kauf des Unternehmens für etwa 3,8 Milliarden kanadische Dollar (2,6 Milliarden Euro) geeinigt haben. Terminkontrakte auf Gold haben sich in diesem Jahr um 7,7 Prozent verteuert, nachdem sie im Vorjahr so stark eingebrochen waren wie seit 31 Jahren nicht mehr.

Bei den Erdgasproduzenten Birchcliff Energy und Crew Energy ist der Aktienkurs in diesem Jahr um mindestens 60 Prozent hochgeschnellt. Aufgrund des besonders kalten Winters war die Nachfrage nach Gas zum Heizen von Eigenheimen und Unternehmen im Nordosten und Mittleren Westen des Landes gestiegen. Seit dem 9. August haben sich die Erdgas-Terminkontrakte um 41 Prozent verteuert.

„Es passieren viele positive Dinge”, sagt Irwin Michael, ein Fondsmanager bei ABC Funds in Toronto. „Die Bergbau- und Energiewerte sind bis auf den Boden geprügelt worden. Wenn sich die Wirtschaft also bessert, sollte es diesen beiden Sektoren auch besser gehen.”

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