Leseraktion "Herr Otte, ist unser Finanzsystem noch zu retten?"

Welche Aktien sind jetzt kaufenswert? Oder doch lieber eine Immobilie? Viele Leser haben uns ihre Fragen rund ums Thema Geld geschickt, Anlageexperte Max Otte hat geantwortet. Hier eine Auswahl.

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Professor Max Otte

Fragen Sie Professor Otte! So lautete der Aufruf an unsere Leser. Und nach dem turbulenten Jahresauftakt an den Börsen haben viele Leser ihre Fragen zur Börse, Aktien, Euro, Zins und Anlagealternativen geschickt. Und Max Otte hat geantwortet.

Hier finden sie eine kleine Auswahl von Fragen und der entsprechenden Ratschläge des Börsenprofessors. Eine Langversion gibt es in der aktuellen BörsenWoche, dem Finanzbrief der WirtschaftsWoche für Digitalpass-Kunden.

Alexander Dölling via E-Mail: Rohstoff- und Öl-Aktien sind im Keller. Derzeit ist der breite Tenor: Finger weg von diesen Werten, sie werden sich auf Jahre nicht erholen. Andererseits: Die Welt wird weiterhin Rohstoffe benötigen. Zudem bieten diese Werte meist gute Dividendenrenditen. Was also tun?

Diese Frage diskutieren wir in unserem Investmentteam intensiv. Sollte die Weltwirtschaft in eine ernsthafte Krise geraten, bleiben die Preise und Kurse wahrscheinlich noch eine Weile unten. Das ist angesichts durchaus möglich, weil die Politik des billigen Geldes langsam am Ende ist. Wir wissen es aber nicht wirklich. Tatsache ist, dass viele Rohstoffaktien und Ölaktien extrem billig sind. Ein kleiner Portfoliobestandteil kann sich durchaus als Renditeturbo erweisen, wenn man langfristig dabei bleibt.

Dennis Kautz via Facebook: Gehen Sie davon aus, dass der Kreditzyklus sich seinem Ende nähert oder haben die Zentralbanken noch Möglichkeiten, gegenzusteuern? Erwarten Sie bei einem Ende des Zyklus Inflation oder Deflation?

Der Kreditzyklus müsste am Ende sein, denn wir sind überverschuldet. Allerdings nehmen die Zwangsmaßnahmen der Notenbanken zu. Auch die Diskussion um die Bargeldabschaffung hat den Zweck, Zwangsmaßnahmen zu erleichtern. Wenn das Bargeld weitgehend verdrängt ist, dann können auch Negativzinsen eingeführt werden. Dann befinden wir uns aber schon in einer Wirtschaft wie in der Spätphase der DDR. Möglich ist alles.

Ich mache mir nicht allzu viele Gedanken darüber, ob die Zukunft inflationär oder deflationär werden wird. Unsere Festgeldkonten werden sowieso größtenteils entwertet – in der Inflation eben durch Inflation, in einer Deflation können die Schulden nicht mehr zurückgezahlt werden und es muss eine Währungsreform erfolgen.

"Unser Finanzsystem steht an dem Punkt, wo es einen Neustart geben muss"

Christian Zimmer via E-Mail: Wie baut man sich angesichts von Risiken wie verlangsamtem Wirtschaftswachstum, negativen Zinsen, ausufernder Staatsschulden und Vertrauensverlust gegenüber Notenbanken eine Altersvorsorge, die die nächsten 30 Jahre überdauert, ohne dass man andauernd die Märkte zu verfolgen?

Die schwelenden Krisen für Wirtschaft und Märkte
Realzinskrise Quelle: dpa
Währungskrise Quelle: dpa
Staatsschuldenkrise Quelle: dpa
Vertrauens- und Bonitäts-Krise im Finanzsystem (Bankenkrise) Quelle: dpa
Versorgungs- und Rohstoffpreiskrise (Angebotsinflationskrise) Quelle: dpa
Nachfrageinflationskrise (Lohn-Preis-Spirale) Quelle: dpa
Vermögenspreisblase Quelle: dpa

Für mich ist ein langfristiger Sparplan mit Aktien die beste Alternative. Die Amerikaner machen dies seit Jahrzenten so. Hierzu sollten Sie in zwei bis drei europäische oder globale Aktienfonds regelmäßig einzahlen (keine Themenfonds oder sonstige Sonderfonds). Als Fortgeschrittener können Sie sich auch ein Aktiendepot mit circa 15 bis 20 Titeln aufbauen, zu dem Sie regelmäßig zukaufen. Langfristig dürften bei beiden Methoden sieben bis acht Prozent Rendite pro Jahr drin sein. Entscheidend ist, dass Sie durchhalten.

Sebastian Frink via E-Mail: Die Lage an den Börsen und die niedrigen Zinsen verunsichern mich stark. Ist es aus Ihrer Sicht jetzt sinnvoll, sein Geld in eine selbstbewohnte Immobilie zu investieren und hierfür die bestehenden Anlageformen entsprechend umzuschichten? Ich bin Anfang 30 und habe mein Vermögen zurzeit zu einem Drittel in kurzlaufendem Fest- und Tagesgeld und zu zwei Dritteln in einzelnen Aktien, Misch- und Immobilienfonds angelegt.

Derzeit sind Immobilien schon recht teuer, in manchen Gegenden sogar sehr teuer. Ich finde es viel besser, wie Sie es machen: Nämlich das Vermögen zu streuen. Wenn Sie allerdings Aktien-, Misch- und Immobilienfonds haben, dann würde ich etwas weniger als ein Drittel in Fest- und Tagesgeld anlegen, vielleicht nur 10 bis 15 Prozent. Beim Rest würde ich noch einmal überdenken, wie viel Mischfonds und wie viel Aktienfonds Sie wollen. Mischfonds haben in der Vergangenheit bis zu sieben Prozent Rendite pro Jahr erwirtschaftet, weil durch die Zinsrückgänge die Anleihekurse gestiegen sind. Die Renditeerwartung für die Zukunft ist aber höchstens 2,5 bis 3 Prozent. Daher wäre der größte Teil in Aktien und ein kleiner Teil in Immobilienfonds anzulegen. Ebenso würde ich über fünf bis zehn Prozent Gold nachdenken.

Heiner Schultze via Facebook: Ist das Finanzsystem, wie es jetzt ist, noch zu retten?

Unser jetziges Finanzsystem steht zumindest an dem Punkt, wo es einen Neustart geben muss. Vielleicht geht es dann genauso weiter wie schon einmal, vielleicht sind wir dann auch klüger. Wir werden es sehen.

Spannend? Die komplette WiWo-Leseraktion mit Max Otte und vielen weiteren Antworten auf Leserfragen finden Sie in der aktuellen Ausgabe der BörsenWoche: Für Digitalpass-Kunden kostenlos.

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