Lukrative Investmentchancen Russische Aktien sind für nervenstarke Anleger

Russische Papiere sind preiswert - politische und ökonomische Risiken sollten weitgehend in den Kursen enthalten sein. Mögliche Steuerreformen bieten dagegen Chancen, vor allem bei Ölförderern.

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Lukoil-Raffinerie in Nischni Nowgorod Quelle: Bloomberg

Viel schlimmer kann es kaum noch kommen: Der Rückgang des Ölpreises und die Sanktionen des Westens im Zuge der Ukrainekrise haben Russland erstmals seit sechs Jahren wieder in die Rezession geschickt. Die russische Zentralbank rechnet 2015 mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um bis zu vier Prozent. Jüngste Daten bestätigen die Einschätzung: Russische Anlageinvestitionen sind seit 14 Monaten rückläufig. Die Reallöhne sinken so stark wie seit 1999 nicht mehr, allein seit Jahresanfang um gut zehn Prozent. Entsprechend brechen jetzt die Einzelhandelsumsätze ein, im Februar im Jahresvergleich um 7,7 Prozent, nach minus 4,5 Prozent im Januar.

2014 stürzte der Rubel gegenüber dem Dollar um 50 Prozent ab. Die Inflationsrate hat sich gegenüber Anfang 2014 auf aktuell 16,7 Prozent verdoppelt. Um den Rubel zu verteidigen, hob die Zentralbank die Leitzinsen 2014 gleich sechs Mal an, zuletzt im Dezember um 6,5 Prozentpunkte.

Kursentwicklung russischer Aktien seit zehn Jahren

Geht die Inflation zurück, werden Zinssenkungen wahrscheinlicher

Konsequenz: Die Unternehmen leiden unter einem exzessiven Anstieg ihrer Finanzierungskosten. Zwar senkte die Zentralbank in diesem Jahr die Leitzinsen zwei Mal und hat weitere Zinssenkungen in Aussicht gestellt, sollte sich der Anstieg der Konsumentenpreise abschwächen. Doch eine durchgreifende Entlastung ist kurzfristig nicht in Sicht. Und auf einen mit umgerechnet rund vier Milliarden Dollar ausgestatteten Krisenfonds können nur systemrelevante Unternehmen zurückgreifen.

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Finanzminister Anton Siluanow geht davon aus, dass die Jahresinflation 2015 nicht über elf bis zwölf Prozent hinausgehen wird. Die russische Zahlungsbilanz werde 2015 einen Überschuss von rund sechs Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen und in den Folgejahren ein deutliches Plus aufweisen. Der Schuldendienst werde keine Probleme bereiten, verspricht Siluanow.

Ebenso ließen sich Kapitalabflüsse auffangen. 2014 wurden mehr als 150 Milliarden Dollar aus Russland abgezogen. Hoffnungsschimmer: Geht die Inflation zurück, werden Zinssenkungen wahrscheinlicher. Ein angesichts weiterer Krisen auf der arabischen Halbinsel wieder anziehender Ölpreis würde zusätzlich helfen.

Klare Kaufempfehlung für russische Aktien von Goldman Sachs

Scheint eine Volkswirtschaft ganz unten, ergaben sich in der Vergangenheit regelmäßig lukrative Investmentchancen für nervenstarke Anleger. Die Analysten der US-Investmentbank Goldman Sachs rechnen mit einer Stabilisierung des Ölpreises und gehen schon für 2016 von einem Rückgang der russischen Inflationsrate auf vier Prozent aus.

Die extrem schwache Nachfrage verschaffe der Zentralbank Luft für scharfe Zinssenkungen. Russische Anleihen und Aktien dürften im Fall einer Zinssenkung eine ebenso scharfe Kursrally hinlegen.

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Goldman Sachs gibt deshalb auch eine klare Kaufempfehlung für russische Aktien. Der niedrige Ölpreis und die Folgen der Sanktionen könnten den Kreml zwingen, eine Steuerreform für die Ölindustrie auf den Weg zu bringen. Ziel dieser Reform: Anreize schaffen für mehr Investitionen in die Produktion und die Ausbeutung der riesigen russischen Ölreserven.

Wo Kursgewinne locken

So hoch wie in Russland wird die Ölproduktion derzeit fast nirgendwo sonst auf der Welt besteuert. Mit den Steuereinnahmen werden Raffinerien und Verbraucher subventioniert. Im Januar wurden bereits kleinere Steueranpassungen vorgenommen.

Goldman Sachs verspricht sich von einer großen Steuerreform eine spürbare Erhöhung der Profitabilität der Ölförderer und eine starke Ausweitung der Ölproduktion. Doch selbst wenn die Steuerreform nicht kommen sollte: Auf Sicht von fünf bis sieben Jahren versprechen Aktien des zweitgrößten Gasproduzenten Novatek und des größten Ölkonzerns Lukoil Kursgewinne.

Der russische Aktienmarkt ist im April gemessen am RTS-Index zwar angesprungen um gut zehn Prozent, aber nach allen Bewertungsmaßstäben nach wie vor günstig. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis für 2015 liegt bei weniger als sieben, die Dividendenrendite erreicht 5,5 Prozent und das Kurs-Buchwert-Verhältnis 0,54. Die im RTS enthaltenen Aktien werden damit 46 Prozent unter dem Liquidationswert ihrer Anlagen gehandelt.

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