Was würden Sie tun, wenn Sie heute 25 Jahre alt wären? Wie würden Sie investieren?
Wenn ich wenig Ehrgeiz habe, würde ich mir einen Job beim Staat suchen. Dort bekommt man für relativ wenig Arbeit gutes Geld. Wenn ich Ambitionen hätte, würde ich auswandern: nach Indien, Südostasien oder China. Dort gibt es noch Chancen. Aber auch vielen jungen Leuten hat man über Jahre hinweg das Gehirn gewaschen.
Wie meinen Sie das?
Ein junger Freund hat sich kürzlich bei Goldman Sachs beworben. Nach fünf Interviews hat man ihn schließlich abgelehnt. Großbanken können zwischen Tausenden von Bewerbern wählen, weil jeder dort hin will. Dabei muss man nicht immer studieren oder im Bankensektor arbeiten. Ein anderer Freund von mir ist Taucher. Er macht Reparaturen an Ölplattformen. Das ist ein Halbtagsjob und damit verdient er 170.000 US-Dollar im Jahr. Ein anderer arbeitet jeden zweiten Monat auf einer Ölplattform. Das sind gut bezahlte Jobs. Man muss sich nicht zum Knecht von Goldman Sachs machen, um gut zu verdienen. Gehen Sie als Mechaniker nach Indien oder China, und reparieren Sie die Autos reicher Leute! Ich zum Beispiel bin begeisterter Motorradfahrer. Das sind sensible Geräte, die gehen ständig kaputt. Ich würde viel Geld bezahlen, wenn mir das jemand zuverlässig reparieren kann.
Man nennt Sie auch „Dr. Doom“. Für wie wahrscheinlich halten Sie denn einen baldigen Crash?
Die Lage momentan ist extrem fragil. Der US-Aktienindex S&P 500 notierte vor drei Jahren bei knapp über 1000 Punkten. Jetzt sind es 2000 – ohne dass wir eine nennenswerte Korrektur gesehen haben. Das könnte zu turbulenten Phasen führen.
Gerade erst ging das chinesische E-Commerce-Unternehmen Alibaba an die Börse. Haben Sie Aktien gekauft?
Nein, obwohl ich Alibaba-Gründer Jack Ma für einen höchst intelligenten Mann halte. Ich habe ihn Ende der Neunziger bei einem Interview kennengelernt. Da wollte er mich überzeugen, in sein Unternehmen zu investieren. Das habe ich ausgeschlagen. Auch Facebook-Aktien habe ich nicht.
Warum?
Ich bin recht konservativ, was meine Auswahl an Aktien betrifft. Ich kaufe gerne Unternehmen, die nicht zu teuer sind, aber krisensichere Produkte herstellen: Lebensmittelproduzenten zum Beispiel. Essen müssen Leute immer.
Welche europäischen Aktien halten Sie?
Vorsichtig bin ich in Schweizer Blue Chips gegangen, in Novartis, Roche, Nestlé, Swiss Re, Zurich Insurance, Swiss Life, UBS. Außerdem habe ich Unternehmen aus den Sektoren Energie, Telekom und Versorger, wie etwa GDF Suez, Veolia Environnement, Iberdrola, Telefónica, Telecom Italia, Orange, Total, Enel, E.On und RWE. Von den ganzen Tech-Unternehmen aus dem Silicon Valley halte ich dagegen nicht viel.
Die beliebtesten Anlageprodukte
Im Auftrag der österreichischen Walser Bank hat das Meinungsforschungsinstitut YouGov 1000 Anleger nach ihren bevorzugten Anlageformen gefragt. Stand: Oktober 2012.
Spekulative und hochriskante Anlagen wie Optionsscheine schaffen es mit sechs Prozent der Stimmen nur auf den siebten Platz.
Rund elf Prozent der Stimmen bekommen themenorientierte Anlagen wie Zertifikate für Indizes oder einzelne Börsenwerte.
Auf dem fünften Platz landen vermögenserhaltende Anlagen - bei niedrigen Zinsen ist kein Verlust auch ein Erfolg.
Vermögensverwaltende Anlagen wie an der Börse gehandelte Fonds (ETFs) bekommen immerhin 26 Prozent der Stimmen.
Immobilien gehören zu den klaren Favoriten der Anleger. 33 Prozent der Befragten bevorzugen Investments in Betongold.
Gleichauf mit Immobilieninvestments sind Anlagen in Aktien oder anderen Sachwerten wie Gold.
Sicherheit geht vor: Mehr als die Hälfte der Befragten (51 Prozent) bevorzugen Investments in sicherheitsorientierte Anlagen wie Tages- oder Festgeld und festverzinsliche Wertpapiere.
Ist das, was gerade in Kalifornien passiert, eine zweite Dotcom-Blase?
Auf jeden Fall! Diese Unternehmen müssen doch so viel Cash verbrennen, um zu überleben. Das kann auf Dauer nicht gut gehen. Aber natürlich werden den Crash auch einige Firmen überleben. Das war nach dem Platzen der Blase 2001 nicht anders.
Sie gelten als Gold-Apologet. Sind Sie immer noch bullish für Gold?
Gold ist momentan günstig. Seit 2011 sind wir in einem Bären-Markt. Es ist möglich, dass es nochmals unter 1000 US-Dollar geht, aber langfristig ist Gold einfach die beste Versicherung gegen das unverantwortliche Verhalten der Zentralbanken. Auch die Goldminen-Aktien sind sehr interessant – manche Unternehmen sind vom Peak 2010 um 60, 70 Prozent gefallen. Die sind jetzt sehr günstig zu haben.
Was halten Sie von elektronischen Währungen wie Bitcoins?
Manche meiner Leser halten das für eine Erfindung wie geschnittenes Brot. Bitcoins sind sicherlich etwas sehr Interessantes. Es ist ein Weg, Geld am internationalen Bankensystem vorbei zu transferieren. Das ist eine brillante Funktion.
Besitzen Sie welche?
Nein. Aber ich sage, noch nicht. Gold und Bitcoin haben letztlich dieselbe Funktion – sie sind eine Versicherung für den Worst Case. Ich fühle mich allerdings mit Gold einfach wohler.
Warum?
Sollte es wirklich zu einem System-Kollaps kommen, gehe ich davon aus, dass auch das Internet zusammenbrechen wird. Dann helfen Ihnen Bitcoins auch nicht mehr. Trotzdem kenne ich erfolgreiche Hedgefondsmanager, die leuchtende Augen bekommen, wenn sie von Bitcoins hören. Letztlich ist das auch eine Generationensache. Ich besitze ja nicht einmal ein Mobiltelefon, das ich ständig mit mir herumtragen muss.