In den USA steigen bereits die Zinsen, in Europa pumpt die EZB immer mehr Geld in die Märkte. Kann das gut gehen?
Wir haben das große Problem, dass die Notenbankpolitik an ihre Grenzen stößt. Das System der manipulierten Märkte zeigt immer mehr Ermüdungserscheinungen und Sollbruchstellen. Nach 20 Jahren expansiver und zehn Jahren hyperexpansiver Geldpolitik merken wir, dass es nicht mehr so weitergeht.
Was befürchten Sie?
Nun soll in einer global konzertierten Initiative auf einmal das Bargeld möglichst weitgehend aus dem Geschäftsverkehr gedrängt werden. John Cryan, der Chef der Deutschen Bank sprach auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos im Januar dieses Jahres davon, dass Bargeld "fürchterlich teuer und ineffizient sei und in zehn Jahren wohl verschwunden sein würde". Schäuble fordert eine Bezahlobergrenze. Die Bank of America verbietet es ihren Kunden per AGB, Bargeld in den Safes der Bank aufzubewahren. Draghi schafft den 500-€-Schein ab. Indien lässt gleich über 80 Prozent des Banknotenumlaufs einziehen und zwangsregistrieren - mit katastrophalen Begleiterscheinungen. In Skandinavien sollen keine Münzen mehr geprägt werden. In Australien wird die ganze Citibank bargeldfrei.
Was Investoren für die lukrativste Geldanlage halten
Das Meinungsforschungsinstitut Forsa befragt einmal jährlich im Auftrag von pro aurum die Deutschen nach ihren Anlagestrategien. Hier die Ergebnisse vom Juni 2015 - im Vergleich zu den Vorjahren. Zuerst wurden den Bürgern fünf Geldanlagen genannt, mit der Bitte, anzugeben, welche davon aus ihrer Sicht derzeit am besten als langfristige Geldanlage mit mindestens drei Jahren Laufzeit geeignet ist.
Gold platziert sich zum fünften Mal in Folge an erster Stelle, diesmal allerdings deutlicher vor Aktien, die seit 2011 Zuwächse erzielten, aber aktuell in der Anlegergunst gesunken sind: 30 Prozent der Bürger würden sich heute für Gold entscheiden, weil sie vermuten, dass diese Anlage nach mindestens drei Jahren Laufzeit im Vergleich zu den vier anderen Geldanlagen den meisten Gewinn bringt. Gold konnte somit um zwei Prozentpunkte zulegen.
Nur noch 23 Prozent halten Aktien für besonders lukrativ, wenn es um langfristige Geldanlagen geht. Im Vorjahr hatte dieser Wert mit 27 Prozent offenbar einen Gipfel erreicht.
Es folgen Fondsanteile mit zwölf Prozent. Fonds sind in der Gunst der Anleger wieder leicht gegenüber dem Vorjahr gestiegen. 2013 hatte dieser Wert mit 13 Prozent noch ein Hoch erreicht, war aber 2014 auf elf Prozent zurückgefallen.
Fest- beziehungsweise Termingeld hielten sieben Prozent der Befragten für die lukrativste langfristige Geldanlage. Seit 2011 ist diese Anlageklasse deutlich ins Hintertreffen geraten, damals glaubten noch 22 Prozent der Befragten, Termin- und Festgelder würden auf drei Jahre betrachtet den meisten Gewinn abwerfen.
Drei Prozent nannten Anleihen als aussichtsreichste Anlageklasse, im Vorjahr waren es nur zwei Prozent. Anleihen spielen somit für Privatanleger praktisch keine Rolle. Ernüchternd: Knapp jeder vierte Bürger (24 Prozent) kann nicht sagen, welche dieser Anlagen am besten geeignet wäre, um langfristig möglichst viel Gewinn zu erzielen. Die Angaben "weiß nicht" oder "keine davon" kamen bereits in den Vorjahren ähnlich häufig vor.
Welchem Zweck soll das alles dienen, wenn nicht Kosten zu senken?
Das Ganze hat vor allem das Ziel, Negativzinsen besser durchsetzen zu können sowie die insolventen Staaten und das marode Bankensystem besser sanieren zu können. Nebenbei setzt man auch noch den Überwachungsstaat durch und eröffnet den E-Commerce-Unternehmen riesige Datenmengen, weil die Bürger nur noch elektronisch bezahlen. Bargeld wäre die Rote Karte, welche die Bürger dieser Politik zeigen könnten. Also muss man die rote Karte aus dem Verkehr ziehen. Das ist wie die DDR im Endstadium.
Sie haben sogar eine Streitschrift unter dem Titel „Rettet unser Bargeld“ bei Ullstein veröffentlicht. Wie ist die Resonanz darauf?
Ich habe mit der Streitschrift auch eine Online-Petition unter ‚rettet-unser-bargeld.de‘ gestartet. An der haben sich namhafte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens und mehr als 11.000 Bürgerinnen und Bürger beteiligt. Die Heftigkeit des – Zitat Bundesbankvorstand Carl Ludwig Thiele - "Kriegs gegen das Bargeld" erschreckt offenbar nicht nur mich.
Rechnen Sie mit dem Scheitern der Europäischen Union?
Wir haben eine EZB, die die Zinsen nicht erhöht und seit dem Sommer sogar Unternehmensanleihen kauft. Das ist direkter sozialistischer Staatsinterventionismus. Während meines Studiums in Köln in den achtziger Jahren hätten meine Professoren es sicher nicht für möglich gehalten, dass wir die Regeln so stark beugen. Was wir jetzt haben, hätten sie schlicht Planwirtschaft genannt. Selbst wenn Italien nach der Ablehnung der Verfassungsreform große Probleme bekommen hätte, wäre der Wille und die Kapazität der EZB und der europäischen politischen Kaste immer noch stark genug, das Land noch einmal zu "retten" bzw. zu stabilisieren. Selbst wenn die Wirtschaft mehr als zehnmal so groß wie die Griechenlands ist. Aber die Folgeschäden dieser seit Jahren betriebenen fehlerhaften Politik sind nicht absehbar.