Long-Short-Fonds Was die Strategie der Superreichen bringt

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Strategien für eine verrückte Anlagewelt

Treue Fans kümmert das kaum. Sauren steht stoisch zu den Managern, die er in seinen Dachfonds einsetzt: „Ich zweifle nicht an der Kompetenz der Manager und an ihren analytischen Fähigkeiten, vielmehr sehe ich, dass die Märkte derzeit wenig von fundamentalen Aspekten bestimmt werden.“

So geht es vielen. Deshalb bleiben Hedgefonds auch in Depots von Superreichen ein wichtiger Baustein. HQ Trust, der Vermögensmanager der Nachfahren vom Industriellen Harald Quandt, investiert zum Beispiel noch immer ein Fünftel in Hedgefondsstrategien.

Andere Großanleger, wie Universitäten und Stiftungen, sind angesichts der mageren Erträge aber ausgestiegen. Zu viele der Fonds seien „One-hit-wonders“ gewesen, die nach ein paar Erfolgsjahren in der Versenkung verschwunden sind, sagt Thielmann. Er hält Hedgefonds im Massengeschäft für gescheitert. „Es hat sich ein groteskes Missverhältnis zwischen der Leistung der Manager und ihrer Bezahlung entwickelt.“

Fonds mit Beruhigungspille

Long-Short-Varianten für Privatanleger kosten häufig über zwei Prozent jährlich, dazu kommen üppige erfolgsabhängige Gebühren in guten Jahren. Die so eingestrichenen Honorare rücken die Manager in späteren schlechten Jahren natürlich nicht raus.

Erfolgreiche Portfolios sind durch hohe Mindestanlagesummen Großanlegern vorbehalten. Fonds, die seit Jahren gut laufen, wie der Ennismore European Smaller Companies, der Blackrock European Absolute Return oder Nordea Stable Equity Long-Short, sind für Neuanleger geschlossen, damit die Strategie nicht unter einem zu hohen Fondsvolumen leidet.

Privatanleger könnten das Kapitel Hedgefonds damit eigentlich abhaken, gäbe es nicht ein Szenario, in dem die Fonds wieder auferstehen könnten: die Zinswende. Ähnlich wie 1996, 1999, 2009 und 2013 sollten die Hedgefonds im Umfeld steigender Zinsen ihre Stärken ausspielen können, hoffen viele.

Derzeit beliebte Mischfonds hingegen, in die Privatanleger Milliarden investiert haben, könnten dann unter die Räder kommen. „Drehen die Zinsen, bieten Mischfonds doppeltes Risiko, weil man mit gleichzeitig fallenden Aktien- und Anleihekursen rechnen muss“, meint Boydak. Schon jetzt haben sie Probleme, weil mager rentierende Zinsinvestments keinen Puffer bieten, mit dem Aktienverluste aufgefangen werden könnten.

Völlig ausgeschlossen ist eine Zinswende nicht. Zinsoptimisten gehen davon aus, dass steigende Rohstoffpreise erst die Inflation treiben, die dann zu höheren Zinsen führen würde. Noch ist davon wenig zu sehen. Die Renditen von Staats- und Unternehmensanleihen sinken weiter.

Sie sind bei Profis und Privatanlegern gleichermaßen beliebt: Sind die günstigen börsengehandelten Indexfonds ein Segen für Anleger oder eine Gefahr? Ein Streitgespräch zweier Experten um den Platz der ETF im Depot.
von Heike Schwerdtfeger

Anleger, die sich trotzdem mit einem Long-Short-Fonds wappnen wollen, sollten sich an bewährte Manager halten: John Bennett (Henderson, siehe Tabelle), Graham Clapp (Pensato) oder James Clunie (Jupiter) etwa. Auch Boydak ist schon seit sieben Jahren im Geschäft. Er arbeitet zusammen mit Christoph Bruns, der in den Neunzigern bei Union Investment globale Milliardenvermögen managte. Boydak hat sein Aktiendepot derzeit zu 70 Prozent abgesichert.

Selbst ohne Zinswende könnte das zum Vorteil werden, wenn sich die Kursverluste nach dem Brexit-Votum zum echten Crash auswachsen sollten. Henderson-Manager Bennett sieht Europas Aktienmärkte „auf Niveaus, die nur gerechtfertigt sind, wenn es nicht zu einer Rezession oder weiteren Turbulenzen kommen wird“. Long-Short-Manager werden sich so schnell nicht unterkriegen lassen.

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