Märkte reagieren auf Frankreichwahl Macron-Wahl festigt Börsenrekord

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„Vive la France, es lebe Europa und seine Aktien“

Dennoch sehen Börsenprofis auch Grund zum Optimismus. Kurz nach Beginn des Börsenhandels in Frankfurt teilte die Deutsche Asset Management (DAM), die Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank, ihre aktualisierte Einschätzung für Europa bekannt. Die Analyse mit dem Titel „Vive la France, es lebe Europa und seine Aktien“ kommt zu dem Ergebnis, dass das bislang größte Einzelrisiko Europas im laufenden Jahr abgewendet sei und die populistischen Strömungen vorerst ihren Höhepunkt überschritten hätten. Die DAM nimmt das zum Anlass, europäische Aktien auf „Übergewichten“ hochzustufen.

Für europäische Aktien spreche demnach auch, dass die Unternehmensgewinne 2017 wieder steigen sollten und Gewinndynamik und Bewertung europäischer Aktien insbesondere im Vergleich mit dem US-Aktienmarkt überzeugen würden. Britta Weidenbach, Leiterin europäische Aktien bei der DAM, glaubt, dass dieses Jahr einen Wendepunkt in Europa markiert. „Das Gewinnwachstum ist nach sechs schwachen Jahren zurückgekehrt – wir rechnen mit einem zweistelligen Ergebnisplus im Jahresvergleich“, heißt es in der DAM-Mitteilung.

Die laufende Bilanzsaison gibt Weidenbach recht. Bislang hat rund die Hälfte der europäischen Großkonzerne Zahlen vorgelegt. Bislang übertrafen rund 80 Prozent von ihnen beim Umsatz die Markterwartungen. Unter den Industrie-Unternehmen liegt die Quote sogar bei über 95 Prozent. Experten rechnen für das erste Quartal mit einem Gewinnplus von durchschnittlich knapp 14 Prozent. Damit bewegen sich heimische Konzerne auf Augenhöhe mit der US-Konkurrenz.

„Frankreich hat ein neues Kapitel aufgeschlagen“
Präsidentschaftskandidat Emmanuel Macron Quelle: REUTERS
Unterlegene Präsidentschaftskandidatin Marine Le Pen Quelle: AP
Wladimir Putin Quelle: AP
Macrons Vorgänger François Hollande Quelle: REUTERS
Bundeskanzlerin Angela Merkel Quelle: dpa
Außenminister Sigmar Gabriel Quelle: dpa
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier Quelle: dpa

Da die politischen Unwägbarkeiten vor allem ausländische Investoren davon abgehalten haben dürften, ihre Gelder verstärkt nach Europa umzuschichten, dürften diese nun nach dem Wahlsieg des Pro-Europäers Macron wieder aktiver werden.

Italien jetzt größtes Risiko für Europas Aktienmarkt

Die größten Einzelrisiken für den europäischen Aktienmarkt gehen nach DAM-Darstellung nun von Italien aus. Dort würden politische Unzufriedenheit und ein fragiler Bankensektor auf ein siechendes Wirtschaftswachstum stoßen, gegen Ende des Jahres sei mit Neuwahlen zu rechnen. Belastend wirke zudem weiter der Brexit, zumindest was die Wirtschaft in Großbritannien und der restlichen EU angeht.

Weniger optimistisch gibt man sich bei Franklin Templeton Investments. Portfoliomanager Philippe Brugère-Trélat gibt zu bedenken, dass Macron politisch noch sehr unerfahren und seine politische Bewegung „En marche“ erst ein Jahr alt sei. Die brennendste Frage sei daher, „ob Macron in der Lage sein wird, sich eine politische Mehrheit zu verschaffen, um die Umsetzung seines Reformprogramms zu unterstützen.“

Entscheidend dafür sei der Ausgang der Parlamentswahlen in Frankreich, die am 11. und 18. Juni dieses Jahres stattfinden. Davon würde unter anderem die dringend benötigte Reform des Arbeitsmarktes abhängen. Ähnlich argumentierte die Börsenexperten von Postbank und dem Vermögensverwalter Feri.



Ob Europas Aktien mittel- bis langfristig von Macrons Wahlsieg profitieren können, wird sich demnach erst in den kommenden Monaten zeigen. Auch Carsten Mumm von der Privatbank Donner & Reuschel bremst die Erwartungen. „Die aktuelle Handelswoche wird zeigen, wie viel Anlagebedarf bei den Investoren noch da ist oder ob die Aktienrallye mit dem Sieg Macrons erst einmal vorbei ist“, sagt Mumm. Der Dax habe im Jahresverlauf um mehr als zehn und der Euro Stoxx 50 sogar um mehr als elf Prozent zugelegt. „Jetzt noch die Aktienquote in Europa zu erhöhen, fällt sicherlich schwer“, konstatiert Mumm.

Immerhin: Der Wahlsieg Macrons dürfte das Rekordniveau in Dax & Co. zumindest gefestigt haben, ein deutlicher Rückfall unter die bisherigen Höchststände ist nicht absehbar. Mit Blick auf die expansive Geldpolitik der Europäischen Zentralbank dürften die Chancen auf weitere Kursgewinne somit ganz gut stehen.

Mit Material von Reuters und dpa

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