Max Otte "Ich bin kein Börsenpromi, sondern Fondsmanager"

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"Wir wissen nicht, ob Inflation oder Deflation kommt"

Offenbar haben aber viele Anleger Geld aus Ihren Fonds abgezogen.

Leider verhalten sich viele Anleger prozyklisch. Wenn wir in den Fondsrankings raufrutschen, kommt das Geld rein. Ich lag ja ziemlich weit vorne, so dass der Max Otte Vermögensbildungsfonds innerhalb eines Jahres auf 100 Millionen Euro kam. Zu der Zeit entwickelte sich der Fonds auch sehr gut. Jetzt liegt das Fondsvolumen wieder bei knapp 50 Millionen Euro. Das ist in dem Geschäft völlig normal, aber natürlich unerfreulich. Die Mittelzuflüsse laufen immer den Zyklen hinterher. Eigentlich wäre jetzt ein guter Zeitpunkt zu investieren, die Anleger müssten antizyklisch handeln! Aber das tun sie nicht. Die schnellen Mittelzu- und abflüsse sind da gar nicht so einfach zu managen. Lieber wäre mir das langsam und kontinuierlich. Ich baue lieber langfristig eine Kundschaft auf, die strategisch investiert und sich darauf verlässt, dass ich auch in zwanzig oder dreißig Jahren noch da bin.

Sie sind vor allem bekannt dafür, dass Sie vor den großen Risiken und Crashgefahren warnen, auf Krisenherde in der Welt und die fatalen Folgen der Geldpolitik hinweisen. Deshalb haben Sie sich oft für eine breite Streuung der Anlagen und für Gold ausgesprochen. Brauchen Ihre Fonds nun den Crash, damit sie sich deutlich überdurchschnittlich entwickeln?

Das ist genau der Unterschied zwischen makroökonomischen Kommentaren und Investmenthandwerk. Klar, die Kriegsgefahr steigt, was ich vor ein paar Jahren auch noch nicht gedacht hätte. Aber wir haben die Spannungen auf der Welt. Das Spiel der Notenbanken kann nicht gut gehen, die EZB kauft Unternehmensanleihen, wir haben also extreme Zwangswirtschaft, Bargeldverdrängung, und vieles mehr. Die Situation ist extrem riskant. Aber was heißt das für mich als Investor? Zunächst einmal gar nichts. Es heißt nur, dass die Unsicherheit sehr groß ist.

Wie sich die Fonds von Otte und Müller entwickelt haben

Die Krisengefahr beeinflusst Ihre Anlagestrategie nicht?

Das Problem ist, dass die Menschen Sicherheit suchen. Als Investor muss ich in die Unsicherheit investieren. Deswegen sage ich den Leuten, sie sollen sich etwas Gold und Silber als Versicherung kaufen und ihr Geld streuen. Wir wissen nicht, ob Inflation oder Deflation kommt. "Ihr dummen Deutschen müsst Geld in Aktien haben", hat selbst der "Spiegel" in einer Titelgeschichte im Frühjahr geschrieben. Angst und Unsicherheit lassen uns wie das Kaninchen auf die Schlange starren. Aber das Geld auf dem Festgeldkonto oder in einer Lebensversicherung zu lassen, ist halt völlig verkehrt. Ich muss dem Privatanleger, so wie ich meine Aufgabe verstehe, eine Alternative bieten. Ich versuche, den Aktienanteil der Geldanlage bestmöglich abzudecken, Gold können sich die Anleger selber kaufen. Und wenn die Staatsanleihen mal wieder acht oder neun Prozent bringen, mache ich auch wieder Staatsanleihen.

Ihr Fonds setzt also nicht auf einen Absturz an den Märkten?

Nein, überhaupt nicht. Es ist ganz banales Investieren in die Vermögensklassen, die mir offenstehen. Ich mache keine Makrowetten. Im Gegenteil. Wenn etwas abstürzt, zum Beispiel Russland, Italien oder Griechenland, dann kaufe ich im Rahmen einer gesunden Risikostreuung. 2011 in Griechenland zu investieren, hat sich zum Beispiel ausgezahlt. Also alles ganz normal. Aber der Fonds braucht keinen Crash, im Gegenteil. Im Crash weiß man nicht, was passiert. Dann ist es gut, wenn der Anleger von allem etwas hat.

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