Aktuell haben Sie mehr als eine Million registrierte Kunden. Wie groß ist der adressierbare Markt für Sie?
Wir gehen davon aus, dass jeder zweite erwachsene Deutsche wenigstens einmal im Jahr Lotto spielt. Das sind ungefähr 33 Millionen Menschen. Andere Branchen wie Musikstreaming oder auch Bankdienstleistungen zeigen, dass langfristig etwa die Hälfte des Geschäfts online abgewickelt wird. Auch beim Lotto ist das möglich, das zeigt etwa das Beispiel Finnland. Für uns bedeutet das also 16,5 Millionen potenzielle Kunden.
Sind für Sie auch andere Geschäftsbereiche als Lotto denkbar? Im Februar hat der EuGH private Sportwetten in Deutschland für legal erklärt.
Wir beleuchten jedes Segment einzeln, auch Sportwetten. Aber dieser Markt ist mit riesigen Anbietern besetzt, die Margen sind wegen des hohen Wettbewerbsdrucks klein. Außerdem schauen wir auch darauf, wo sich Synergien mit unserem bestehenden Lottogeschäft ergeben. Bei Sportwetten gibt es geringe Synergien, zumal wir die Produkte nicht auf der gleichen Website anbieten dürften wie unsere Lottoprodukte. Dass wir uns dort engagieren, ist deshalb auf absehbare Zeit eher unwahrscheinlich.
Lotto am Mittwoch: Wie häufig die Deutschen auf das Glücksspiel setzen
In einer stichprobenartigen Umfrage wurden 2015 insgesamt 23.090 Personen ab 14 Jahren gefragt, wie oft sie Lotto am Mittwoch spielen. Die Ergebnisse im Überblick.
Quelle: IFAK; Ipsos; GfK Media and Communication;
0,83 Millionen Personen machten keine Angabe zu ihrem Spielverhalten.
1,18 Millionen Deutsche setzen lediglich einmal in einem halben Jahr auf das Glücksspiel.
1,8 Millionen Menschen versuchen immerhin einmal alle drei Monate ihr Glück bei der Lotto-Ziehung am Mittwoch.
Etwas häufiger - nämlich einmal im Monat - spielen 2,01 Millionen Deutsche Lotto am Mittwoch.
Auch wenn nicht jede Woche: 2,22 Millionen Personen spielten im vergangenen Jahr mindestens zwei Mal pro Monat Lotto am Mittwoch.
Deutlich mehr Umfrageteilnehmer gaben an, nur "selten" Lotto am Mittwoch zu spielen. Laut Hochrechnung war das im Jahr 2015 bei 4,92 Millionen Deutschen der Fall.
Im vergangenen Jahr spielten hochgerechnet 6,44 Millionen Menschen wöchentlich Lotto am Mittwoch.
Die große Mehrheit der Deutschen (49,85 Millionen) hat 2015 ganz auf das Glücksspiel verzichtet und spielte - nach eigenen Angaben - nie.
Apropos absehbare Zeit: Im Oktober 2015 sagten Sie, in absehbarer Zeit profitabel sein zu wollen. Wie sieht es da aus?
Wir könnten schon jetzt profitabel sein, wenn wir die Marketingkosten drastisch senken würden. Aktuell wollen wir uns aber im wachsenden Online-Lotteriemarkt auch auf unser Wachstum konzentrieren. Schließlich ist es wie in allen eCommerce-Märkten sehr wichtig, die Nummer eins zu sein und zu bleiben.
Aktuell verbrennt Lotto24 Geld, 2015 stand bei 13,5 Millionen Euro Umsatz 10,8 Millionen Nettoverlust. In den vergangenen drei Jahren haben Sie jeweils neue Aktien ausgegeben, um sich frisches Kapital zu beschaffen. Müssen Aktionäre mit weiteren Kapitalerhöhungen rechnen?
Grundsätzlich wollen wir ohne weitere Kapitalmaßnahme auskommen. Aber: Komplett ausschließen will ich das auch nicht. Stellen Sie sich vor, es gäbe bald eine Rekord-Jackpot-Serie, mit der Möglichkeit, sehr viele günstige neue Kunden zu gewinnen. Wenn große Jackpots ausgespielt werden, steigt das Interesse an Lotto. In einer solchen Situation möchte ich auch finanziell dazu in der Lage sein, die Opportunität zu nutzen, das Marketing auszubauen und möglichst viele Spieler von uns zu überzeugen. Insofern bleiben wir flexibel.
Angenommen, Sie erhöhen noch einmal das Kapital. Sind dann Privatanleger wieder außen vor wie bei den letzten Malen?
Bei den vergangenen Kapitalerhöhungen war es für uns vorteilhaft, die Aktien bestehenden Großinvestoren anzubieten. Wir haben so einen Aufschlag auf den letzten Aktienkurs bekommen und uns den Aufwand für einen Wertpapierprospekt gespart. Aber nochmal: Aktuell haben wir keine Kapitalerhöhung geplant.