Milliardenmarkt Marihuana Kiffer am Kapitalmarkt

Börse bekifft: Die Cannabis-Legalisierung in zwei US-Staaten hat einen dynamischen Wachstumsmarkt geschaffen. Anleger können profitieren – wenn sie risikofreudig sind.

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Quelle: AP

Actionfilm-Star Jackie Chan ist als Vater traurig und enttäuscht. Das schrieb der chinesische Filmheld am vorigen Mittwoch in seinem Blog, nachdem die Verhaftung seines 31-jährigen Sohnes wegen Drogenbesitzes und -konsums bekannt geworden war. Im Haus von Jaycee Chan in Peking hatte die Polizei 100 Gramm Marihuana sichergestellt. Nun drohen dem Sprössling bis zu drei Jahre Haft. Vater und Sohn entschuldigten sich öffentlich. „Ich schäme mich“, schrieb Vater Jackie seinen Fans.

Staatliche Regelungen von Cannabiskonsum

In den USA müsste sich Chan nicht weiter schämen – auch wenn Drogenkonsum die moralische Vorbildfunktion des Prominenten lädiert. Denn dort ist in den Bundesstaaten Colorado und Washington der Genuss von Cannabis inzwischen legal. In 23 Bundesstaaten ist die Droge zudem für medizinische Zwecke erhältlich und der Besitz in geringen Mengen entkriminalisiert. Das heißt, er wird nicht strafrechtlich verfolgt.

Die US-Justiz freut sich über weniger Arbeit, der Fiskus über sprudelnde Steuereinnahmen. Vor allem aber ist Marihuana bereits im ersten Jahr der teilweisen Legalisierung ein Milliardenmarkt, für den sich längst auch Anleger, institutionelle Investoren und Banken interessieren.

Ende der Prohibition

Es herrscht eine Stimmung wie im Goldrausch, US-Journalisten sprechen vom Grünrausch. In weiten Teilen erinnert die Legalisierung des Rauschmittels an das Ende der Prohibition auf Alkohol in den USA, die von 1919 bis 1933 galt. Dass sie ein großer Fehler war, ist heute unumstritten. Anstatt Probleme aufgrund von Alkoholmissbrauch zu mindern, ist alles nur schlimmer geworden. Das ist sogar wissenschaftlich belegt. Das Verbot führte sogar dazu, dass noch mehr Alkohol getrunken wurde.

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In Mexiko ist Cannabis jetzt legal erhältlich. Quelle: dpa
StimmungsumschwungUS-Präsident Barack Obama hatte im Januar mit der Bemerkung für Aufsehen gesorgt, er halte Kiffen nicht für gefährlicher als das Trinken von Alkohol. Zugleich bezeichnete Obama, der in seiner Jugend selbst zum Joint griff, das Rauchen von Marihuana in einem Interview mit der Zeitschrift "The New Yorker" aber als "schlechte Idee" und "Laster". Laut einer Umfrage des Nachrichtensenders CNN von Anfang des Jahres spricht sich mittlerweile eine Mehrheit von 54 Prozent der US-Bürger für die Legalisierung von Marihuana aus. Quelle: AP
MedizinIn 18 US-Bundesstaaten darf das Rauschmittel für medizinische Zwecke verwendet werden. Die medizinischen Bedingungen sind allerdings unterschiedlich streng. Während viele Staaten Marihuana nur bei Krebs und anderen schweren Erkrankungen erlauben, kann es in Kalifornien schon für Rückenschmerzen verschrieben werden. Quelle: AP
Was Banken dürfenIm Februar 2014 steckte die Regierung in Washington einen engen Rahmen ab, in dem die Finanzinstitute Dienstleistungen für die Cannabis-Branche erbringen können. Die Banken müssen demnach genau darauf achten, dass ihre Kunden über die nötigen Lizenzen verfügen und sich an die gesetzlichen Auflagen halten.  Dazu gehört unter anderem das Verbot, Marihuana an Minderjährige zu verkaufen oder mit Drogenkartellen zusammenzuarbeiten. Außerdem müssen die Banken den Behörden über ihre Marihuana-Geschäfte regelmäßig Bericht erstatten und „verdächtige Aktivitäten“ melden. Quelle: dpa
CoffeeshopsBisher konnten ihre Geschäfte nur in bar abwickeln. Die neuen Regeln würden „größere finanzielle Transparenz in der Marihuana-Industrie fördern“ und „die Gefahren reiner Bargeschäfte abschwächen“, begründete die Direktorin der Strafverfolgungsbehörde des Finanzministeriums, Jennifer Shasky Calvery, die neuen Richtlinien. Quelle: AP
GeldquellePer Volksentscheid legte Colorado die Steuern auf Cannabis fest: Im Großhandel beträgt die Abgabe 15 Prozent, im Einzelhandel zehn Prozent. Außerdem müssen Konsumenten die übliche Mehrwertsteuer von 2,9 Prozent entrichten. Allein im Januar flossen so 2,9 Millionen Dollar an Steuern und knapp 600.000 Dollar an Gebühren in die Staatskasse. "Der erste Monat des Marihuana-Verkaufs hat den Erwartungen entsprochen", sagte die Leiterin der Steuerbehörde von Colorado, Barbara Brohl. Quelle: dpa
Börsengang in KanadaTweed Marijuana Inc. ist der erste börsengehandelte Marihuana-Hersteller Kanadas. Die Aktie hat beim Börsendebüt Anfang April im Vergleich zum Preis der am 7. März erfolgten Privatplatzierung deutlich zugelegt. Zum Börsenschluss in Toronto kostete sie am vergangenen Freitag 2,59 Kanada-Dollar. Bei der Privatplatzierung betrug der Preis 89 Cent. Damit lag das Plus bei 191 Prozent. Quelle: Screenshot

Das Ende der Prohibition auf Alkohol öffnete umgehend einen Riesenmarkt, entlastete den Steuerzahler sowie die Justizbehörden und rief geschäftstüchtige Unternehmer auf den Plan. Diese Aufbruchsstimmung ist nach der Legalisierung des Cannabis-Konsums in Teilen der USA nun ebenfalls zu spüren.

Seit Jahresbeginn darf in Colorado ganz legal und ohne Rezept vom Arzt gekifft werden – die Amerikaner sprechen bereits vom „High State“. Der Westküstenstaat Washington folgte mit der Liberalisierung im Februar. In den beiden US-Staaten ist in kürzester Zeit ein boomender Markt entstanden, von dem nicht nur Hersteller und Händler profitieren, sondern auch der Staat.

Bereits im ersten Monat der Legalisierung nahm Colorados Regierung zwei Millionen Dollar zusätzlich durch den besteuerten Haschisch-Handel ein. Im Juni waren es bereits 4,8 Millionen Dollar. Insgesamt spülte das erste Halbjahr dem Staat 25,3 Millionen Dollar in die Kasse. Colorados Gouverneur erwartet für das gesamte Jahr 60 Millionen Dollar zusätzlich im Steuersäckel. In Washington erwartet die Regierung Einnahmen von 51 Millionen Dollar. Tendenz in beiden Staaten: weiter stark zunehmend.

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