Mexiko Die ewige Anleihe - ein Flop

Mexiko hat eine hundertjährige Anleihe aufgelegt. Wer dieses Papier kauft, sollte darauf hoffen, dass ihm keine Revolution dazwischen kommt. Aber auch kurzfristig sind die Aussichten mies. Dafür sorgt die US-Notenbank.

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Die 100-jährige-Anleihe macht schon in ihrem ersten Jahr keine Freude. Quelle: dpa

Vor hundert Jahren tobte in Mexiko ein Bürgerkrieg, die sogenannte Mexikanische Revolution. Die blutigen Kämpfe führten zu einer der größten Umwälzungen in der Geschichte des Landes. Mexiko sollte über Jahrzehnte nicht zur Ruhe kommen.
Warum das für Investoren heute interessant sein könnte? Weil Mexiko im vergangenen Jahr eine hundertjährige Anleihe aufgelegt hat. Fälligkeit: das Jahr 2110. Es ist die am längsten laufende Anleihe der Welt.
Wer ein solches Papier kauft, muss viel Vertrauen haben. Aber er sollte auch einen Blick zurück werfen, um sich klar zu machen, dass die Geschichte über einen so langen Zeitraum viele Überraschungen bereithalten kann.

Abgesehen davon, dass kaum ein Investor den Zahltag noch miterleben wird, macht die gefühlt ewige Anleihe schon in ihrem ersten Jahr keine Freude. Die Papiere haben den Käufern deutliche Verluste beschert.
Die Anleihen im Volumen von 2,7 Milliarden Dollar sind seit dem Kurshoch von 125,77 Cent am 2. August vergangenen Jahres um fast 16 Cent gefallen. Gleichzeitig ist die Rendite um 0,67 Prozentpunkte gestiegen – vergangene Woche erreichte sie ein Hoch bei 5,27 Prozent.
Ein Rechenbeispiel zeigt, was das für Anleger bedeutet: Sollte der Kurs der Wertpapiere noch auf 100 Cent fallen, würde ein Investor, der Bonds im Volumen von 10 Millionen Dollar besitzt, laut Daten von Bloomberg einen Verlust von 979.000 Dollar erleiden.

MFS Investment Management ist der Investor mit den größten Beständen an den 2110 fälligen mexikanischen Papieren, wie aus Pflichtmitteilungen hervorgeht, die Bloomberg News zusammengetragenen hat. John Reilly, ein Sprecher des Unternehmens in Boston, wollte keinen Kommentar abgeben.
Im vergangenen Jahr hatten Investoren die Mexiko-Bonds noch eifrig gekauft, weil Zentralbanken in aller Welt die Zinsen drückten, um das Wirtschaftswachstum anzukurbeln. Doch jetzt entledigen sich viele der Papiere.


Mexiko hängt vom Dollar ab

Das passt zu einem Trend, der sich generell auf dem Anleihemarkt abzeichnet. Anleger verkaufen lange Laufzeiten. „Wir stehen am Anfang von etwas, was möglicherweise ein sehr pessimistischer Bond-Markt ist“, erklärte Jeremy Brewin, Leiter Schwellenländeranleihen bei Aviva Investors in London, in einem Telefoninterview mit Bloomberg News. „Für die nächsten zwei bis drei Jahre will keiner langfristige Anleihen besitzen.“
„Alles mit Duration ist verprügelt worden“, erklärte der Vermögensverwalter Kevin Daly von Aberdeen Asset Management. „Wir haben die durchschnittlichen Laufzeiten in unserem Portfolio reduziert.“
Auch Rendite 30-jähriger US-Staatspapiere ist seit August um 0,5 Prozentpunkte gestiegen. Die Korrelation mexikanischer Bonds mit US-Papieren ist seit je her hoch. 80 Prozent der Exporte Mexikos nimmt der nördliche Nachbar ab. Damit hängt das Land direkt vom Dollar und von der Politik der US-Notenbank ab.

Das Protokoll der jüngsten Fed-Sitzung zeigt, dass sich einige Währungshüter Sorgen über „potenzielle Kosten und Risiken“ machen, die sich aus weiteren Anleihekäufen durch die US-Notenbank ergeben könnten. Primärhändler gehen davon aus, dass die US-Währungshüter bis Anfang 2014 das Tempo bei den Bondkäufen reduzieren werden. Das geht aus einer Umfrage der Federal Reserve Bank of New York hervor, die vor der jüngsten Sitzung der Notenbanker durchgeführt wurde. Das hieße: Die Zinsen für lang laufende Anleihen müssten steigen.
Einige Investoren sehen im Kursrutsch der mexikanischen Anleihen allerdings auch durchaus eine Kaufgelegenheit. Zu dieser Gruppe zählt beispielsweise Enrique Alvarez, Leiter Analyse Festverzinsliche Lateinamerika bei IdeaGlobal in New York. Er verwies darauf, dass die Renditen von US-Anleihen wohl nicht noch weiter steigen werden.
Selbst wenn er damit kurzfristig Recht behalten sollte – auf lange Sicht sollte er darauf hoffen, dass wieder eine Revolution oder Ähnliches dazwischen kommt. Das könnte die Zahlungsfähigkeit des Staates empfindlich beeinträchtigen.

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