Bekannte Experten wie „Börsenprofessor“ Max Otte oder „Mr. Dax“ Dirk Müller zählen beim Thema Börse zu den gern gesehenen Interviewpartnern und Talkshowgästen. Derzeit stehen sie aber wegen der unterdurchschnittlichen Wertentwicklung ihrer Investmentfonds massiv in der Kritik. Die Vorwürfe, sie hätten aufgrund ihrer hohen Medienpräsenz zu wenig Zeit für ein erfolgreiches Fondsmanagement und Privatanlegern außer Promi-Faktor kaum etwas zu bieten, kontert Max Otte im Interview.
WirtschaftsWoche: Herr Otte, die Performance der von Ihnen betreuten Fonds, dem PI Global Value und dem Max Otte Vermögensbildungsfonds, war auf Sicht von zwölf Monaten schlecht. Der Vermögensbildungsfonds liegt seit dem Start vor drei Jahren mit einem Plus von ungefähr sieben Prozent sogar fast 15 Prozent hinter der Benchmark. Der PI Global Value hat schon im zweiten Jahr in Folge Verluste eingefahren. Die Entwicklung war auch im Vergleich zum Markt unterdurchschnittlich. Laufen Ihnen jetzt die Anleger davon?
Max Otte: Ich habe Kunden, die mir sagen, solange ich Geld verdiene, vertrauen sie mir. Solange es eine ordentliche Rendite gibt, sind auch Schwankungen in Ordnung und sie sind zufrieden. Meine Kunden betreiben kein Fonds-Hopping.
Zur Person
Max Otte, Jahrgang 1964, ist ein deutsch-amerikanischer Ökonom, der durch sein 2006 erschienenes Buch „Der Crash kommt“, in dem er die Finanzkrise vorhersagte, national wie international große Bekanntheit erlangt hat. Er ist Professor für Betriebswirtschaftslehre an der Fachhochschule Worms und war Professor für Unternehmensanalyse und -diagnose an der Universität Graz. Der Vertrag mit der Uni Graz ist inzwischen ausgelaufen ist, die Lehrtätigkeit in Worms ruht. Otte ist Leiter des 2003 von ihm gegründeten Instituts für Vermögensentwicklung (IFVE) sowie unabhängiger Fondsmanager. Zwei Investmentfonds für Privatanleger, die nach der Strategie von Max Otte seit 2008 und 2013 anlegen, basieren auf seinen Anlageentscheidungen. Otte ist Herausgeber des Börsenbriefs "Der Privatinvestor", hat zahlreiche Bücher zu verschiedensten Wirtschafts- und Anlagethemen veröffentlicht und ist gern gesehener Gast auf Vortragsveranstaltungen, in Talkshows und in Expertengremien.
Derzeit ergießt sich viel Kritik über die sogenannten Promifonds. Sie – wie auch Dirk Müller mit seinem „Dirk Müller Premium Aktien“ – wären in den Medien sehr präsent und würden ihre Prominenz nutzen, Millionen von Anlegern einzusammeln. Die Performance Ihrer Fonds enttäusche hingegen, Sie hätten wegen der vielen öffentlichen Auftritte nicht genügend Zeit für Ihre Fonds. Brauchen Sie und Ihr Fonds denn die Medien?
Ich verwehre mich gegen die Kategorisierung „Promifonds“. Mein PI Global Value ist im März 2008 gestartet. Damals kannten mich nur ganz wenige. Ich war zuerst Fondsmanager und dann bin ich bekannt geworden. Im November 2013 wurde der Fonds von Feri Trust sogar als bester globaler Aktienfonds ausgezeichnet. Seit seiner Auflage hat der PI-Fonds 85 Prozent Gewinn gemacht – trotz der zuletzt schwachen Jahre. Ich habe den MSCI immer noch über die 8,5 Jahre geschlagen und gehöre damit zu den zehn bis 15 Prozent der Besten. Ich habe also auch schon gezeigt, dass ich es kann. Ich bin kein Promi – habe mich auch nie als ein solcher bezeichnet - sondern Finanzanalyst und Fondsberater. Meine Lehrtätigkeit an Hochschulen ruht deshalb komplett.
Dennoch dürfte ihre Medienpräsenz neue Anleger aufmerksam machen. Diesmal nehmen eben die Kritiker Sie ins Visier. Das kann Sie nicht erstaunen?
Die Interviews und Statements zur makroökonomischen Entwicklung, mit denen ich in den Medien präsent bin, haben nichts mit dem Handwerk des Fondsmanagements zu tun. Meine Fonds sind insbesondere nach 2011 und 2012 gewachsen, weil ich performt habe. Das ist das Entscheidende. Die Bekanntheit hilft vielleicht auch, aber schlussendlich kommt es auf die Performance an. Wenn die nicht läuft, kann sich Bekanntheit auch als großer Nachteil erweisen.